Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Bargeldloses Bezahlen könnte durch die Hintertür kommen

Wenn Bettler smart werden

Bezahlen ohne Bargeld

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Selbst auf dem Oktoberfest in München gibt es erste Versuche. Bezahlen per Handy. Das scheint aber nach wie vor eher für den Besucher aus Asien, der ohne Bargeld am Riesenrad steht, ein Thema zu sein. Die Betreiber der großen Zelte bieten den Service erst gar nicht an. Warum auch? Die große Mehrheit der Deutschen will einfach nicht auf ihr Bargeld verzichten. Laut einer Studie der Postbank aus dem Frühjahr sind immer noch 84 Prozent der Deutschen gegen das Verbot der Münzen und Scheine. Immerhin zwei Drittel könnten sich vorstellen, auf klassische Zahlungsmethoden zu verzichten, aber nur 14 Prozent nutzen mobile Payment und nur jeder 5. will neue Zahlungsmethoden tatsächlich nutzen.
 
Immer noch viele Sicherheitsbedenken
 
Die Deutschen wollen sich also nach wie vor nicht zu sehr von Technik abhängig machen, außerdem gibt es immer noch starke Bedenken wegen aufkommender Cyberkriminalität. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Großprojekte wie das der Sparkasse erst mal gegen die Wand laufen. Der Bankenriese will seit einiger Zeit unbedingt das Paydirekt-System bei seinen Kunden verankern. Bis 2017 sollten sich sieben Millionen Kunden für diesen Online-Bezahldienst registriert haben, bis heute sind es trotz umfangreicher Marketing-Maßnahmen gerade mal 1,2 Millionen. In diesen Tagen bekommen zahlreiche Kontoinhaber Post von der Sparkasse. Inhalt: Es wurde bereits ein Paydirekt-Konto angelegt, es muss jetzt vom Kunden nur noch aktiviert und benutzt werden. Insgesamt 2,6 Millionen Kunden sollen so für den PayPal-Konkurrenten aktiviert werden. Ergebnis mehr als offen.
 
In China wird per Handy gebettelt
 
Ein komplett anderes Bild zeigt sich in Asien, insbesondere in China. Dort ist es inzwischen ganz normal, dass per Handy gezahlt wird. Fast alles ist inzwischen über digitale Bezahlplattformen geregelt. Ob das U-Bahn-Ticket, die Gasrechnung oder das Getränk am Kiosk, alles wird per Handy abgewickelt. Selbst Bettler haben sich auf die neue Bezahlform eingestellt und lassen sich per Handy Geld schenken. Die Anbieter verlangen niedrige Gebühren, die Sicherheitsbedenken bestehen nicht, die Datenschutzrichtlinien sind schwach. Das ist ein Grund für diese Entwicklung. Andere sagen, dass beispielsweise in China ein kompletter Entwicklungsschritt mit analogen Bankgeschäften einfach übersprungen wurde. Deshalb wird es als völlig normal empfunden, dass fast nirgends mehr Bargeld unterwegs ist und niemand mehr bar rausgeben kann.
 
Cash per WhatsApp ist noch Vision
 
Ob PayPal und Co. in Europa die Zukunft dominieren werden, bleibt fraglich, denn die Marktanteile sinken, während immer mehr Menschen hierzulande wieder per Rechnung oder Lastschrift online einkaufen. Außerdem machen sich auch soziale Medien wie Facebook auf in die neue digitale Bezahlwelt. In Indien gibt es jetzt den ersten großen Feldversuch mit einer Bezahlfunktion per WhatsApp Nachricht. Auch in den USA sind Geldüberweisungen per Facebook möglich, aber die Bedenken gegenüber fehlenden Sicherheitsregularien sind groß. Experten glauben, dass sich das Bezahlen per Messenger erst mit einer sicheren Personenerkennung per PIN oder Fingerprint durchsetzen wird. Sollte es bei den ersten Versuchen zu Datenlücken wie in der Vergangenheit kommen, könnte das die Entwicklung der Branche um lange Zeit zurückwerfen.
 
In Schweden ist P2P ganz normal
 
Während in Deutschland nicht viele wissen, dass P2P (Person to Person) das Bezahlen von einer Person zur Anderen per Handy bedeutet, ist das in Schweden bereits Alltag. Selbst die Kollekte in den Kirchen wird per Klick erledigt. Möglich macht das Swish, eine Bezahl-App, die von 4 der 9,5 Millionen Schweden bereits genutzt wird, Tendenz steigend. Per Handy wird der Kaffee des Freundes gezahlt, die Busfahrt geklickt und der Supermarkt-Einkauf getätigt. Bis 2030, so die Schätzung, wird es in Schweden kein Bargeld mehr geben. Ein Argument, das auch gerne in Deutschland angeführt wird, fruchtet in Schweden allerdings nicht. Es gibt nicht weniger Kriminalität rund ums Bargeld. Die Zahl der Banküberfälle geht zwar zurück, weil es in vielen Banken gar kein Bargeld mehr gibt, aber gleichzeitig steigt die Zahl der gestohlenen Zugangsdaten.