Pillen statt Podcasts: Drogen-Werbung auf Spotify
Auf Spotify tarnen sich gefälschte Podcasts als harmlose Shows - und werben darin für illegale Opioide und rezeptfreie Schmerzmittel.
Auf Spotify tarnen sich gefälschte Podcasts als harmlose Shows - und werben darin für illegale Opioide und rezeptfreie Schmerzmittel.
Was wie ein harmloser Gesundheitspodcast aussieht, entpuppt sich als digitaler Drogenshop: Auf Spotify tauchen derzeit massenhaft Fake-Podcasts auf, die nicht etwa Infos oder Unterhaltung bieten - sondern Werbung für gefährliche, verschreibungspflichtige Drogen. Nutzer:innen werden über die Showbeschreibungen direkt zu illegalen Online-Apotheken geleitet. Verkauft werden dort unter anderem Opioide wie Oxycodon, Vicodin oder sogar das längst verbotene Opana - teils ohne jegliches Rezept.
CNN deckt Netzwerk gefälschter Shows auf
Laut einer exklusiven Recherche von CNN sind allein in den USA dutzende solcher Fake-Podcasts aufgetaucht. Die Masche ist perfide: Viele dieser angeblichen Shows bestehen aus kurzen Clips mit computergenerierter Stimme oder sogar ganz ohne Inhalt. In den Beschreibungen stecken Links zu dubiosen Online-Shops, die schnelle und diskrete Lieferung von Medikamenten versprechen - darunter starke Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und Schlafmittel.
Besonders brisant: Einige dieser Podcasts tauchen direkt unter den ersten Ergebnissen auf, wenn man Begriffe wie „Xanax“, „Valium“ oder „Percocet“ eingibt. Die Verlinkungen führen zu Seiten, auf denen der Kauf rezeptpflichtiger Mittel ohne ärztliche Prüfung beworben wird - was in den USA strikt verboten ist.
Spotify reagiert - aber zu spät?
Nachdem CNN die Plattform mit einer Liste von 26 konkreten Fällen konfrontierte, wurden diese zwar innerhalb weniger Stunden gelöscht - doch bereits am nächsten Tag tauchten neue Fake-Podcasts auf. Offenbar reichen die bestehenden Kontrollmechanismen der Plattform nicht aus, um der Flut automatisiert generierter Inhalte Herr zu werden.
Spotify erklärt, dass Inhalte, die „ausschließlich der Bewerbung eines Produkts dienen“ sowie „illegale oder regulierte Substanzen“ bewerben, gegen die Plattformregeln verstoßen. Man nutze sowohl automatisierte Systeme als auch menschliche Prüfer. Trotzdem bleiben Lücken - gerade bei Audioinhalten, die schwerer zu filtern sind als Texte oder Bilder.
Gefahr für Jugendliche und Suchende
Das Problem ist nicht nur ein Regelverstoß - es ist brandgefährlich. In den USA häufen sich die Fälle von Jugendlichen, die über soziale Plattformen an gefälschte oder überdosierte Medikamente kommen. Mehrere Teenager starben nach dem Konsum von vermeintlich harmlosen Pillen, die sie online gekauft hatten.
Eltern und Online-Sicherheitsinitiativen fordern deshalb stärkere Maßnahmen. Sarah Gardner von der Organisation Heat Initiative sagt: „Überall, wo Nutzer Inhalte erstellen dürfen, finden sich auch Drogendealer. Die Frage ist: Was tut die Plattform dagegen?“
Technik macht’s leicht - Regulierung fehlt
Durch KI-Tools wie Text-to-Speech lassen sich inzwischen in Minuten Hunderte solcher Podcasts erstellen - mit Fake-Stimmen, generischen Texten und Algorithmus freundlichen Titeln. Die US-Regierung warnt seit Jahren vor illegalen Online-Apotheken, doch Plattformen wie Spotify profitieren vom offenen Zugang - und sind laut geltendem Recht bislang kaum haftbar für fremde Inhalte.
Katie Paul vom Tech Transparency Project kritisiert genau das: „Es gibt praktisch keine Konsequenzen. Keine Aufsicht. Keine Transparenz.“