Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Seine Musik verstoße gegen die ethischen Werte der Organisation

Chefket wirft "Fridays for Future"-Bewegung Rassismus vor

Eigentlich sollte der Deutschrapper Chefket den heutigen "Fridays for Future"-Klimastreik in Berlin mit einem Auftritt in Szene setzen - doch dann kam alles anders. Jetzt stehen Rassismusvorwürfe gegen die Organisation im Raum.

Fridays for Future 

Seit die 16-jährige Greta Thunberg im August 2018 entschied freitags die Schule zu schwänzen, um auf den Klimaschutz aufmerksam zu machen, nahmen sich immer mehr Schüler ein Beispiel an der Schwedin, die dank ihrer globalen Bewegung "Fridays for Future" für den Nobelpreis nominiert wurde. Auch am 24. Mai hat Greta wieder zu weltweiten Demonstrationen aufgerufen - unter anderem in Berlin. Hier wollte die ansässige "Fridays for Future"-Organisation ihren Protestmarsch mit einem Konzert des 37-jährigen Rappers Chefket beenden - doch dazu kommt es nicht, der Auftritt des "Rap & Soul"-Interpreten wird kurzfristig gecancelt.

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt

Kollabo-Remix Schuld an Ausladung 

Am 17. Mai sei Chefket von der Berliner Organisation eingeladen worden, am 24. Mai Teil der Klimaschutz-Bewegung zu sein, die auf dem Platz vor dem Brandenburger Tor stattfindet. Gegenüber der "taz" gibt der Musiker an, dass seine Teilnahme nur zwei Tage später bestätigt, jedoch weitere 24 Stunden später bereits wieder gestrichen worden sei. Doch das allein sei nicht der Grund für Chefkets Ärger. Die "Fridays for Future"-Organisation in Berlin habe den Heidenheimer ausgeladen, weil er "gegen ihre ethischen Wertvorstellungen" verstoßen würde. Was damit gemeint ist? Eine musikalische Kollabo aus dem Jahr 2015 - damals hatte Chefket einen Remix seines Tracks "Rap & Soul" mit Joy Denalane, Max Herre und dem mehrfach vorbestraften Gangster-Rapper Xatar veröffentlicht. Nach letzterem wurde 2016 europaweit gefahndet - der Vorwurf: Beteiligung an versuchtem Totschlag.  

Chefket - Rap & Soul Remix feat. Joy Denalane, Max Herre & Xatar
Chefket - Rap & Soul Remix feat. Joy Denalane, Max Herre & Xatar

"Sido anzufragen ist der Gipfel der Absurdität" 

Via Instagram-Story macht Şevket Dirican, wie Chefket mit bürgerlichem Namen heißt, seinem Ärger Luft und veröffentlicht dort seine Antworten auf das "taz"-Interview: "Aufgrund der ungewöhnlichen Absage in der das Xatar-Feature als ethisches Problem dargestellt wurde, habe ich mir die Frage gestellt, ob das bei Annenmaykantereit auch ein Thema war, aufgrund des SXTN- oder KIZ-Features. Wenn Max Herre angefragt worden wäre, hätte man ihn dann auch ausgeladen, weil er mal mit Xatar zusammengearbeitet hat? Wenn es wirklich um das Feature geht, ist das Problem unendlich. Man kann den Gedanken immer weiter spinnen ... Clueso dürfte dann auch nicht dort spielen, da er mit mir zusammengearbeitet hat und ich wiederum mit Xatar. [...] Sehen Sie wie absurd das klingt? Im Nachhinein dann Sido anzufragen ist somit der Gipfel der Absurdität." 

"White Days for Future" 
Chefket, der angibt "aufgrund von Alltagsrassismus sensibilisiert" zu sein, habe abgewägt, ob er die Absage, allen voran aber deren Begründung, auf sich sitzen lässt oder ob er die Verantwortlichen mit ihrem Handeln konfrontieren solle. "Auf dem Weg ins Studio habe ich die Mail gelesen. Dort angekommen konnte ich mich dann auf nichts anderes mehr konzentrieren. Das musste in dem Moment einfach gesagt werden. Und zwar genau so. Ungefiltert". Vor seiner offiziellen Stellungnahme bezeichnete der 37-Jährige die Klimawandel-Bewegung aus dieser Emotion heraus kurzerhand als "White Days for Future". In den Sozialen Medien entflammte daraufhin eine Welle der Empörung, Rassismusvorwürfe wurden laut, eine Diskussion darüber, wie "weiß" die "Fridays for Future"-Organisationen und deren Anhänger denn nun sein dürften, ließ nicht lange auf sich warten. 

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt

"Als wäre die Opferrolle ein Privileg und kein Kampf"

"Die Reaktionen darauf haben mich selber überrascht. Das Interessante bei Rassismus ist ja, dass man sich, solange man ihn stillschweigend hinnimmt, alleine und ausgegrenzt fühlt. Sobald man allerdings darüber spricht, schwindet das Gefühl der Einsamkeit und man merkt, wie viele Menschen um einen herum davon betroffen sind", so der Künstler in seinem Instagram-Statement weiter. "Dass ich mir leider auch anhören musste, ich würde die 'Rassismus Karte' ziehen und man mir ernsthaft versucht hat die Worte im Mund umzudrehen, als wären rassistische Strukturen nicht vorhanden, hat mich leider nicht so sehr überrascht. Als wäre die Opferrolle ein Privileg und kein Kampf". Dass die Berliner "FFF"-Organisation ihm bislang nicht mitgeteilt hat, "gegen welche ethischen Werte" er mit seiner Musik genau verstoße, wundere Chefket ebenso wenig. "Wenn man das Konstrukt von Rassismus verstanden hat, weiß man allerdings, warum meine Frage nicht konkret beantwortet werden", heißt es abschließend in dem Statement. 

Die heutigen "Fridays for Future"-Klimamärsche finden in mehreren deutschen Städten statt, darunter auch Köln, Stuttgart und München. Im Fokus sollte wenige Tage vor der Europawahl besonders der Sinn der Organisation stehen: Klimaschutz für eine Zukunft! 

FRIDAYS FOR FUTURE - #voteclimate #globalstrike #foodwaste - KLIMAWAHL
FRIDAYS FOR FUTURE - #voteclimate #globalstrike #foodwaste - KLIMAWAHL