Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Neue Masche: "CEO-Fraud"

Bäckerei-Mitarbeiterin überweist irrtümlicherweise 1,9 Millionen Euro nach Hong Kong

Eine Buchhalterin der großen, süddeutschen Bäckerei-Kette "Hofpfisterei" ist auf einen fiesen E-Mail-Trickbetrug hereingefallen, durch den sie 1,9 Millionen Euro nach Hong Kong überwies. Die Anweisungen aus der Mail kamen dabei angeblich von der Geschäftsführerin höchstpersönlich – Spoiler: Kamen sie nicht.

Eine Buchhalterin der großen, süddeutschen Bäckerei-Kette "Hofpfisterei" ist auf einen fiesen E-Mail-Trickbetrug hereingefallen, durch den sie 1,9 Millionen Euro nach Hong Kong überwies. Die Anweisungen aus der Mail kamen dabei angeblich von der Geschäftsführerin höchstpersönlich – Spoiler: Kamen sie nicht.

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Betrug!

Laut einer Studie von Partnern des amerikanischen Netzanbieters "Verizon" klicken etwa 23 Prozent der Menschen betrügerische Spam-Mails und deren Inhalt an. Weitere elf Prozent öffnen sogar noch die Anhänge dieser E-Mails, die in den meisten Fällen Trojaner beinhalten oder zu dubiosen Unterseiten weiterleiten, auf denen der Empfänger dann aufgefordert wird, vertrauliche Daten einzutragen. Doch neben handelsüblichen privaten Mail-Adressen, werden auch Business- und Regierungsadressen von derartigen Betrugsnachrichten anvisiert. Als wären gestohlene Fotos und Passwörter nicht bereits genug, entfalten diese Attacken erst ihre vollständige Zerstörungskraft, wenn es schließlich um Geld geht. Ein Mann aus der britischen Grafschaft Northfolk wurde beispielsweise so glaubwürdig von Betrügern überzeugt, im Lotto gewonnen zu haben, dass er über fünf Jahre hinweg ganze 350.000 Euro an diese überwies - alles in der Hoffnung, der versprochene Millionenbetrag würde nach den Zahlungen auf sein Konto eingehen.

Nun wurde jedoch eine Buchhalterin der bayrischen Bäckereikette "Hofpfisterei" das Opfer einer neuen, hinterhältigen Betrugsmasche namens "CEO-Fraud" – zu Deutsch: "Geschäftsführerbetrug". Eine E-Mail, deren Verfasserin die Geschäftsführerin der Kette selbst gewesen sein soll, veranlasste die Mitarbeiterin dazu, einen Betrag von sage und schreibe 1,9 Millionen Euro an einen Empfänger in Hong Kong zu überweisen.

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Vertrauen ist gut

Am 25. November 2015 erreichte die namentlich nicht genannte Buchhalterin der "Hofpfisterei" die E-Mail mit der Zahlungsaufforderung. Die Geschäftsführerin der Kette, Nicole Stocker, würde ihr sogleich "Informationen über eine vertrauliche Finanztransaktion" übersenden, wie die "Süddeutsche"-Zeitung die Situation schildert. Der springende Punkt: Sie dürfe mit keinem anderen Mitarbeiter über diese Aktion sprechen. Eine Stunde später folgten schließlich genauere Anweisungen. Demnach sollte die Angestellte eine Summe von 1,9 Millionen Euro an eine Adresse in Hong Kong überweisen – per Fax. Obwohl hier eigentlich sämtliche Alarmglocken gehörig klingeln müssten, folgte die Buchhalterin den Anweisungen und übergab die Überweisung der Bank "Donner & Reuschel", bei dem die Bäckereikette ihre Finanzen abwickelt. Kurz darauf waren die knapp zwei Millionen Euro fort, doch der Stress ging erst los.

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Bäckerei und Bank vor Gericht

Wenig später stellte sich heraus, dass die dubiose Mail natürlich nicht von der Geschäftsführerin Nicole Stocker, sondern von Trickbetrügern, gesandt wurde. Die Hauptschuld wurde nun zwei Jahre nach dem Vorfall vom Oberlandesgericht (OLG) in München festgestellt. Die Bank hätte demnach nur "zu einem Viertel bis zu einem Drittel" Schuld an der Sache, wodurch das OLG die beiden Streitparteien zu einer Vergleichsverhandlung aufrief. Mitarbeiter von "Donner & Reuschel" hätten demnach auch per Anruf noch einmal bei der Buchhalterin nachgefragt, da die Überweisung keinen Verwendungszweck angegeben hatte. Sie hätte laut der "Süddeutschen" geantwortet, dass alles mit der Geschäftsleitung abgesprochen wäre. Dass die ungewöhnliche Höhe der zu überweisenden Summe und der Empfänger aus Hong Kong die Mitarbeiterin nicht stutzig gemacht hatten, verwunderte laut der "Süddeutschen" auch den vorsitzenden Richter des Verfahrens. Glücklicherweise konnte die Bank das Geld in Hong Kong abfangen - auf dem Konto des bayrischen Unternehmens sei es zum jetztigen Zeitpunkt jedoch noch nicht eingegangen. Die ausführende Buchhalterin musste laut der Tageszeitung allerdings ihren Schreibtisch räumen. 

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