Künstler und Clubs fordern Smartphone-Verbote
Immer mehr Künstler und Veranstalter setzen Handy-Verbote bei Konzerten oder in Clubs. Haben Künstler tatsächlich das Recht, ihre Auftritte "handyfrei" zu gestalten?
Immer mehr Künstler und Veranstalter setzen Handy-Verbote bei Konzerten oder in Clubs. Haben Künstler tatsächlich das Recht, ihre Auftritte "handyfrei" zu gestalten?
Stell Dir vor, Du bist auf einem Konzert - doch, statt es mit allen Sinnen zu erleben, siehst Du die Show durch den Bildschirm anderer. Nervt oder?
Rapper RIN setzt deshalb auf eine besondere Regelung für seine kommende Tour, die er gemeinsam mit Sänger Schmyt spielt: Die "No Phones Allowed Tour" startet am 14. November - und der Name ist Programm, denn RIN fordert von seinen Fans ein, ihre Handykameras vor dem Gig abzukleben.
In einem ausführlichen Statement auf Instagram erklärt der 30-Jährige aus Bietigheim-Bissingen seine Beweggründe. Einerseits wolle er den Druck auf seine Fans verringern, ständig dem Social-Media-Zwang zu folgen. Andererseits sei ihm wichtig, dass bei seinen Shows wieder das "Experimentelle und Freie" im Vordergrund steht, ohne die Sorge, dass alles sofort ins Netz gelangt. "Ich würde super gerne Songs vom neuen Album spielen, ohne dann zu wissen, dass der Scheiß komplett im Netz landet", so RIN.
Mit seiner Entscheidung, Handys zu verbannen, reiht sich RIN in eine lange Riege von Künstlern wie Alicia Keys, DJ Anyma oder Jack White von "The White Stripes" ein. Jack White, bekannt für seine klare Haltung zu diesem Thema, setzte bereits 2018 die YONDR-Taschen ein, um Smartphones von seinen Auftritten zu verbannen. Diese speziellen Beutel, in der die Handys der Konzertbesucher während des Gigs verschlossen werden, sorgen dafür, dass das Publikum die Musik ohne Ablenkung erleben kann. White selbst erklärte, dass seine Fans die Möglichkeit haben sollten, "die Musik und unsere gemeinsame Liebe dazu in PERSON zu erleben".
Auch Clubs wie "Fridas Pier" in Stuttgart fordern ihre Gäste dazu auf, für den Moment und nicht für die sozialen Netzwerke zu leben.
Auf der Website des Clubs, der in einem 60 Jahre alten Frachtkahn auf dem Neckar, untergebracht ist, heißt es dazu: "Wir alle gehen feiern um abzuschalten, neu zu starten, um uns gehen zu lassen, um Spaß zu haben und um dem Alltag zu entfliehen. Wir wollen uns beim Feiern keine Gedanken darüber machen, ob und in welchem Zustand wir am nächsten Tag möglicherweise in den sozialen Medien zu sehen sind. Wir wollen uns auf dem Dancefloor nicht zurückhalten müssen, weil die Person neben uns Selfies von sich macht und wir möglicherweise im Hintergrund zu sehen sind. Wir wollen nicht von Handylicht geblendet werden, sondern nur vom Strobo!
Bitte respektiere die Privatsphäre von Deinen Mitfeiernden, lasse Dein Handy in der Tasche und mache keine Foto- und Videoaufnahmen im Club (Unterdeck). Genieße den Moment nicht durch dein Smartphone, sondern sei im hier und jetzt - ohne Handy, ohne Social-Media".
Künstler und Veranstalter haben das Recht, den Gebrauch von Handys bei ihren Veranstaltungen einzuschränken oder zu verbieten - das regelt das Hausrecht des Veranstalters. Er kann entscheiden, in welchen Bereichen des Veranstaltungsortes Smartphones verwendet werden dürfen und wo sie verboten sind.
Wenn Musiker oder Clubs solche Regeln erlassen, müssen sie diese jedoch vorab klar und transparent kommunizieren, damit Fans und Gäste nicht überrascht werden, wenn sie am Veranstaltungsort ankommen.