Handyverbot in deutschen Schulen: Kommt das Gesetz?
Hessens Kultusminister fordert ein bundesweites Handyverbot an Schulen. Länder wie Frankreich und Italien machen es bereits vor.
Hessens Kultusminister fordert ein bundesweites Handyverbot an Schulen. Länder wie Frankreich und Italien machen es bereits vor.
Laut einem Bericht der Bild-Zeitung fordert der hessische Kultusminister Armin Schwarz (CDU) ein bundesweites Handyverbot an Schulen. Damit folgt er den Beispielen von Ländern wie Frankreich, Italien, den Niederlanden und Großbritannien, die Handys längst aus dem Schulalltag verbannt haben.
Im Oktober 2024 beschloss auch das Parlament in Riga (Lettland) eine Änderung des Bildungsgesetzes, das ein Verbot von Mobiltelefonen im Unterricht vorsieht. Demnach dürfen Schüler bis zur sechsten Klasse das Handy nur dann nutzen, wenn das für den Unterricht notwendig ist.
Jugendliche erhalten mindestens 237 Benachrichtigungen pro Tag
Die Hälfte der elf- bis 17-Jährigen erhält mindestens 237 Benachrichtigungen pro Tag. Rund ein Viertel der Meldungen (23 Prozent) gehen während der Schulzeit ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der amerikanischen Non-Profit-Organisation Common Sense Media vom letzten Jahr.
2023 sprach sich sogar die UNESCO für ein weltweites Handyverbot an Schulen aus. Die Argumente dafür liegen auf der Hand: Studien zeigen, dass Schüler ohne Smartphones nicht nur besser lernen, sondern auch weniger unter Cybermobbing leiden. Eine Untersuchung der Universität Augsburg bestätigt, dass Handyverbote das soziale Klima und die Konzentration der Schüler verbessern können.
Daten der PISA-Studie von 2022 deuten darauf hin, dass es nicht unbedingt das Handy an sich ist, das ablenkt, sondern vielmehr der Druck, immer erreichbar zu sein. Jeder dritte Jugendliche gibt an, nervös zu werden, wenn das Handy nicht in Reichweite ist. Bei den Mädchen sind es sogar 40 Prozent.
Doch nicht alle sind überzeugt. In Deutschland entscheiden bisher die Bundesländer und Schulen selbst über die Regelungen. Während Schwarz für klare, bundesweit einheitliche Vorgaben plädiert, lehnen Länder wie Bayern und Baden-Württemberg ein generelles Verbot ab. Der niedersächsische Landesschülerrat spricht sich sogar ausdrücklich gegen ein Verbot aus. Handys seien für viele Schüler wichtige Werkzeuge zur Organisation und Kommunikation.
Experten wie Prof. Katharina Scheiter warnen außerdem, die private und pädagogische Nutzung digitaler Geräte über einen Kamm zu scheren. Statt einem kompletten Verbot sollten Schulen klare Regeln aufstellen und den verantwortungsvollen Umgang mit Smartphones lehren.
Ob ein bundesweites Handyverbot realistisch ist, könnte beim Treffen der Kultusminister im Dezember entschieden werden.
Quellen: das deutsche Schulportal der Robert Bosch Stiftung / tagesschau / Bild / Lehrer News / Universität Augsburg / Landesmedienzentrum Baden-Württemberg / Common Sense Media / Statistisches Bundesamt