Studie belegt Vorteile der Vier-Tage-Woche
Internationale Großstudie zeigt: Kürzere Arbeitszeit steigert Gesundheit, Zufriedenheit und Produktivität.
Internationale Großstudie zeigt: Kürzere Arbeitszeit steigert Gesundheit, Zufriedenheit und Produktivität.
Ein Tag mehr Wochenende, weniger Stress, bessere Gesundheit - und trotzdem kein Gehaltsverlust? Was für viele nach einer Wunschvorstellung klingt, wird international längst getestet - und mit Erfolg. Eine neue Studie, veröffentlicht im Fachjournal Nature Human Behaviour, bestätigt: Die Vier-Tage-Woche bringt messbare Vorteile für Beschäftigte - ohne wirtschaftliche Einbußen für Unternehmen.
Fast 3.000 Mitarbeitende aus 141 Firmen in sechs Ländern nahmen an dem großangelegten Experiment teil. Der Effekt: weniger Burnout, weniger Schlafprobleme, bessere mentale Gesundheit - und das bei konstanter oder sogar gesteigerter Arbeitsleistung.
Angestellte sind glücklicher, ausgeglichener und schlafen besser
Initiiert wurde der Versuch von der Organisation 4 Day Week Global, gemeinsam mit einem Forschungsteam um die Soziologinnen Fen Wan und Juliet Schor vom Boston College in Massachusetts. Sechs Monate lang untersuchten sie, wie sich eine reduzierte Arbeitszeit - bei vollem Gehalt - auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auswirkt.
Erfasst wurden dabei unter anderem Burnout-Symptome, Arbeitszufriedenheit sowie körperliche und psychische Gesundheit. Im Durchschnitt arbeiteten die Teilnehmenden fünf Stunden pro Woche weniger - ohne Lohneinbußen. In einigen Fällen sank die Wochenarbeitszeit sogar um acht Stunden oder mehr.
Das Ergebnis: Je stärker die Arbeitszeitverkürzung, desto klarer die positiven Effekte. Besonders auffällig war der Rückgang von Erschöpfung und psychischen Belastungen. Auch Schlafqualität und Konzentrationsfähigkeit verbesserten sich. Der zusätzliche freie Tag zahlte sich also aus - nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für die Arbeitgeber.
Parallelen zur UK-Studie von 2023
Bereits vor zwei Jahren zeigte ein groß angelegter Pilotversuch im Vereinigten Königreich ähnliche Ergebnisse. Über 60 Unternehmen nahmen am Projekt von 4 Day Week Global teil, begleitet von Forscher:innen der Universitäten Cambridge und Oxford.
Die Ergebnisse:
Die zusätzliche freie Zeit wurde laut Studie vor allem für Familie, Regeneration und Weiterbildung genutzt.
Auch in Deutschland läuft seit Februar 2024 ein großangelegter Pilotversuch. Initiiert wurde er von Intraprenör, 4 Day Week Global und der Universität Münster. 45 Unternehmen unterschiedlichster Branchen - vom Handwerk über IT bis zur Beratung - testen die 4-Tage-Woche im Rahmen des sogenannten „100-80-100“-Modells: 100 % Lohn bei 80 % Zeit für 100 % Leistung.
Erste Zwischenergebnisse zeigen, dass Beschäftigte zufriedener sind, sich seltener krankmelden und konzentrierter arbeiten. Die Produktivität blieb weitgehend erhalten. Kleinere und mittlere Unternehmen gelten dabei als Vorreiter - Großkonzerne zeigen sich bislang noch zögerlich.
Einige Unternehmen in Deutschland haben das Modell bereits dauerhaft eingeführt oder befinden sich noch in Testphasen. Dazu zählen u. a.:
Zentrale Beweggründe für die Vier-tage-Woche sind nicht nur Mitarbeiterbindung und Gesundheit, sondern auch der zunehmende Fachkräftemangel und der Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance.
Wunsch aus der Belegschaft: Mehr Zeit statt mehr Geld
Laut einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung wünschen sich rund 80 % der deutschen Vollzeitbeschäftigten eine verkürzte Arbeitswoche - allerdings nur mit vollem Lohnausgleich. Hauptgründe: Mehr Zeit für Familie, Gesundheit und persönliche Interessen.
Auch wenn die Politik derzeit kein konkretes Gesetz zur Viertagewoche plant, wächst der öffentliche Druck. Die gesellschaftliche Debatte ist längst eröffnet - getrieben durch Studienergebnisse, Pilotversuche und veränderte Ansprüche an modernes Arbeiten.