Dein Musikgempfinden ist genetisch bedingt
Warum empfinden Menschen Freude an Musik? Hat das etwas mit unserer Persönlichkeit zu tun - oder vielleicht sogar mit unseren Genen?
Warum empfinden Menschen Freude an Musik? Hat das etwas mit unserer Persönlichkeit zu tun - oder vielleicht sogar mit unseren Genen?
Warum bekommen wir bei manchen Songs Gänsehaut? Wieso fühlen wir uns durch Musik verstanden, getröstet oder einfach nur richtig gut? Eine neue Studie liefert jetzt eine spannende Antwort: Unsere Gene könnten mitentscheiden, wie sehr wir Musik genießen.
Musik liegt uns (vielleicht) im Blut
Ein internationales Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik in Nijmegen (Niederlande) und des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik in Frankfurt hat eine große Zwillingsstudie durchgeführt. Dabei wurde untersucht, ob der Musikgenuss vererbt wird - also in unseren Genen liegt.
Die Forschenden wollten herausfinden: Warum empfinden Menschen Freude an Musik? Hat das etwas mit unserer Persönlichkeit zu tun - oder vielleicht sogar mit unseren Genen?
Über 9.000 Zwillinge im Test
Gemeinsam mit dem bekannten Karolinska-Institut in Schweden analysierten sie Daten von mehr als 9.000 Zwillingen. Verglichen wurden eineiige Zwillinge, die genetisch fast identisch sind, mit zweieiigen Zwillingen, die sich nur teilweise ähneln.
Dabei ging es nicht nur darum, ob Musik gefällt, sondern auch, wie stark Musik Emotionen auslöst, ob man beim Hören Lust bekommt zu tanzen oder gar zu weinen.
Das Ergebnis: Der Musikgenuss ist tatsächlich zum Teil erblich. Rund 54 Prozent der Unterschiede im Musikempfinden lassen sich durch genetische Faktoren erklären. Und: Diese Gene sind zum Teil anders als die, die unsere allgemeine Freude oder musikalische Fähigkeiten beeinflussen.
Besonders spannend: Nicht ein einziges „Musik-Gen“ ist dafür verantwortlich, sondern gleich mehrere genetische Wege wirken zusammen. Sie beeinflussen unterschiedliche Bereiche - etwa wie stark wir durch Musik Gefühle regulieren können, ob wir gern im Takt tanzen oder wie sehr wir Musik in der Gruppe genießen.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass es verschiedene genetische Bausteine gibt, die jeweils andere Seiten des Musikgenusses betreffen“, erklärt Studienleiter Giacomo Bignardi.
Was das für uns bedeutet
Die Erkenntnisse zeigen: Musik ist nicht nur ein kulturelles oder soziales Phänomen – sie könnte tief in unserer Biologie verwurzelt sein. Warum das so ist, bleibt aber weiter ein Rätsel.
Schon Charles Darwin war fasziniert davon, wie stark Musik den Menschen berührt. Vielleicht helfen uns diese neuen genetischen Erkenntnisse irgendwann, besser zu verstehen, warum Musik für viele Menschen so unverzichtbar ist – fast wie ein Grundbedürfnis.