Nachdem Avril eine Scheidung und die Infektionskrankheit Lyme-Borreliose überstanden hat, ist sie stärker denn je zurück, stärkt anderen Frauen den Rücken und geht keine Kompromisse mehr ein.
Wenn ein Mädchen mit ihrer Stimme überzeugen und sich einen Plattenvertrag angeln möchte, muss das Gesamtpaket stimmen. Von ihrem Label wird der Musikerin im Anschluss vorgeschrieben, welches Image sie während der Zusammenarbeit pflegen muss, mit wem sie zusammenarbeiten darf und wann sie ihre Lieder veröffentlichen sollte. Im Fall von Avril Lavigne, die mit 17 Jahren auf der Bildfläche erschien und einen Nummer-eins-Hit nach dem anderen droppen konnte, sah dies anders aus. Die “Complicated”-Interpretin wurde 2002 nicht auseinandergenommen, stattdessen stand ihr Team hinter dem burschikosen Look der Pop-Rockerin und unterstützte sie, wo sie nur konnten. Fünf Alben folgten auf dem Fuß, Avril umrundete mehrfach die Welt und heiratet die “Liebe ihres Lebens”, Nickelback-Musiker Chad Kroeger. Zwei Jahre später trennte sich das Paar erneut, bevor die Kanadierin an der Infektionskrankheit Lyme-Borreliose erkrankte und weitere 24 Monate im Bett verbringen musste. Zum Ende hin fasste sie endlich wieder Mut, nahm die Gitarre in die Hand und schrieb neue Songs. All diese Werke wurden, sobald sich Lavigne stärker fühlte, vom Piano komplementiert, schließlich im Studio aufgenommen und werden auf der LP “Head Above Water” am 15. Februar 2019 präsentiert.
“Ich wollte nicht das tun, was jeder andere [Musiker] macht”, erklärte die mittlerweile 32-Jährige im Interview mit der britischen “The Guardian” und fügte hinzu, dass ihre Lieder “real” wären, sie ihre Stimme nicht “in der lauten Musik begraben” würde und jeder Song “viel Bedeutung” hätte.
Ihr damaliges Label RCA hatte ihr dennoch einige Vorgaben gemacht und Avril musste gegen diese ankämpfen. “Es ist schwer, eine Frau zu sein und gehört zu werden, weil dich die Menschen manchmal nicht ernst nehmen. Ich bin sehr intuitiv und ich habe immer ein sehr starkes Bauchgefühl. Ich habe schon immer gedacht, dass ich weiß, was das Beste ist, was ich tun kann, und ich musste mit unterschiedlichen Menschen während dieser Reise die letzten 17 Jahre kämpfen: 'Du musst das tun und das Lied muss es in die Top 40 schaffen’”, erklärte Lavigne und fügte hinzu, dass sie die Songs nur machen würde, weil sie es “müsste”. Die eigentlichen Diamanten würde sie schließlich auf ihrem Album veröffentlichen und nicht als Single auskoppeln. “Ich habe schon immer dieses Pop-Rock-Ding geliebt und es ist immer noch das, wer ich tatsächlich bin. Ich bin immer noch stolz auf diese Tracks und ich habe sie selbst geschrieben. Es ist nicht so, dass die Leute sie schrieben und mir gaben. Es war so 'Ok, ich verstehe es. Ihr Typen wollt Singles, die in diese Richtung gehen. Gut, ich arbeite mit euch, aber ich würde lieber etwas anderes machen.' Du kannst nicht immer deinen eigenen Kopf haben und einfach alles auf deine eigene Art und Weise machen.”
Mittlerweile hat Avril Lavigne zu BMG gewechselt und hatte alle Zeit der Welt bekommen, um über die Themen zu schreiben, welche ihr tatsächlich am Herzen lagen. “Ich bin noch immer jung und habe meine eigene Meinung. Ich bin wirklich witzig, liebe es auszugehen, zu tanzen und Skateboard zu fahren. […] Heute bin ich eine freie Künstlerin.”
Hier geht’s zum eigentlichen Interview mit “The Guardian”.
