Klimakrise im Pazifik: Inselstaat Tuvalu geht unter
Der pazifische Inselstaat verliert sein Land an den Klimawandel. Während das Meer steigt, bereitet sich Tuvalu auf die Umsiedlung der Bevölkerung vor - und auf ein digitales Weiterleben im Netz.
Der pazifische Inselstaat verliert sein Land an den Klimawandel. Während das Meer steigt, bereitet sich Tuvalu auf die Umsiedlung der Bevölkerung vor - und auf ein digitales Weiterleben im Netz.
Tuvalu, gelegen zwischen Australien und Hawaii, ist einer der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Staaten der Welt - und einer der am wenigsten verantwortlichen. Gerade einmal 0,0006 % der weltweiten Treibhausgasemissionen stammen von den 22 pazifischen Inselstaaten, zu denen auch Tuvalu gehört. Und doch sind sie dreimal stärker von den Folgen betroffen als viele Industrienationen im globalen Norden.
Der Inselstaat besteht aus neun Koralleninseln - der höchste Punkt liegt nur rund zwei Meter über dem Meeresspiegel. Wissenschaftler rechnen damit, dass der Ozean bis zum Ende des Jahrhunderts um über einen Meter ansteigen könnte. Für Tuvalu hieße das: Totale Überflutung.
Klimaunterricht in Tuvalu: Kinder lernen, was Flucht bedeutet
Doch die Katastrophe ist längst im Gange. Bereits heute sind Sturmfluten, Erosion und Überschwemmungen Teil des Alltags. In Tuvalus Hauptstadt Funafuti lernen Kinder schon ab der ersten Klasse, was Klimawandel bedeutet - und was Migration ist. Denn die aktuelle Generation könnte die letzte sein, die in Tuvalu aufwächst.
Der Inselstaat Tuvalu, mit rund 10.600 Einwohnern einer der kleinsten Staaten der Erde, steht vor dem Verschwinden. In einem verzweifelten, aber zugleich visionären Schritt hat Tuvalu bereits 2022 begonnen, sich digital neu zu erfinden: als erste „digitale Nation“. Außenminister Simon Kofe erklärte damals, dass Tuvalu seine kulturelle Identität, Sprache, Geschichte und sogar Landschaft digital bewahren wolle - als 3D-Archiv im Netz. Sollte das physische Land verschwinden, soll Tuvalu im virtuellen Raum weiterexistieren.
Doch allein auf Symbolik lässt sich kein Alltag aufbauen. Deshalb greift nun ein weiterer Plan: der Umzug. Australien hatte 2023 ein spezielles Einwanderungsabkommen mit Tuvalu beschlossen - den sogenannten „Falepili Treaty“. Pro Jahr sollen 280 Tuvaluer:innen über ein Zufallsverfahren ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Australien erhalten. Als im Juli 2025 die erste Bewerbungsrunde geschlossen wurde, hatten sich mehr als 5.000 Menschen beworben -also fast jeder Zweite im Land.
Auch Neuseeland hat bereits tausende Menschen aufgenommen. Die Regierung Tuvalus spricht offen von einer organisierten Klimaflucht.