Gamechanger: Verhütung bald Männersache?
Eine neue Methode zur Verhütung bei Männern zeigt vielversprechende Ergebnisse - und könnte das Dating-Game langfristig fairer machen.
Eine neue Methode zur Verhütung bei Männern zeigt vielversprechende Ergebnisse - und könnte das Dating-Game langfristig fairer machen.
Stell dir vor, Verhütung wäre endlich nicht mehr nur Frauensache. Keine Hormonachterbahn, keine Stimmungsschwankungen, kein Libidoverlust. Kein ständiges Erinnern an die Pille, kein Kopfzerbrechen über die nächste Spirale, kein Druck, die Verantwortung immer selbst zu tragen. Jahrzehntelang wurde Verhütung fast ausschließlich auf Frauen abgewälzt – körperlich, emotional und gesellschaftlich.
Aber was wäre, wenn es auch für Männer eine sichere, langfristige und reversible Alternative gäbe - ganz ohne Hormone? Genau das verspricht ein neues Hydrogel namens ADAM. Die ersten Studien zeigen: Es könnte ein echter Wendepunkt in der Verhütungsgeschichte sein.
Verhütungs-Gel für Männer: Eingriff dauert keine zehn Minuten und hält zwei Jahre
Die US-amerikanische Firma Contraline hat das Produkt namens ADAM entwickelt. Dabei handelt es sich um ein injizierbares Hydrogel, das direkt in die Samenleiter eingebracht wird. Ziel ist es, Spermien gezielt zu blockieren, ohne Hormone oder eine Vasektomie. ADAM ist wasserlöslich und biokompatibel, das heißt gut verträglich für den Körper. Das Gel blockiert den Transport von Spermien, was zur sogenannten Azoospermie führt - also dem vollständigen Fehlen von Spermien im Ejakulat.
Der Eingriff dauert rund zehn Minuten, erfolgt unter lokaler Betäubung und soll über zwei Jahre wirken. Danach löst sich das Gel nach und nach von selbst auf. Der Effekt ist also - im Gegensatz zur Vasektomie - reversibel.
In der sogenannten „ADAM Study“, einer klinischen Erstanwendung am Menschen, haben im April 2025 die ersten beiden Teilnehmer nach 24 Monaten die Azoospermie erreicht – bei einem ursprünglichen Durchschnitt von über 80 Millionen Spermien pro Milliliter. Weitere Teilnehmer zeigen ebenfalls kontinuierlich einen Rückgang der Spermienzahl, mit nachgewiesener Wirksamkeit nach 12, 15, 18 und 21 Monaten.
Die Sicherheit kommt dabei nicht zu kurz: Es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet. Leichte Beschwerden ähnelten dem, was auch bei einer skalpellfreien Vasektomie auftreten kann – also nichts Unerwartetes oder Besorgniserregendes.
„Unser Ziel war es, ein Verhütungsmittel für Männer zu entwickeln, das zwei Jahre wirkt - und genau das zeigt sich jetzt“, sagt Dr. Alexander Pastuszak, Chief Medical Officer bei Contraline. „Wir sind optimistisch, was Sicherheit, Wirksamkeit und Reversibilität betrifft. ADAM kann Männern und Paaren echte Kontrolle über ihre Familienplanung geben.“
Bisher übernehmen Frauen in über 90 Prozent der Fälle die Verantwortung für Verhütung. Eine sichere, temporäre Lösung für Männer wäre nicht nur medizinisch, sondern auch gesellschaftlich ein Fortschritt. Weniger Hormone, mehr Gleichberechtigung - das wäre mehr als überfällig.
ADAM könnte das ändern. Die Methode ist hormonfrei, minimal-invasiv, rückgängig machbar und bislang gut verträglich. Kein Wunder also, dass sie international als echter Meilenstein gefeiert wird.
Wann kommt ADAM auf den Markt?
Nach den erfolgreichen Zwischenergebnissen der ersten Studie gab Contraline im April 2025 außerdem bekannt, dass die australischen Behörden eine Phase-2-Studie offiziell genehmigt haben. Sie soll im dritten Quartal 2025 starten und weitere Erkenntnisse zu Sicherheit, Anwendung und Reversibilität liefern.
Ein realistischer Zeitrahmen für eine mögliche Markteinführung von ADAM könnte daher frühestens 2027 oder später sein, abhängig vom Verlauf der klinischen Studien und den Zulassungsverfahren.