Astronomer holt Gwyneth Paltrow als Sprecherin
Nach dem viralen Kiss-Cam-Skandal reagiert die Tech-Firma mit Humor - und setzt dabei auf eine Frau, mit der niemand gerechnet hat: Chris Martins Ex.
Nach dem viralen Kiss-Cam-Skandal reagiert die Tech-Firma mit Humor - und setzt dabei auf eine Frau, mit der niemand gerechnet hat: Chris Martins Ex.
Es gibt Geschichten, die schreibt nur das Leben - oder in dem Fall: das Internet. Diese beginnt mit einer Kiss-Cam, einem Kommentar von Chris Martin - und endet vorläufig mit Gwyneth Paltrow als Gesicht eines Tech-Unternehmens, das bis vor Kurzem kaum jemand kannte.
Was wie ein PR-Witz klingt, ist Realität: Astronomer, eine US-Firma für Data-Workflows, holt die Schauspielerin und Unternehmerin als "temporäre Sprecherin" an Bord, nachdem das Unternehmen durch einen viralen Konzertmoment seines CEOs und seiner Personalchefin in Erklärungsnot geriet.
Am 16. Juli 2025 spielt Coldplay im Gillette Stadium in Massachusetts. Die Kiss-Cam des Abends zoomt auf zwei Personen im Publikum: Andy Byron, CEO von Astronomer, und Kristin Cabot, Personalchefin desselben Unternehmens. Die beiden wirken vertraut - und ducken sich hektisch und panisch weg, als sie bemerken, dass die Kamera sie filmt.
Coldplay-Frontmann Chris Martin beobachtet die Szene von der Bühne aus und kommentiert trocken: „Either they’re having an affair, or they’re just very shy“ - nichtsahnend, dass Martin gerade die Affäre zwischen einem CEO und seiner Personalchefin öffentlich gemacht hat. Der Clip verbreitet sich dank TikTok in Windeseile, sorgte für Empörung, aber allen voran viel Spott im Netz. Wenige Tage nach Veröffentlichung treten Byron und Cabot zurück. Um das erschütterte Vertrauen in seine Führungsetage wieder herzustellen, setzt Astronomer auf Humor und auf die Ex-Frau des Mannes, der den Eklat unfreiwillig mit ausgelöst hat.
In einer Situation, in der viele Unternehmen mit einer distanzierten Pressemeldung reagiert hätten, geht Astronomer einen völlig anderen Weg. Sie setzen auf Humor, Popkultur - und Gwyneth Paltrow.
In einem ironisch inszenierten 60-Sekunden-Clip, veröffentlicht auf dem offiziellen X-Account des Unternehmens, tritt Paltrow als "very temporary spokesperson" auf. Ganz in PR-Manier beginnt sie mit den Worten: "Astronomer has gotten a lot of questions over the last few days …"
Gleich die erste Frage, die als Text eingeblendet wird könnte treffender und humorvoller nicht sein. Sie lautet schlicht: "OMG! What the actual f…", wird von Paltrow trocken beantwortet mit: "Yes, Astronomer is the best place to run Apache Airflow."
Kein Wort über den Skandal. Kein Kommentar zur Affäre. Aber jeder weiß, worum es eigentlich geht.
Weil es auf mehreren Ebenen passt. Paltrow war über zehn Jahre mit Coldplay-Sänger Chris Martin verheiratet. Sie ist nicht nur Schauspielerin, sondern auch Unternehmerin und erfahrene Medienfigur. Sie kennt die Bühne, kennt Krisen, kennt Ironie - und weiß genau, wie man Aufmerksamkeit dosiert einsetzt.
PR-Experten wie Jordan Greenaway bezeichnen den Schritt als "clever" - weil er nicht um die Situation herumredet, sondern sie spielerisch einrahmt. Es geht nicht darum, den Skandal kleinzureden, sondern ihn zu entschärfen, indem man ihn kulturell einordnet: als Moment, den eh schon alle gesehen haben.
Der virale Effekt gibt der Strategie recht. Das Video wird über 27 Millionen Mal angesehen, der Traffic auf der Website des Unternehmens soll sich um das 150-fache gesteigert haben. Der neue Interims-CEO Pete DeJoy schreibt auf LinkedIn: "Astronomer ist jetzt ein Name, den man kennt."