Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Bei Deutschrap rasiert mit Reece

Shindy im exklusiven bigFM-Interview über „Drama“, große Pause & mehr

Nach zwei Jahren Öffentlichkeits-Abstinenz ist Shindy endlich zurück und spricht im exklusiven bigFM-Deutschrap-rasiert-Interview mit Reece erstmals über sein neues Album „Drama“ und vieles mehr.

Shindy im exklusiven bigFM-Interview

Über 1,9 Millionen Streams innerhalb 24 Stunden - mit seiner Single „DODI“ gelang Shindy im Januar nach zwei Jahren Funkstille ein grandioses Comeback. Unter der Flagge seines eigenen neuen Labels „Friends with Money“ erscheint am 10. Mai 2019 nun sein viertes Soloalbum „Drama“. Doch nach so langer Pause hat er viel zu erzählen und rekapituliert die vielen Ereignisse seit seiner Trennung von Bushidos Label "Ersguterjunge" im bigFM-exklusiven Track "Road2Goat".

bigFM-Moderator Reece hatte den Rapstar aus Bietigheim-Bissingen außerdem exklusiv für Deutschrap rasiert im bigFM-Studio zu Gast. Das gesamte Interview gibt es für Euch nur hier auf bigFM.de.
 

Endlich gibt es neue Musik von dir - hat es schon in dir gebrannt?

Ein bisschen, ja. Ich bin, ehrlich gesagt, nicht so abhängig vom Rampenlicht und bin mit dem ganzen Aufmerksamkeitsentzug eigentlich relativ gut zurechtgekommen. Aber das brennt schon ein bisschen in der Seele, wenn man Songs so lange herumliegen hat. Man will unbedingt raus und sie den Leuten zeigen und jetzt ist es endlich soweit - das ist schon erleichternd.

Du warst also trotz deiner Öffentlichkeits-Abstinenz oft im Studio?

Nonstop! Die ersten drei, vier Monate habe ich erst einmal damit verbracht, ein eigenes Studio zu bauen - als das erledigt war, ging es eigentlich schon direkt am nächsten Tag mit den Arbeiten an neuen Songs und einem neuen Album los. Falls die Leute also denken, ich bin irgendwo auf den Malediven rumgesessen - das hätte ich zwar schon gerne gemacht, dem war aber nicht so.

Als Artist will man wahrscheinlich auch einfach an seiner Kunst weiter feilen - vor allem, wenn man dank eigenem Studio alles selbst machen kann.

Man genießt einfach ganz andere Freiheiten. In Berlin hatte ich auch Leute, mit denen ich gern zusammengearbeitet habe, aber jetzt ist es etwas ganz anderes. Ich habe meine eigenen Uhrzeiten, suche meine Leute selber aus und wir sind einfach unabhängig. Wir können vier Wochen an einem einzigen Track arbeiten, wenn wir das möchten - das machen wir teilweise auch und ich denke, das hört man. Es ist ein ganz anderes Level an Qualität, das wir jetzt abliefern können.

Hast du dann überhaupt noch Lust, in einem anderen Studio zu recorden?

Ich muss gestehen, ich gebe relativ ungern einen Verse her - da müsste schon eine Geschichte dahinter stecken. Meistens lade ich die Leute aber einfach zu mir [ins Studio] ein. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und ich habe mir das Ganze hier aufgebaut und weiß ganz genau, wie ich wo stehen muss, wie meine Stimme gemischt werden muss und so weiter, damit am Ende alles so klingt, wie es ganz am Anfang in meiner Vision stattfindet. Aber wenn jemand etwas machen möchte und ich auch Bock habe, sind alle herzlich eingeladen. AK Ausserkontrolle war zwei, drei Mal hier - wir haben auch einen nicen Song gemacht, der jedoch leider nicht releast wurde, weil ich da noch in Vertragsschwierigkeiten steckte - wir holen das aber auf jeden Fall nach!

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Gab es während deiner Abwesenheit Künstler, die dich auch aus Fan-Sicht gecatcht oder inspiriert haben?

Über den Ozean gesehen, auf jeden Fall - hierzulande habe ich leider nicht viel gefunden, was mich inspiriert oder bewegt hat, etwas Eigenes zu machen. Ich schaue aber nicht nur über den Ozean, sondern auch in der Zeit zurück: Ich bin mit Fabolous und Mase aufgewachsen - zwei meiner absoluten Lieblingsrapper neben den üblichen Top-Drei, die wohl jeder hat. Meine neuen Sachen sind stark davon inspiriert und ich denke, das wird man hören. Ich finde es auch wichtig, dass man mit den Kids die [Rap-]Geschichte etwas aufarbeitet und sie denjenigen näher bringt, die das Ganze nicht selbst mitbekommen haben.

Ich habe 1998, 1999 angefangen, Rap zu hören und war so davon verzaubert und so darin vertieft, dass ich mir nachträglich noch einmal alles selbst angehört habe, um zu verstehen, woher das alles kommt und warum die Dinge jetzt so sind wie sie sind. Ich finde, dass das bei den Kids in Zeiten von Streaming und Co. leider etwas verloren gegangen ist. Einerseits hoffe ich natürlich, Leuten in meinem Alter durch kleine Details, die man von früher kennt, ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern - ich hoffe aber auch, dass die jungen Leute Gefallen daran finden.

In „DODI“ rappst du zum Beispiel über die Zeichentrickserie „Disneys Große Pause“ - wenn man das nicht gesehen hat, versteht man die eine oder andere Line bereits nicht.

Man versteht relativ wenige Lines, wenn man bestimmte Dinge nicht gesehen hat - das hat mich aber eigentlich auch immer ausgemacht. Ich denke, die Leute lesen das dann auch gerne noch einmal bei „Genius“ nach - obwohl da manchmal auch Fehler drin sind. Wenn ich die Klickzahlen dort sehe, bin ich aber auf jeden Fall dankbar, dass sich die Leute so sehr dafür interessieren, dass sie sich die Lyrics noch einmal durchlesen, um die ganzen Vergleiche und Referenzen zu verstehen. Ich sitze immer extrem lange an den Lyrics, bis wirklich alles perfekt ist - da ist es schon ein gutes Gefühl, zu wissen, dass diese Arbeit auch wertgeschätzt wird.

Gab es bei den Arbeiten an deinem neuen Album „Drama“ eine Ära, an der du dich besonders orientiert hast?

Bei der neuen Platte ist es definitiv der Anfang der 2000er, vielleicht bis 2003 - alles, was ein bisschen mehr fancy ist als das, was in Deutschland sonst gang und gäbe ist, oder es die letzten Jahre war.  Ich denke auch, ich bin der einzige, der das so machen kann - was nicht heißen soll, dass ich mich dazu gezwungen fühle. Ich mache das schon aus Liebe!

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Am 10. Mai erscheint „Drama“ - wie weit bist du mit dem Album?

Ich will mich da jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen - ich hab Gott sei Dank die Sicherheit, zu wissen, dass ich auf jeden Fall ein bestimmtes Level an Qualität abliefern kann, wenn die Zeit knapp wird - unser Anspruch ist dieses Mal aber, alle Erwartungen zu übertreffen, weshalb wir wahrscheinlich bis zur letzten Sekunde daran arbeiten werden. Eine Prozentzahl kann ich dir jetzt nicht nennen, aber wir sind definitiv gut dabei - niemand wird enttäuscht sein.

Am Ende geht es ja um die Kunst. Sind Fans da manchmal vielleicht auch etwas zu ungeduldig, wenn sich ein Artist dazu entscheidet, sein Album zu verschieben, um noch weiter daran arbeiten zu können?

Auf jeden Fall! Bei vorherigen Alben hatte ich dieses Gefühl auch - jetzt habe ich letztens auf Instagram gepostet, dass ich die Leute noch einmal um etwas Geduld bitte, bevor es weiter geht und habe eigentlich schon damit gerechnet, dass alle sagen „ey, release doch endlich“, aber [meine Fans] haben irgendwie Verständnis dafür. Ich glaube, die vertrauen mir einfach, dass ich weiß, was ich mache und nicht mit einem Produkt herauskomme, bevor es auch den Ansprüchen gerecht wird.

Im Zeitalter des Streamings wird dagegen auch schon fast erwartet, dass man seinen gesamten Tag auf Social Media postet …

Leider ja. Ich bin da aber ein bisschen alte Schule und sehe das ein wenig wie bei Brad Pitt oder George Clooney. Für mich ist das so: entweder du bist berühmt oder du bist es nicht - man macht sich nicht selber berühmt, indem man sich besonders oft filmt.

Trotzdem wurde in der Szene eigentlich regelmäßig über dich geredet - hat dich das überrascht?

Was heißt überrascht - ich denke, ich habe mir über die Jahre ein Standing aufgebaut, das einfach dazu geführt hat, dass die Leute es okay finden, jetzt noch zwei Monate oder ein halbes Jahr zu warten. Sie wurden über die zwei Jahre auch gut abgelenkt - es gab so viele Releases. Ich fühle mich aber natürlich geehrt, dass der Hype nach zwei Jahren Funkstille immer noch so groß war, dass da irgendwelche Streaming-Rekorde gebrochen wurden. Man freut sich natürlich und ich weiß das auch zu schätzen - ich denke aber, dass ich das aufgrund meiner vorherigen Arbeit auch einfach verdient habe.

Viele Künstler releasen inzwischen fast jede Woche einen neuen Song. Wäre diese neue, schnellere Taktung auch etwas für dich?

Auf gar keinen Fall! Wenn es so passiert, gerne - warum sollte man die Leute umsonst warten lassen? Meine Arbeitsweise ist aber eigentlich völlig contraire dazu - wie gesagt, wir arbeiten teilweise vier Wochen an einem einzigen Song. Da ist es dann einfach nicht möglich, jede Woche einen neuen Track zu droppen. Das sollen andere Leute machen - ich feiere das auch, es unterhält die Leute, aber es ist nicht mein Ding. Ich habe einfach andere Ansprüche an mich selbst. Mir ist es dann auch relativ egal, wenn jemand Druck macht, dass ein neues Release kommen muss.

Ich finde auch, dieser Blockbuster-Charakter geht dadurch verloren: Dieser große Moment, wenn die Single oder das Album kommt. Ich bin absoluter Fan dieser Magie - deshalb würde ich [meinen Release-Cyklus] gerne beibehalten.

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Tut es da auch gut, wieder zurück im Süden zu sein?

Ich war immer im Süden - ich weiß gar nicht, warum die Leute sagen, ich sei back. Klar, war ich über den Sommer oder Winter mal drei, vier Monate in Berlin, um an Musik zu arbeiten, aber ich habe immer hier gelebt, habe immer hier gewohnt und bin nie umgezogen. Natürlich bin ich jetzt noch öfter hier, weil ich nicht mehr für die Arbeit nach Berlin muss, aber ich war schon immer hier im Süden und werde es wahrscheinlich auch immer bleiben.

Zurück zum Album: Kannst du denn schon einen Feature-Gast auf „Drama“ verraten?

Bis dato gibt es vielleicht noch gar kein Feature. Vielleicht wird es auch ein straightes Shindy-Soloalbum - man weiß es noch nicht.

Ist schon eine Tour zur neuen Platte geplant?

Ich werde auf jeden Fall irgendwann auf Tour gehen - wir wissen bloß noch nicht wann, wie und wo, aber es wird definitiv eine Shindy-Tour zum neuen Album geben.

Dein letzter Live-Gig ist auch schon eine Weile her …

Ja, das müsste auf meiner „Daddy“-Tour gewesen sein. Ich glaube, im März 2017 war ich das letzte Mal auf einer Bühne. Aber eigentlich ist das gar nicht so lange her: Metallica und Co. releasen alle sechs Jahre ein Album und gehen dann auf Tour. Durch diesen Deutschrap-Release-Druck ist es vielleicht komisch geworden, wenn jemand so lange weg ist, aber ich empfinde das gar nicht so. Ich glaube, wenn ich jetzt auf eine Bühne gehen würde, müsste ich mich auch nicht neu dran gewöhnen.

Es hat sich irgendwann eingebürgert, dass jedes Jahr ein, zwei Alben und Tourneen kommen müssen - bei den meisten Leuten wahrscheinlich auch aus Geldgründen. Aber diese Probleme habe ich, Gott sei Dank, nicht mehr und kann deswegen einfach selbst entscheiden, wann, wie und wie lange ich auf Tour gehen will.

Hast Du schon Pläne für weitere Projekte in diesem Jahr?

Ich lasse mich jetzt, ehrlich gesagt, einfach überraschen. Ich weiß noch gar nicht, wie ich mich fühlen werde, wenn dieses Album fertiggestellt und erschienen ist. So wie ich mich kenne, werde ich aber wahrscheinlich wieder jeden freien Tag im Studio verbringen und irgendetwas basteln. Ich habe ja auch gerade mit meinem besten Freund zusammen ein neues Label [Friends with Money] gegründet - da wird es ebenfalls viel zu tun geben. Ich bin jetzt aber erst einmal wieder für die Leute da - die müssen mich jetzt vorerst nicht mehr vermissen.

SHINDY im exklusiven bigFM-Interview: über "Drama", neues Studio und mehr [DEUTSCHRAP RASIERT UNCUT]
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