Vergewaltigung: Anschuldigungen gegen Jay-Z

Am 16. September 2024 wurde Milliardär Sean “Diddy” Combs in New York City festgenommen. Dem US-Rapper und Label-Boss werden Menschenhandel, Prostitution, Vergewaltigung und Erpressung zur Last gelegt. Seither sitzt der 55-Jährige in Untersuchungshaft. Alle Kautionsanträge lehnte der zuständige Richter Arun Subramanian ab. 

Nun geriet ein weiterer A-Promi ins Visier der Ermittler: Shawn Carter aka Jay-Z. Seines Zeichens guter Freund von Sean Combs, soll auf der Aftershow-Party der MTV Video Music Awards 2000 gemeinsam mit Diddy eine damals 13-Jährige missbraucht haben.

Die Frau, die eingangs behauptete im Jahr 2000 auf der Aftershow-Party der MTV Video Music Awards von Sean "Diddy" Combs sexuell missbraucht worden zu sein, hat ihre Klage mittlerweile abgeändert und nun auch den Rapper und Unternehmer Shawn Carter, besser bekannt als Jay-Z, als Angeklagten in ihre Zivilklage aufnehmen lassen. Ursprünglich reichten ihre Anwälte die Zivilklage im Oktober gegen P. Diddy ein - am 8. Dezember wurde dann aber auch Jay-Z als weiterer Beklagter hinzugefügt.

Die Frau, die in der Klage als "Jane Doe" (im Deutschen vergleichbar mit "Erika Mustermann", Anm. d. Red.) benannt wird, gibt an, dass sie zum Zeitpunkt des angeblichen Übergriffs 13 Jahre alt war. Sie behauptet, von Combs und Carter sexuell missbraucht worden zu sein. Demnach soll sich die Minderjährige damals nach dem Konsum eines Getränks auf der Party schlecht gefühlt haben. Sie habe ein Schlafzimmer aufgesucht, um sich auszuruhen. Dort sollen Shawn Cater (Jay-Z) und Sean Combs (P. Diddy) sie vergewaltigt haben. 

Jay-Z ist demnach der erste Prominente, dem im Zusammenhang mit Diddy offiziell und vor Gericht sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden.

In einer Stellungnahme gegenüber CNN nannte Jay-Z die Vorwürfe jetzt "so abscheulich, dass ich Sie dringend auffordere, eine Strafanzeige zu erstatten, keine Zivilklage! Wer ein solches Verbrechen an einem Minderjährigen begehen würde, sollte weggesperrt werden, sind Sie nicht auch dieser Meinung?"

Im US-amerikanischen Recht gibt es wichtige Unterschiede zwischen einer Zivilklage (civil lawsuit) und einer Strafanzeige (criminal complaint). Beide dienen unterschiedlichen Zwecken und folgen unterschiedlichen rechtlichen Verfahren. In Jay-Zs Stellungnahme rät er dazu, dass man gegen ihn dringend eine Strafanzeige stellen müsse, würden Jane Does Behauptungen stimmen. Bisher wurde gegen ihn nur eine Zivilklage eingereicht. 

1. Zivilklage

• Ziel: Eine Zivilklage zielt darauf ab, einen finanziellen oder anderweitigen Ausgleich für erlittene Schäden zu erreichen. Sie dient nicht der Bestrafung des Beklagten, sondern dem Schutz der Rechte der Klägerin bzw. des Klägers.
• Parteien: Der Kläger (die geschädigte Person) reicht die Klage gegen den Beklagten ein.
• Beweislast: Die Beweislast ist geringer als im Strafrecht. Der Kläger muss die Schuld des Beklagten mit einer „preponderance of the evidence“ (überwiegende Wahrscheinlichkeit) nachweisen.
• Ergebnis: Führt zu einer finanziellen Entschädigung (damages) oder anderen zivilrechtlichen Maßnahmen wie Unterlassungsanordnungen (injunctions).

2. Strafanzeige

• Ziel: Eine Strafanzeige zielt darauf ab, jemanden für ein Verbrechen strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen. Es geht um die Bestrafung des Täters und den Schutz der Gesellschaft.
• Parteien: Der Staat (die Staatsanwaltschaft) klagt im Namen der Gesellschaft gegen den Angeklagten. Opfer sind Zeugen, aber keine Partei im Verfahren.
• Beweislast: Die Beweislast ist wesentlich höher. Die Schuld des Angeklagten muss „beyond a reasonable doubt“ (ohne begründeten Zweifel) nachgewiesen werden.
• Ergebnis: Kann zu Freiheitsstrafen, Geldstrafen oder anderen strafrechtlichen Konsequenzen führen.
   

Laut der Klageschrift sollen die Anwälte der Klägerin vor der Veröffentlichung seines Namens Kontakt zu Jay-Z gesucht haben, um "eine Mediation zur Beilegung des Falls" anzufordern. Der Ehemann von Beyoncé habe daraufhin mit "einer völlig unbegründeten Klage reagiert" und laut Anklageschrift "auch eine Verschwörung zur Belästigung, Einschüchterung und Mobbing gegen die Anwälte der Klägerin, deren Familien, Mitarbeiter und ehemalige Mitarbeiter" organisiert, "um die Klägerin daran zu hindern, Jay-Z hier zu benennen. Dieser Versuch sollte die Klägerin einschüchtern und ihre Anwälte diskreditieren".

Shawn Carter wiederum beschuldigte den texanischen Anwalt Tony Buzbee und seine Kanzlei, "schamlos versucht zu haben, exorbitante Summen von ihm zu erpressen, andernfalls öffentlich völlig falsche und grausame Anschuldigungen gegen ihn zu erheben". 

Aufgrund des Verhaltens von Jay-Z habe sich die Klägerin am 8. Dezember dann dazu entschloss die Änderung ihrer Klage von Oktober 2024 zu vollziehen und den Namen des zweiten Täters preiszugeben, heißt es laut CNN weiter. Carter war in der ursprünglichen Klage bisher nur als "A-Prominenter" geführt worden.