Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Nachhaltigkeit, artgerechte Tierhaltung, Regionalität

Bio-Siegel und geschützte Bezeichnungen – darauf solltet Ihr bei Eurem Einkauf achten!

Verbraucher in Deutschland legen in Bezug auf ihre Einkaufsgewohnheiten immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit, artgerechte Tierhaltung und Regionalität. Doch nicht überall wo "Bio" draufsteht, ist auch tatsächlich "Bio" drin. Wir verraten Euch, an welchen Bio-Siegeln Ihr Euch orientieren solltet und wieso bei Bezeichnungen wie "kontrollierter Anbau" ein gesundes Maß an Misstrauen angebracht ist.

Verbraucher in Deutschland legen in Bezug auf ihre Einkaufsgewohnheiten immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit, artgerechte Tierhaltung und Regionalität. Doch nicht überall wo "Bio" draufsteht, ist auch tatsächlich "Bio" drin. Wir verraten Euch, an welchen Bio-Siegeln Ihr Euch orientieren solltet und wieso bei Bezeichnungen wie "kontrollierter Anbau" ein gesundes Maß an Misstrauen angebracht ist.

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 Bio voll im Trend 

Ganz egal ob Klima, Tiere, Gewässer oder Biodiversität: Der Schutz der Umwelt spielt für einen Großteil von uns eine immer bedeutendere Rolle – und das ist auch gut so. Wie die Branchenbilanz des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BOLW) belegt, spiegelt sich dieses Umweltbewusstsein auch in unserem Kaufverhalten wider. So investierten wir Deutschen im vergangenen Jahr 22 Prozent mehr in Bio-Lebensmittel als noch in 2019. Besonders hoch im Kurs standen dabei etwa Bio-Fleisch, beispielsweise 70% Zuwachs bei Geflügel, sowie Bio-Obst (Zuwachs um 25%) und Bio-Gemüse.
 
 Corona made us buy it? 
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch das Öko-Barometer. Dieses untersucht seit 2002 im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft die Einkaufsgewohnheiten der Verbraucher. Das Öko-Barometer 2020 zeigt auf, dass die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Verbote, etwa Restaurant-Besuche, in einigen Bereichen auch positive Veränderungen mit sich bringt. So berichten 20 Prozent der Befragten, dass sie häufiger oder sogar viel häufiger zum Kochlöffel greifen, als noch vor Beginn der Pandemie. Außerdem stehen regionale Produkte hoch im Kurs, hier liegt der Zuwachs bei 20 Prozent, und auch Bio-Lebensmittel landen häufiger im Einkaufswagen (Steigerung um 15 Prozent).

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 Geschützte Bezeichnungen wie "Bio" und "Öko" 

Bei der Auswahl der Bio-Produkte, die in Eurem Einkaufskorb landen, könnt Ihr Euch unter anderem an Bezeichnungen, die auf der Verpackung zu lesen sind, orientieren. Im Rahmen der EG-Öko-Verordnung sind beispielsweise die Begriffe "Bio" und "Öko" seit 1993 geschützt. Bei Produkten auf deren Verpackungen "Bio(logisch)", "Öko(logisch)" oder beispielsweise "aus kontrolliertem ökologischen Anbau" steht, könnt Ihr Euch als Verbraucher sicher sein, dass der Inhalt den Vorschriften der EG-Öko-Verordnung entspricht und das Produkt nach deren Richtlinien hergestellt und dahingehend kontrolliert wurde. Die nachfolgend aufgelisteten Bezeichnungen sind hingegen nicht rechtlich geschützt und gelten daher nicht als Indikator für die Einhaltung der Standards für die Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung von Bio-Produkten:

  • "aus kontrolliertem Anbau"
  • "naturnah"
  • "natürlich"
  • "unbehandelt"
  • "schadstoffkontrolliert"
  • "aus Vertragsanbau"
  • "aus integriertem Anbau"
  • "integrierter Pflanzenanbau"
  • "aus umweltschonender Landwirtschaft"
  • "aus Freilaufhaltung"

 Die wichtigsten Bio-Siegel im Überblick 

Neben den oben genannten Bezeichnungen, geben natürlich auch die verschiedenen Bio-Siegel Auskunft über die Qualität der Bio-Produkte. Über 100 dieser Siegel und Ökolabels gibt es in Deutschland. Dabei haben alle Siegel ein übergeordnetes Ziel: Verbrauchern einen möglichst unkomplizierten Aufenthalt im Supermarkt ermöglichen und ihnen aufzeigen, welche Produkte aus ökologischer Erzeugung stammen. Doch erfüllen all diese Siegel und Labels die gleichen Standards? Hier ein kleiner Überblick.

 EU-Bio-Siegel 
Das EU-Bio-Siegel dürfte in deutschen Supermärkten am häufigsten vertreten sein. Sämtliche verpackten Öko-Lebensmittel, die in der Europäischen Union produziert wurden, müssen seit dem 01. Juli 2010 dieses Siegel tragen. Alle Hersteller, die dieses Bio-Siegel verwenden dürfen, sind dazu verpflichtet, sich mindestens einmal im Jahr einer Kontrolle zu unterziehen. Diese Kontrolle lässt sich über einen Code, der sich auf der Verpackung befindet, zurückverfolgen. Zudem ist eine allgemeine Herkunftsangabe der Zutaten auf der Verpackung verpflichtend. Das EU-Bio-Siegel darf nur dann Verwendung finden, wenn …

  • keine Gentechnik zum Einsatz kommt,
  • eine artgerechte Tierhaltung sichergestellt ist,
  • auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel verzichtet wird,
  • eine bestimmte Zahl an Tieren pro Quadratmeter nicht überschritten wird,
  • das Futter aus biologischem Anbau stammt,
  • Antibiotika lediglich zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden.
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Produkte die diesen Anforderungen zu 95 entsprechen, dürfen das EU-Bio-Logo tragen. In Sachen Tierhaltung und Nachhaltigkeit sehen Kritiker beim EU-Bio-Siegel dennoch Nachholbedarf.

 Deutsches Bio-Siegel 

Das deutsche Bio-Siegel kennzeichnet Lebensmittel, die aus kontrolliertem ökologischem Anbau stammen und wird seit 2001 vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) vergeben. Während das EU-Bio-Siegel verpflichtend auf verpackten Öko-Lebensmitteln abzubilden ist, wird das Deutsche Bio-Siegel nur auf freiwilliger Basis verwendet. In diesem Jahr feierte das Bio-Siegel zwanzigjähriges Jubiläum und wird derzeit von 6.209 Unternehmen für die Kennzeichnung von insgesamt 92.791 Produkten verwendet. (Stand: 31. Mai 2021)
 

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Für die Nutzung des nationalen Bio-Siegels, ist eine Zertifizierung des Unternehmens gemäß den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau Voraussetzung. Dies bedeutet unter anderem, dass mindestens 95 Prozent der Zutaten, welche landwirtschaftlich erzeugt wurden, aus ökologischem Anbau stammen müssen. Die Unternehmen verzichten im Rahmen der Nutzung dieses Siegels bei ihren Lebensmitteln beispielsweise auf künstliche Aromen, Geschmacksverstärker und Farbstoffe. Auch der Einsatz von Antibiotika ist klar geregelt und stark begrenzt.

 Bioland 
100% Bio, aus Deutschland und Südtirol: Dieses Ziel verfolgt der Anbauverband Bioland gemeinsam mit seinen 8.500 Mitgliedern und 1.300 Partnern aus Herstellung, Handel und Gastronomie. Dabei halten sich ebendiese Betriebe aus der Land- und Lebensmittelwirtschaft an strenge Bioland-Richtlinien, welche weit über gesetzliche Bestimmungen und EU-Richtlinien hinausgehen. Der laut eigenen Angaben größte Bio-Anbauverband in Deutschland setzt außerdem auf Regionalität. Aus diesem Grund gibt es Bioland ausschließlich in Deutschland und Südtirol. Produktions- und Futtermittel stammen weitgehend aus dem eigenen Betrieb. Gentechnik, Massentierhaltung und die Nutzung von chemisch-synthetischen Stickstoff-Düngern sowie Pflanzenschutzmitteln lehnt der Verband ab.

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 Demeter 

Seit 1924: Demeter ist der älteste aller Bioverbände in Deutschland und arbeitet nach den Kriterien einer biologisch-dynamischen Landwirtschaft, die auf Impulse Rudolf Steiners zurückgeht. Steiner initiierte Anfang des 20. Jahrhunderts auch die Waldorfpädagogik und anthroposophische Heilweise. Wörtlich übersetzt bedeute Anthroposophie "Weisheit vom Menschen" und beschreibt die Wissenschaft zum Verständnis von Natur, Geist und menschlicher Entwicklung. Laut Demeter wirtschaften in Deutschland 1.740 Landwirte mit knapp 99.000 Hektar Fläche biologisch-dynamisch. Die Verwendung selbst hergestellter Präparate aus Mist, Mineralien und Heilpflanzen sollen dabei eine langfristige Bodenfruchtbarkeit garantieren. Anders als bei vielen anderen Bioverband-Siegeln, können auch Kosmetika und Reinigungsprodukte das Demeter-Siegel tragen.

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 Naturland 

Der Naturland-Verband wirbt ebenso wie die vorangegangenen Verbände mit umfassenden ökologischen Standards, die deutlich über die Anforderungen der EU-Öko-Verordnung hinausgehen. Mit seinem Siegel steht Naturland für geprüfte Öko-Qualität und gewährleistet beispielsweise die Einhaltung strengerer Richtlinienvorgaben im Bereich Futter- und Düngerzukauf sowie flächengebundene Tierhaltung, Transparenz durch lückenlose Warenrückverfolgbarkeit und mehr freiwillige Zusatzleistungen, beispielsweise im Naturschutzbereich. Ebenso setzt sich der Verband in den Bereichen ökologische Waldnutzung, Textilherstellung und faire Handelspartnerschaften, über die Lebensmittelproduktion hinaus ein. Das Naturland-Siegel kennzeichnet neben Lebensmitteln auch Holzprodukte und Textilien.

 Fazit 
Die deutschen Bioverbände wie Demeter, Bioland oder Naturland, haben eigene Kriterien entwickelt, welche deutlich über die Standards des EU-Bio-Siegels und auch über die Standards des nationalen Bio-Siegels hinaus gehen. So dürfen konventionelle Futtermittel gar nicht oder nur in einem sehr begrenzten Rahmen zugefüttert werden. Auch erlauben die Anbauverbände in Deutschland wesentlich weniger Tiere je Hektar im Vergleich zum EU-Siegel. Das EU-Bio-Siegel und auch das Deutsche Bio-Siegel ist dennoch vertrauenswürdig. Legt Ihr neben dem Mindeststandard jedoch auch Wert auf Regionalität und das Wohl der Tiere, dann sind die Produkte der deutschen Bioverbände eine gute Alternative. 

Quelle:
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Ökolandbau
Bioland
Demeter
Naturland