Papst wird "Cyber-Apostel" heilig sprechen
2006 starb der damals 15-jährige Carlo Acutis - nach seinem Tod soll er mehrere Wunder vollbracht haben. Jetzt wird er der erste "Millenial-Heilige".
2006 starb der damals 15-jährige Carlo Acutis - nach seinem Tod soll er mehrere Wunder vollbracht haben. Jetzt wird er der erste "Millenial-Heilige".
Der Italiener Carlo Acutis, der als der "Cyber-Apostel" bekannt wurde, wird im April 2025 - 18 Jahre nach seinem Tod - von Papst Franziskus heiliggesprochen.
Im Jahr 2020 wurde Carlo bereits seliggesprochen - der erste Schritt zur Heiligsprechung. Das erste Wunder, das Carlo Post mortem vollbracht haben soll, wurde 2011 einem brasilianischen Jungen zugeschrieben, der an einer schweren, angeborenen Krankheit litt. Nachdem er Reliquien von Carlo Acutis berührt hatte, erlebte der Junge eine unerklärliche Heilung, die als eines der wichtigsten Wunder für die Heiligsprechung anerkannt wurde.
Das zweite Wunder ereignete sich 2022 in Florenz, als eine Frau aus Costa Rica bei einem Fahrradunfall schwere Kopfverletzungen erlitt. Nachdem sie zu Carlo Acutis betete, zeigte sich eine erstaunlich schnelle und vollständige Genesung. Sie hatte sich nach den Verletzungen besser erholt als medizinisch erwartet, was als weiteres Wunder in der Kirche anerkannt wurde.
Durch diese "Taten nach dem Tod" ebnete der Vatikan den Weg zur Heiligsprechung des ersten "Millenial-Heiligen".
Wer war Carlo Acutis?
Geboren 1991 in London, wuchs Carlo Acutis in Italien auf, wo er seine Jugend mit einer besonderen Leidenschaft verbrachte: dem Internet. Aber er war nicht nur ein normaler Teenager, der seine Zeit mit Facebook oder Instagram verbrachte - Carlo war leidenschaftlicher Programmierer und Webdesigner und zudem extrem fromm. Schon als Kind baute er Webseiten und half Priestern dabei, ihre eigenen Online-Auftritte zu erstellen. Doch was ihn wirklich von anderen Jugendlichen unterschied, war seine tiefe religiöse Hingabe. Bereits mit sieben Jahren zog er in ein Kloster, um die Erstkommunion früher empfangen zu können als üblich.
Besonders angetan hatte es Carlo die Eucharistie, weshalb er sich dem Studium und der Dokumentation von eucharistischen Wundern widmete. Was als kleines Projekt in seinem Kinderzimmer begann, wuchs zu einer weltweiten Datenbank über "Wunder des Glaubens" heran. Ein digitales Erbe, das selbst die katholische Kirche beeindruckte.
Als eine Art "Influencer Gottes" wurde der 15-Jährige dann auch außerhalb der Kirchenmauern bekannt. 2006 erlag Carlo Acutis einer Leukämie-Erkrankung.
Warum wird Carlo heilig gesprochen?
Um heiliggesprochen zu werden, muss eine Person mehrere wichtige Schritte durchlaufen, die von der katholischen Kirche sorgfältig geprüft werden.
1. Seligsprechung (Venerabilität): Bevor jemand heiliggesprochen werden kann, muss die Kirche feststellen, dass die Person in hohem Maße tugendhaft war. In Carlos Fall geschah dies im Mai 2020.
2. Wunder: Um heiliggesprochen zu werden, müssen nach dem Tod der Person mindestens zwei Wunder nachgewiesen werden, die durch ihre Fürbitte oder Gebete geschehen sind. Diese Wunder werden durch medizinische Beweise und Zeugen bestätigt. Das erste Wunder wird nach der Seligsprechung zugeschrieben, und das zweite Wunder ist in der Regel Voraussetzung für die Heiligsprechung.
3. Prüfung und Bestätigung: Die Wunder müssen dann eingehend von theologischen Experten und Ärzten geprüft werden. Es wird untersucht, ob die Heilungen wirklich unerklärlich sind und ob sie auf das Gebet oder die Fürbitte der betreffenden Person zurückzuführen sind. Wenn die Wunder als authentisch bestätigt werden, wird der Fall dem Papst vorgelegt.
4. Heiligsprechung: Der Papst erteilt schließlich die endgültige Genehmigung und die Person wird offiziell als Heiliger anerkannt. Wie der Vatikan jetzt bekannt gab, wird Carlo Acutis im April 2025 heiliggesprochen.
Der gesamte Prozess ist langwierig und erfordert gründliche Überprüfungen durch verschiedene kirchliche Institutionen. Eine Heiligsprechung kann oft erst Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte nach dem Tod der Person erfolgen. In Ausnahmefällen, wie Carlo Acutis, kann der Prozess schneller verlaufen, insbesondere wenn die Person eine außergewöhnliche Verehrung oder einen großen Einfluss auf die katholische Gemeinschaft hatte.
Die katholische Kirche sieht in Carlo ein Beispiel dafür, wie man den Glauben im 21. Jahrhundert leben kann - durch das Internet, soziale Medien und digitale Tools. Und so wird Carlo auch als Patron des Internets gehandelt - ein Heiliger, der die virtuelle Welt mit dem göttlichen Glauben verbindet.
Quellen: Vatican News / Kölner Stadt-Anzeiger / Katholisch.de / Kath.ch / Domradio / Catholic News Agency