Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
“Hier geht es um ein Raubtier”

Grausame Sex-Details im Prozessauftakt gegen R. Kelly

In New York hat der Missbrauchsprozess gegen den Musiker begonnen, welcher von der stellvertretenden Bundesstaatsanwältin als Raubtier hingestellt wurde.

Auftakt in New York

Seit Anfang 2019 sitzt R. Kelly in Untersuchungshaft und hat sich ein Team aus Verteidigern gesichert, welche trotz unzähligen Zeugen seine Unschuld beweisen sollen. Doch schon beim eigentlichen Eröffnungsplädoyer wurde der “I Believe I Can Fly”-Interpret von der stellvertretenden Bundesstaatsanwältin in die Schranken gewiesen.

“Bei diesem Fall geht es nicht um einen Prominenten, der gern feiert. Hier geht es um ein Raubtier [ein Begriff, der in den USA häufig für Sexualstraftäter verwendet wird]“, sagte Maria Cruz Melendez in ihrem Eröffnungsplädoyer. Sie erklärte weiter, dass Kelly “ein Mann [sei], der Lügen, Manipulation, Bedrohungen und körperlichen Missbrauch eingesetzt hat, um seine Opfer zu dominieren und sich jahrelang der Verantwortung dafür zu entziehen”.

Die Verteidigung des Musikers stellte R. Kelly schließlich nicht als Monster, wie er von der Staatsanwaltschaft beschrieben worden war, sondern als eigentliches Opfer dar. “Die mutmaßlichen Opfer waren Fans, die freiwillig zu ihm kamen. Sie wussten genau, was sie erwartet. Es war kein Geheimnis, dass Herr Kelly viele Freundinnen hatte. […] Sie werden so viele Unwahrheiten hören, liebe Damen und Herren, dass selbst die Anklage nicht in der Lage sein wird, das Netz von Lügen zu entwirren”, so Juristin Nicole Blank Becker.

Erste Zeugin

Im weiteren Verlauf des ersten Verhandlungstages kamen bereits grausame Sex-Details ans Licht. Jerhonda Pace, die erste von sechs mutmaßlichen Opfern, trat in den Zeugenstand und berichtete über die erste Begegnung mit dem Musiker. Sie selbst soll damals 16 Jahre alt gewesen sein und R. Kelly während einer Feier getroffen haben. Während sie ihm nach dem ersten Geschlechtsverkehr die Wahrheit sagte und ihm gestand, dass sie nicht 19, sondern 16 Jahre alt war, soll er auf ihr Schweigen bestanden haben. “Er hat mich gebeten, weiterhin allen zu erzählen, dass ich 19 bin und mich so zu verhalten, als wäre ich 21”, so die Zeugin. Ebenfalls soll der Angeklagte angekündigt haben, sie “sexuell zu trainieren”.

Die Jugendliche musste ihn “Daddy” nennen, welcher sie in den darauffolgenden Wochen und Monaten wiederholt geschlagen, sexuell missbraucht und dabei gefilmt haben soll, sie musste vor Toilettengängen um Erlaubnis fragen und soll meist tagelang nichts zu essen bekommen haben. “Er schlug mich und würgte mich, bis ich ohnmächtig wurde”, erklärte Pace im Zeugenstand. Nach fast zwei Jahren konnte Jerhonda, welche von R. Kelly festgehalten worden sein soll, nach erzwungenem Oralverkehr fliehen. Als Beweismittel brachte sie ein blaues T-Shirt mit, mit welchem sich die Minderjährige das Ejakulat Kellys aus dem Gesicht wischen musste. Laut Staatsanwaltschaft lieferte jenes Kleidungsstück DNA-Beweise gegen den Musiker.

Fernsehkameras waren im Gerichtssaal nicht zugelassen. Das Verfahren soll mehrere Wochen bis Monate andauern und bis zu 3.500 Beweisstücke müssen bis dahin gesichtet werden. Nach dem Prozess im New Yorker Stadtteil Brooklyn muss sich R. Kelly auch in weiteren Verfahren in Illinois und Minnesota zu ähnlichen Anklagepunkten wie der sexuellen Ausbeutung Minderjähriger, Manipulation, Kidnapping und Bestechung verantworten.