Airbnb mietet Kolosseum und erntet dafür Shitstorm
Nach fast 2.000 Jahren sollen im Kolosseum wieder Gladiatorenkämpfe stattfinden. Doch das finden nicht alle gut.
Nach fast 2.000 Jahren sollen im Kolosseum wieder Gladiatorenkämpfe stattfinden. Doch das finden nicht alle gut.
Am 7. und 8. Mai 2025 wird das Kolosseum in Rom zum Schauplatz inszenierter Gladiatorenkämpfe. Während 16 Teilnehmer:innen im Rahmen der Promotion für den Film "Gladiator 2" ein exklusives Kampf-Erlebnis in der historischen und 2.000 Jahre alten Arena genießen dürfen, werfen Kritiker den Verantwortlichen von Airbnb und Paramount Pictures vor, ein Weltkulturerbe zu einem Freizeitpark zu degradieren.
Obwohl die Kurzzeitvermietungsplattform Airbnb im Gegenzug 1,5 Millionen Dollar (knapp 1,4 Millionen Euro) für die Restaurierung des Kolosseums spendet, schlägt Roms Kulturrat Massimiliano Smeriglio Alarm. Auf Social Media schrieb er: "Wir können eines der wichtigsten Monumente der Welt nicht in einen Freizeitpark verwandeln."
Smeriglio kritisierte die zunehmende Kommerzialisierung von Kulturstätten und forderte Airbnb auf, die Spendengelder ohne das touristische Gladiatoren-Erlebnis bereitzustellen.
Auch Rossella Rea, ehemalige Direktorin des Kolosseums, äußerte sich kritisch: "Während meiner Amtszeit habe ich nie zugelassen, dass das Monument für unsachgemäße Zwecke genutzt wird."
Die aktuelle Kolosseumsleitung betonte hingegen, dass die Inszenierungen auf historischer Forschung basieren und außerhalb der regulären Öffnungszeiten stattfinden. Ziel sei es, den kulturellen Wert der Arena zu betonen und breiteren Zielgruppen zugänglich zu machen.
Doch nicht nur wegen des kulturellen Aspekts hagelt es Kritik an Airbnb. Alberto Campailla, Koordinator der Non-Profit-Organisation "Nonna Roma", die sich auf Wohn- und Ernährungssicherheit konzentriert, nennt die Gladiatorenkampagne "eine Schande" und spricht von einer "Touristifizierung", die die Stadt ihrer Seele beraubt.
Rom gehört zu den Städten, die besonders unter Overtourism leiden. Touristen überfluten historische Viertel, Kurzzeitvermietungen treiben Preise nach oben und verdrängen Einheimische aus ihren Vierteln. Besonders betroffen sind Studenten und Familien, die oft keine bezahlbaren Wohnungen mehr finden.
Das Problem: Vermieter entscheiden sich oft für lukrative Kurzzeitvermietungen an Touristen statt für langfristige Mietverträge mit Einheimischen. Dadurch explodieren die Preise, selbst in den Randbezirken. Viele Römer sehen sich gezwungen, ihre Heimatstadt zu verlassen.
"Airbnb und andere Kurzzeitvermietungsplattformen vertreiben die Anwohner buchstäblich aus ganzen Stadtvierteln - von den historischen Zentren bis in die Vororte", so Alberto Campailla gegenüber AP weiter. Derzeit gibt es keine bezahlbare Mietwohnung mehr in der Nähe des Touristenmagneten Kolosseum - dafür aber Airbnb-Angebote für 400 Euro die Nacht.