Beim Free ESC 2021 trat Elif für die Türkei an und versuchte ihre Performance dazu zu nutzen, sich gegen für Frauen und LGBTQIA+ Mitglieder starkzumachen.
Nachdem die Corona-Krise Millionen von Menschen um den Verstand gebracht hat, hat ein Mann schon in 2020 einen kühlen Kopf bewahrt: Stefan Raab war als Produzent für ProSieben eingesprungen und hat nach der ersten Absage in der Geschichte des Eurovision Song Contests einen anderen Wettbewerb ins Leben gerufen - den Free ESC, welcher im Mai 2020 über die Bühne ging.
"Besondere Herausforderungen brauchen besondere Lösungen. An diesem Abend kommt Europa auf besondere, einzigartige Weise zusammen”, sagte der Entertainer zur Veranstaltung. Passend dazu traten deutsche Künstler:innen mit ausländischen Wurzeln oder Musiker:innen aus einem Nachbarland an und kämpften um den Sieg. Nico Santos nahm am Ende des Abends die Trophäe für Spanien mit nach Hause und wurde zum ersten Sieger vom Free ESC ernannt.
Die Performance seiner Single “Like I Love You” kannst Du Dir seither hier anschauen:
Nachdem der Wettbewerb von der breiten Masse gut angenommen worden war, wurde am 15. Mai 2021 der zweite Free European Song Contest veranstaltet. Von Conchita Wurst und Steven Gätjen wurde der Spaß moderiert, welche 16 verschiedene Acts ankündigten.
Künstler:innen wie Jasmin Wagner [Blümchen], Mandy Capristo, Mathea und Helge Schneider traten an, welche allesamt gegen den irischen Sänger Rea Garvey das Rennen verloren hatten und ihm am Ende den Sieg überlassen mussten.
Ein Auftritt ist auch Tage später noch im Gespräch: Während die deutsch-türkische Sängerin Elif mit ihrem Song “Alles Helal” den sechsten Platz einnehmen konnte, nutzte sie den Moment, um auf häusliche Gewalt, Gewalt gegen Frauen und Mitglieder der LGBTQIA+ Community aufmerksam zu machen. Die Künstlerin stand mit einem gemalten blauen Auge und Verletzungen an den Augenbrauen auf der Bühne und erklärte via Instagram: “Ich trete beim Free ESC 2021 für die Türkei an. Es ist zwar ein Wettbewerb, aber um ehrlich zu sein geht es mir nicht darum zu gewinnen, sondern ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen! Ich wollte die Chance nutzen, um für alle Menschen -die unsichtbar und stumm gemacht werden - zu singen und die Zuschauer_innen auf die Unfreiheit und Gewalt an Frauen und LGBTQIA+ Mitgliedern in der Heimat meiner Eltern aufmerksam zu machen. Natürlich ist das kein reines, türkisches Problem. Das gibt es überall auf der Welt, in jeder Kultur, Religion und Schicht. Aber in der Türkei ist die Situation besonders schlimm. Der Austritt aus der Istanbul-Konvention ist ein weiterer Rückschritt. Frauen erleben Gewalt, weil sie frei und selbstbestimmt sein wollen. Fast jeden Tag wird in der Türkei eine Frau von ihrem Familienmitglied, Partner oder Ex umgebracht. Menschen, die homosexuell oder transgender sind, werden auf der Straße angegriffen. Jeder hat das Recht frei zu sein, seine Meinung zu sagen und seinen eigenen Weg zu gehen, ohne Angst zu haben, dass man Gewalt erfährt.”
Passend zu ihrer Performance von “Alles Helal” fügte Elif im Untertitel des oben eingebetteten Beitrags hinzu, dass es im Song um “den inneren Kampf junger Menschen, die sich zwischen starren religiös begründeten Regeln und ihrem Freiheitsdrang gefangen fühlen”, gehen würde.
“Versteht mich nicht falsch: Ich wollte und will damit nicht den Islam angreifen. Ich bin selbst gläubig. Aber ich glaube auch an die Freiheit. Vor allem an die Freiheit im Glauben, und daran dass meine „Sünden“ nur Gott und mich etwas angehen. Und ich glaube daran, dass es keine Sünde sein kann, das Leben zu lieben, Menschen nah zu sein und Fehler zu machen. Sünde ist es, zu lügen, zu betrügen, zu verletzen und über Menschen zu urteilen. Diesen Kampf kämpfe ich nicht angetrieben vom Hass, sondern für die Liebe. Und die vielen positiven Reaktionen von Menschen unterschiedlichen Glaubens zeigen mir auch: Ich bin bei meinem Kampf für Freiheit und gegen Gewalt nicht allein.”
Hier geht’s zu Elifs Performance: