Kein Bock auf 9 to 5? Selbstständig durch Gründung
Immer mehr Menschen hinterfragen starre Arbeitsmodelle, da der klassische Büroalltag an Attraktivität verliert, wohingegen selbstbestimmte Karrierewege Interesse wecken.
Immer mehr Menschen hinterfragen starre Arbeitsmodelle, da der klassische Büroalltag an Attraktivität verliert, wohingegen selbstbestimmte Karrierewege Interesse wecken.
Viele junge Menschen halten sich grundsätzlich für gründungsfähig. Laut Bertelsmann-Stiftung geben sogar knapp 40 Prozent der 14- bis 25-Jährigen an, sich vorstellen zu können, ein Unternehmen zu starten. Rund elf Prozent planen bereits aktiv eine Gründung, circa 29 Prozent zeigen sich unsicher.
Trotz dieses hohen Interesses entsteht kaum Veränderung, denn die Realität zeigt, dass weniger als zwölf Prozent der 18- bis 24-Jährigen ihre Ideen in die Tat umsetzen. Oft fehlt Erfahrung, viele betrachten Gründung aber auch als emotional riskant oder schlicht zu stressig. Bei Befragten, die keine Gründung in Erwägung ziehen, nannten rund ein Viertel fehlendes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, ein Fünftel mangelndes Know-how, ein Sechzehntel den empfundenen Stress als Hindernis.
Und tatsächlich erfordert eine Gründung Planung, Belastbarkeit, Netzwerke und unternehmerisches Denken. Qualitäten, die sich nicht aus Lifestyle-Magazinen ableiten lassen. Wirklich loszulegen heißt, realistische Einschätzung vorzunehmen, statt Imagepflege zu betreiben. Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt darum Maßnahmen, die jungen Gründungsinteressierten echtes Handwerkszeug an die Hand geben.
Workshops und Schülerfirmen fördern unternehmerisches Denken bereits im Laufe der Schulzeit. Mentoring-Programme und Vernetzungsmöglichkeiten verknüpfen Gründer mit Fachleuten und Gleichgesinnten und eine Start-up-Grundsicherung, die Sozialleistungen und Kündigungsschutz bietet, zeigt bereits positiven Effekt bei der Gründungsmotivation junger Menschen. Das Bild vom Gründen als coolem Lifestyle blendet diese Anforderungen aus. Menschen, die jedoch tatsächlich in die Selbstständigkeit starten, übernehmen Verantwortung, treffen Entscheidungen unter Unsicherheit, tragen Konsequenzen und lernen schmerzhaft häufig erst durch Fehler. Gründungserfolg entsteht selten durch das kreierte Image. Er entsteht durch echten Einsatz, Lernbereitschaft und geeignete Unterstützung.
Viele junge Menschen treibt die Aussicht auf echte Selbstbestimmung an. Sie wollen keine endlosen Hierarchien, aber es geht auch um die Umsetzung der eigenen Ideen und das Übernehmen von Verantwortung für das eigene Handeln. Der Gedanke, direkten Einfluss auf das eigene Projekt zu haben, motiviert einige stärker als ein sicherer, aber monotoner Job voller ineffizienter Prozesse.
Junge Gründer verbinden ihre Arbeit häufig mit Werten und Zielen, die ihnen am Herzen liegen. Dabei stehen nicht Luxus und Status im Vordergrund; es geht vielmehr um Sinn und Wirkung. Die Aussicht, eigene Entscheidungen zu treffen, begeistert. Dazu kommt das Gefühl, etwas Eigenes zu schaffen, das über das Selbst hinaus wächst. Diese Selbstwirksamkeit treibt viele an, auch wenn sie dafür lange Arbeitszeiten, Rückschläge und finanziellen Druck in Kauf nehmen. Auch Themen wie Umweltschutz, soziale Beiträge und Diversität befeuern heute die Vorhaben junger Unternehmer.
Junge Gründer starten oft mit viel Energie, jedoch lässt sich nicht jede Aufgabe allein bewältigen. Wer die eigenen Stärken klar einordnet, spart Zeit und vermeidet Fehler. Ein kreatives Produkt bedeutet nicht automatisch Erfahrung in Finanzplanung oder Recht. Externe Hilfe in Bereichen wie Steuerberatung, Vertragsgestaltung oder Marketing verhindert, dass kleine Probleme später groß werden.
Besonders die Verwaltung finanzieller Abläufe stellt viele Start-ups vor gewisse Hürden, denn Rechnungen, Belege und Steuerunterlagen kosten Zeit und bergen bei falscher Handhabung Risiken. Die Digitalisierung der Buchhaltung erleichtert die in diesem Bereich anfallenden Prozesse deutlich. Automatisierte Systeme erfassen nämlich Belege, ordnen sie korrekt zu und schaffen so mehr Transparenz. Gründer gewinnen dadurch Ressourcen, um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren, anstatt stundenlang Papierkram zu sortieren. Ergänzend helfen Online-Fachschulungen, News und passende Tools zum Thema Gründen, um den Unternehmensstart strukturiert vorzubereiten und wichtige Kenntnisse gezielt aufzubauen.
Neben technischer Unterstützung hilft ein starkes Netzwerk. Mentoren, Fachleute aus der Branche und Gleichgesinnte teilen schließlich Erfahrungen und geben praxisnahe Tipps.
Ein klarer Plan sorgt für Orientierung und minimiert Risiken. Wichtige Schritte bilden die Grundlage für einen erfolgreichen Start:
Viele junge Unternehmen erreichen in den ersten Jahren keine großen Gewinne. Trotzdem bringt die Gründung einen erheblichen Mehrwert, wobei die persönliche Entwicklung für viele Jungunternehmer im Vordergrund steht. Gründer lernen schließlich, komplexe Probleme zu lösen, Entscheidungen unter Druck zu treffen und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Diese Erfahrungen prägen nachhaltig und schaffen Fähigkeiten, die in keinem Studium vermittelt werden. Auch ohne Millionen auf dem Konto bietet die Gründung deshalb ein Gefühl von Selbstwirksamkeit.