Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Macht anderen Mut

Setzt sich Hayley Kiyoko nicht genug für andere Lesben ein?

Millionen von LGBTQ-Mitgliedern nehmen die US-Sängerin zum Vorbild, welche dennoch an sich selbst zweifelt und über ihre Angst spricht, nicht häufig genug ihre Vorlieben öffentlich zu thematisieren.

Coming-out dank Musik

Hayley Kiyoko ist zum redaktionellen Zeitpunkt 28 Jahre jung, stammt aus Los Angeles und machte sich in der Film- und Musikindustrie schon früh einen Namen. Seit 2007 steht sie nicht nur vor der Kamera, sondern kann auch mit ihrer Stimme Millionen von Menschen aus der Seele sprechen und droppte Singles wie “Rich Youth”, “This Side of Paradise” und “Girls Like Girls”. Mit jenen Liedern gestand sie ebenfalls, dass sie lesbisch sei und feierte somit ihr Coming-out.

“Ich habe mich gewundert, dass mich die Leute nicht verurteilt haben. Ich war darauf vorbereitet, verurteilt und abgestempelt zu werden. Das war der Moment, in dem ich gemerkt habe, ich kann ich einfach ich selbst sein und die Leute finden das okay”, sagte Kiyoko im Interview mit dem “Paper”-Magazin und fügte hinzu, dass sie sich ein Beispiel an Sängerin Katy Perry genommen hatte, welche ihr den nötigen Push gab, ehrlich zu ihren Fans zu sein. “Ich habe den Song ‘I Kissed A Girl’ geliebt und tue es noch immer. Es war das erste Mal, dass ich eine Musikerin im Radio singen hörte, dass sie Küsse mit Mädchen toll findet. Ich habe sie bewundert.”

Hayley Kiyoko - Girls Like Girls [Official Music Video]
Hayley Kiyoko - Girls Like Girls [Official Music Video]

Stempelt sich als “schlechte Lesbe” ab

“Ich hoffe, dass jeder meine Musik hören und eine Verbindung zu ihr aufbauen kann, egal welche Sexualität er oder sie hat. Zugleich fühle ich mich aber auch geehrt, jenen Menschen eine Stimme zu geben, die sich im Mainstream nicht genug vertreten fühlen. […] Erwartungen sind mein Treibstoff, weil sie so hoch sind. Es ist meine größte Stärke, zugleich aber auch meine größte Schwäche, da ich jeden Tag von mir selbst und anderen enttäuscht werde. Es ist ein Balanceakt. Das Leben kann aufregend und elendig zugleich sein”, sagte Hayley im Interview mit “Eventim”, während sie vor exakt einem Jahr ihre Deutschland-Konzerte promotete.

Seit diesem Gespräch scheint sich im Leben der 28-Jährigen viel verändert zu haben. Millionen von LGBTQ-Mitgliedern nehmen die US-Sängerin zum Vorbild, welche dennoch an sich zweifelt und über ihre Angst spricht, nicht häufig genug ihre Vorlieben öffentlich zu thematisieren. Stattdessen stempelte sie sich als “schlechte Lesbe” ab und erklärte beim “Pride-Gipfel” der LGBTQ-Community: “Als ich erstmals in die Musikindustrie eintauchte, dachte ich mir: ‘Sie alle können nicht wissen, das ich lesbisch bin’ - dennoch bin ich lesbisch. Ich habe selbst Deals ausgeschlagen, weil ich für meine Musik bekannt sein wollte. Doch dann dachte ich: ‘Warum lehne ich es ab, wenn ich im Gegenzug den Stereotypen des Aussehens einer Lesbe verändern kann?’ […] Ich wollte überhaupt keinen Stempel, aber sobald ich meine Musik veröffentlichte, gab es da diese überschwängliche Unterstützung für die Tatsache, dass ich Mädchen mag. Ich lernte, dass ich dabei half, das für so viele Menschen zu normalisieren, indem ich meinen Stempel als Lesbe annahm. […] Die Schule, das Erwachsenwerden und das Leben an sich sind hart. Wenn jeder von uns stark sein und für den jeweils anderen einstehen kann, haben hoffentlich weniger Menschen solche Probleme und ein besseres Leben.”

Abschließend gestand Hayley Kiyoko ebenfalls, dass auch sie in Situationen unsicher sei und fügte hinzu: “Manchmal ist man überwältigt: Ich tue nicht genug, ich sage nicht genug. Ich fokussiere mich einfach darauf, Menschen am Leben zu halten.”