Heute um 18 Uhr deutscher Zeit ist es soweit: Joseph "Joe" Robinette Biden wird auf der Westseite des Kapitols in Washington D.C. zum 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten vereidigt. 1.000 Zuschauer, nicht 200.000 wie sonst üblich, sind zugelassen. Nicht nur wegen des Virus, sondern auch aus Sicherheitsgründen - nachdem erst vor wenigen Wochen ein republikanischer Mob in Form von Trump-Anhängern das Kapitol stürmte und verwüstete, stehen nun 25.000 Nationalgardisten in Washington bereit, die Straßen, das Kapitol und den neuen US-Präsidenten zu schützen. Jeder einzelne von ihnen soll vorab vom FBI durchleuchtet worden sein. Nach der Katastrophe vom 6. Januar 2021 hat man aus Fehlern gelernt. Man plant eine ruhige und sichere Amtseinführung. Das fehlende Publikum wird übrigens durch 191.500 Flaggen ersetzt. Das "Field of Flags" soll das amerikanische Volk repräsentieren. Bidens Amtszeit fängt turbulent an. So muss er nicht nur die allgemeine Ordnung wiederherstellen, er hat sich auch das Ziel gesteckt, Amerika quasi binnen 100 Tagen auf Anfang zu drehen, beziehungsweise einige Trump-Beschlüsse wie den Muslim-Ban sogar sofort rückgängig zu machen. Die genauen Pläne dafür will der 78-Jährige im Februar vorstellen. Die Umsetzung dürfte aber eher die gesamte Amtszeit dauern.
Biden setzt auf starke Frauen
An Bidens Seite - die zweitwichtigste Frau in seinem Leben: Senatorin Kamala Harris. Die 56-Jährige ist die künftige Vizepräsidentin der USA und damit nicht nur die erste Frau in diesem Amt, sondern auch die erste Afroamerikanerin. Gemeinsam mit Biden will Harris für ein ausgeglichenes Amerika sorgen - die Spaltung der Gesellschaft aufhalten. Gleich nach der Amtseinführung des neuen Präsidenten wird dieser deshalb einige Dekrete unterzeichnen, die keinerlei Zustimmung des Kongresses und dessen Abgeordneten benötigen. Dazu zählen unter anderem Verordnungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie und der Wirtschaftskrise, das erklärte der designierte Stabschef, Ron Klain, im Vorfeld. Einige Trump'sche Fauxpas könnten Biden und Harris so also eigenmächtig und mit sofortiger Wirkung umkehren. Biden hatte ebenfalls angekündigt, an seinem ersten Tag im Amt, den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen rückgängig machen zu wollen. Dieses Wahlversprechen hatte Donald Trump zum Entsetzen der restlichen Welt umgesetzt und erfolgte formell am 4. November 2020.