Ein Mädchen sitzt nachdenklich in einem Klassenzimmer an einem Schultisch, stützt den Kopf auf die Hand und blickt zur Seite. Vor ihr liegt ein Handy. Im Vordergrund ist unscharf ein Schüler von hinten zu sehen.
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Ein Mädchen sitzt nachdenklich in einem Klassenzimmer an einem Schultisch, stützt den Kopf auf die Hand und blickt zur Seite. Vor ihr liegt ein Handy. Im Vordergrund ist unscharf ein Schüler von hinten zu sehen.
Neuer Schulstoff in UK

Frauenhass & Porno-Kultur: Das wird jetzt Pflicht

Was Teenies online konsumieren, prägt ihr Frauenbild - oft auf erschreckende Weise. Großbritannien zieht jetzt die Reißleine und bringt das Thema in den Unterricht.

Großbritannien führt Pflichtunterricht gegen Frauenfeindlichkeit ein

Ab dem Schuljahr 2025/26 nimmt Großbritannien tiefgreifende Änderungen am RSHE-Unterricht (Relationships, Sex and Health Education) vor. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche besser gegen frauenfeindliche Inhalte, radikale Online-Ideologien und problematische Pornografie-Narrative zu schützen - und sie gleichzeitig im Umgang mit Themen wie Konsens, Macht und Beziehungsethik zu stärken.

Der Unterricht richtet sich dabei ausdrücklich an alle Kinder und Jugendlichen, nicht nur an Jungen. Mädchen sollen unter anderem besser über Frauenthemen wie Endometriose, Fruchtbarkeit oder sexuelle Selbstbestimmung informiert werden. Auch Themen wie spiking (K.O.-Tropfen), Methanol-Vergiftung und psychische Resilienz finden erstmals Eingang in den Lehrplan.

Ziel des Programms ist es auch, junge Männer dort abzuholen, wo sie derzeit gefährlich oft landen: in Internetblasen, in denen Frauenhass, Gewaltfantasien und sexualisierte Machtstrukturen als Normalität dargestellt werden. Influencer wie der verurteilte Frauenhasser Andrew Tate, Pornoplattformen ohne Alterskontrollen und Incel-Foren prägen das Frauenbild vieler Teenager - mit realen Folgen.

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Frauenhass: Großbritannien setzte auf frühzeitige Aufklärung statt später Intervention

Erziehungswissenschaftler:innen und Psycholog:innen schlagen seit Jahren Alarm: Immer mehr männliche Schüler geraten schon in jungen Jahren in digitale Echokammern, in denen sie mit frauenverachtenden Inhalten konfrontiert werden. Dort wird Männlichkeit als Dominanz, Emotionalität als Schwäche und Sexualität als Anspruch vermittelt.

Mit dem neuen Schulmodul will Großbritannien gegensteuern - und das frühzeitig, bevor sich problematische Sichtweisen verfestigen. Geplant sind unter anderem:

  • Unterrichtseinheiten zu gesunden Beziehungen, Respekt und Konsens
  • Analysen von Social-Media-Inhalten und problematischen Influencer-Narrativen (wie Andrew Tate) 
  • Auseinandersetzung mit Gewalt in Pornografie und deren Wirkung auf Jugendliche
  • Förderung emotionaler Intelligenz und empathischer Kommunikation

„Adolescence“: Netlix-Serie trifft Nerv der Zeit

Wie notwendig diese Aufklärung ist, hat zuletzt auch die britische Netflix-Serie „Adolescence“ deutlich gemacht. Das Drama erzählt die Geschichte eines Jugendlichen, der schleichend in Incel-Ideologie und Frauenhass abrutscht - bis es zur Gewalttat kommt. Die Serie wurde nicht nur zum Streaming-Erfolg, sondern auch zum Diskussionsstoff an Schulen, in Familien und in der Politik.

Obwohl fiktiv, ist die Geschichte hochrealistisch - und für viele Lehrkräfte erschreckend nah am Alltag: Jungen, die im Unterricht frauenverachtende Aussagen reproduzieren, Pornofantasien für Realität halten oder keinerlei emotionale Ausdrucksmöglichkeiten kennen. 

Femizide sind keine Randerscheinung - auch nicht in Deutschland

Die Entwicklung bleibt nicht folgenlos. Laut dem Femicide Census wird in Großbritannien alle drei bis vier Tage eine Frau von einem Mann getötet - meist durch (Ex-)Partner oder männliche Familienangehörige. Auch in Deutschland waren es laut Bundeskriminalamt allein im ersten Halbjahr 2025 schon 135 Femizide - also gezielte Tötungen von Frauen und Mädchen. Im Klartext heißt das: Alle 1,5 Tage wird in Deutschland im Schnitt eine Frau oder ein Mädchen getötet - weil sie weiblich ist.

Zahlreiche weitere Fälle werden nicht als solche klassifiziert, obwohl die Tatmotive klar frauenfeindlich sind. Expert:innen sprechen daher von einer hohen Dunkelziffer und fordern mehr Sensibilität im Straf- und Bildungssystem.

Diese Taten sind nicht das Ergebnis von Einzelschicksalen, sondern Ausdruck von tief verwurzeltem Frauenhass, Machtansprüchen und patriarchalen Denkstrukturen, die oft früh angelegt und durch das Internet verstärkt werden.

Bridget Phillipson: „Wir müssen Kinder gegen digitale Manipulation stärken“

Genau hier setzt der britische RSHE-Unterricht an - und könnte auch für andere europäische Länder Vorbild sein, die bislang vor ähnlichen Herausforderungen stehen, aber oft nur punktuell reagieren. 

Bildungsministerin Bridget Phillipson spricht in ihrer offiziellen Stellungnahme offen über ihre Erfahrungen als frühere Leiterin eines Frauenhauses - und darüber, wie sehr sie sich Aufklärung bereits in jungen Jahren gewünscht hätte:

„Ich will, dass unsere Kinder den Kräften im Internet widerstehen können, die junge Köpfe manipulieren. Schulen und Eltern spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, echte Vorbilder von toxischen zu unterscheiden.“

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