2020 ist nicht nur das Jahr der Pandemie und das Jahr, indem Kinder und Jugendliche auf die Straße gehen, um gegen den Klimawandel zu demonstrieren, sondern auch das Jahr, indem Musiker ihre Stimme gegen Rassismus und Chancenungleichheit erheben. Gesellschaftskritische Texte liefert die Musikindustrie seit Jahren - doch selten kamen sie von Pop-Künstlern, die keine Nischensongs produzierten, sondern mit ihren Titeln auf Platz 1 der Charts landeten. Und selten ging es in Stücken, die auf Missstände hinweisen, weniger um Radiotauglichkeit, als um einen Aufschrei und ein Auflehnen gegen bestehende Systeme.
Gegen Rassismus und Chancenungleichheit
Wir erinnern uns an George Floyd, auf dessen Hals ein Polizeibeamter mehr als neun Minuten kniete und ihm so die Luft abschnürte, an die Notfallsanitäterin Breonna Taylor, die während eines Schusswechsels mit der Polizei in ihrem eigenen Haus erschossen wurde, an den sechsfachen Vater Jacob Blake, dem ein Polizist vor den Augen seiner Kinder sieben Mal in den Rücken schoss und der seither Querschnittsgelähmt in einem Krankenhaus liegt.
Es sind die Namen der Menschen, die nur ein paar der vielen Afro-Amerikaner ausmachen, die aufgrund von Polizeigewalt und Amtsmissbrauch den Tod fanden. Die "Black Lives Matter"-Demonstrationen sind größer und stärker denn je, gerade auch, weil US-Präsident Donald Trump das Problem der Polizeigewalt gegen Schwarze in einem Gespräch mit dem Sender CBS relativiert. Dort wies Trump darauf hin, dass Weiße häufiger durch Polizisten getötet würden. Tatsächlich sind laut einer Datensammlung der Washington Post seit 2015 2.499 Weiße bei Polizeieinsätzen ums Leben gekommen. Ihnen gegenüber stehen 1.301 Schwarze. Mit der Bevölkerungszahl ins Verhältnis gesetzt verkehrt sich das Bild indes ins Gegenteil, wie die Statista-Grafik zeigt. Dann stehen 31 getötete Schwarze je eine Million Menschen dieser Bevölkerungsgruppe 13 getöteten Weißen gegenüber.
Eine ungewisse Zukunft, Unruhen, Krawalle, Ungleichheiten - all diese Themen behandeln diese vier Musiker in ihren Songs, die treffender nicht sein könnten. Wir möchten Euch deshalb die Titel von Nas, Billie Eilish, Pharrell Williams und Cossu vorstellen, die Ihr 2020 gehört haben solltet.
1. Billie Eilish: My Future
Schon der Titel lässt erahnen, worin es in Billie Eilish neuestem Werk geht. Augenscheinlich besingt die 18-Jährige die Liebe zu sich selbst und dass sie keine zwischenmenschliche Beziehung brauche, sondern zu sich selbst finden möchte und sich deshalb auf ihre Zukunft freue. Jedoch bezieht sich Eilish, die "My Future" zusammen mit ihrem Bruder Finneas geschrieben hat, auch auf die Unruhen in den USA und den anstehenden Wahlkampf. Ihren Fokus legt Eilish in "My Future" nicht rein auf ihre eigene Zukunft - vielmehr geht es der Singer-Songwriterin in ihrem Stück darum, die Menschen wachzurütteln und etwas für eine glückliche Zukunft zu tun. Deutlich macht sie das in einer E-Mail an ihre Fans: "Wir müssen weiter für das kämpfen, was wir für richtig halten. Wir müssen wählen. Wir müssen uns um die Erde kümmern. Wir müssen für Black Lives Matter kämpfen."
2. Nas: 10 Points und King's Disease
Er ist und bleibt einer der größten Rapkünstler der 90er und frühen 2000er Jahre: Nas. Bereits früh bewies der heute 46-Jährige, dass er seine Stimme dazu nutzt, Kritik an der Gesellschaft zu üben. Eine seiner größten politisch geprägten Platten ist das namenlose Album, das der Musiker 2008 vor der Wahl Obamas zum US-Präsidenten herausbrachte. Mit Release seines Überraschungsalbums "King's Disease", das am 21. August 2020 erschienen ist, liefert Nas nun abermals 13 Tracks ab, die Gehör finden sollten und der schwarzen Kultur gewidmet sind. Die Inspiration für "10 Points" und dem gleichnamigen Titel "King's Disease" lieferten die "Black Lives Matter"-Demos in den USA.