Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Frust statt Lust

Netflix statt Sex: Seit Corona herrscht Flaute im Bett

Netflix and Chill anstatt lustvolles Laken wälzen: Einer Studie zufolge schauen immer mehr Paare fern, lesen, essen oder hören Musik, anstatt Sex zu haben.

 Streaming statt Sex 

Die Corona-Krise belastet so gut wie alle Bereiche des Lebens - auch das Sexleben. Das fand nun eine Studie des britischen Unternehmens CBII heraus. 14 Prozent der Befragten gaben sogar an, seit Ausbruch der Pandemie gar keinen Sex mehr gehabt zu haben. 63 Prozent der Befragten hingegen gaben an, lieber zu streamen, anstatt mit dem Partner intim zu werden. Als Grund dafür nannten viele, dass sie so besser ihre Sorgen und Ängste, die Corona mit sich bringt, vergessen könnten. Netflix und Co. sind also eine Art Zuflucht geworden, in denen die Befragten ihrem Corona bedingt stressigen Alltag entkommen können. Doch nicht nur das Binge-Watchen hat Sex bei Paaren abgelöst, auch Bücher stehen hoch im Kurs. Zwei Fünftel aller Teilnehmer finden ihren Trost demnach in Büchern, 26 Prozent in Musik und 24 Prozent finden Entspannung im Essen. 

 Stresslevel enorm angestiegen 
Die Studie erfolgte, wegen der abstrusen Lockdown-Vorschriften, die seit dem 12. Oktober in Großbritannien gelten. Durch Einführung des Dreistufigen Systems seitens des Premierministers Boris Johnsons werden die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bestimmt. Sobald das sogenannte "Tier 2", also ein erhöhter Alarm eintritt, ist es Personen, die zwar in einer Beziehung sind, aber nicht denselben Haushalt teilen, verboten, Sex zu haben. Alles im Sinne des Social Distancing, versteh sich. Den Briten geht das zu weit - verständlich. Deshalb gaben 94 Prozent der Befragten auch an, dass sie sich schneller gestresst fühlen und merken, dass ihr Angstlevel zunimmt, sobald sie auch nur Bildmaterial des Premierministers Boris Johnson und des Chief Medical Officers Chris Whitty im Fernsehen sehen würden. Dasselbe Phänomen konnten die Forscher feststellen, als sie ihren Probanden Bilder von überfüllten Bahnen zeigten. 

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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 Auch Deutsche erleben eine Flaute 

Eine aktuelle Studie von Prof. Frank Sommer, dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG), zeigt ebenfalls, dass der Virus inzwischen auch Einfluss auf das Sexleben der Deutschen nimmt. Für die Studie wurden 283 Männer mit einem Durchschnittsalter von 43 Jahren (21 bis 72 Jahre) telefonisch befragt, die sich seit mindestens sechs Monaten in einer festen Beziehung befinden. 71% gaben an, teilweise im Homeoffice zu arbeiten, dadurch mehr körperliche Nähe zuzulassen und somit eigentlich auch mehr Zeit für Sex zu haben. 40% der befragten Männer sagten allerdings, dass sie an Erektionsschwächen bis hin zu schweren Störungen litten. In Zeiten von Corona könnten die zusätzlichen psychischen Belastungen eine wichtige Ursache dafür sein.

 3,9 Mal Sex pro Monat 
Diese Zahlen sind vor allem im Vergleich zu einer früheren Studie der DGMG alarmierend: 2004 hatten lediglich 24,8% der Befragten eine erektile Dysfunktion eingeräumt, durch die sie mitunter in eine gefährliche Lebenskrise geraten können. Auffallend finden die Experten auch, wie die sexuelle Frequenz in Zeiten der Corona-Krise weiter abnimmt. Hatten Männer in der Altersgruppe der 31- bis 40-Jährigen 1973 noch durchschnittlich 10,3 Mal im Monat Sex, so war diese Zahl bereits im Jahr 2003 auf nur noch 4,9 Mal gesunken. Derzeit liegt sie sogar bei nur noch 3,9 Mal. Zwar kommen Paare, die zu zweit ohne Kinder leben, auf einen etwas höheren Wert. Doch der Trend ist auch in der Altersgruppe der 41- bis 50-Jährigen mit Kindern unverkennbar, ebenso bei den 18- bis 30-Jährigen mit Kindern.

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Sommer rät, dass bei entsprechenden Problemen auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden sollte – vielleicht aber nicht unbedingt jetzt, wenn die Praxen aufgrund der Corona-Krise überfüllt seien und viele Menschen noch größere Sorgen als die um ihr Sexleben hätten. Eine Erektionsstörung könne aber immer auch ein Vorbote einer kardiovaskulären Erkrankung sein, die später einen Herzinfarkt oder Schlaganfall nach sich zieht. Grundsätzlich komme dem Sexleben in diesen schwierigen Zeiten eine besondere Bedeutung zu, wie Sommer betont: "Man sollte gerade jetzt auch mal an das Leichte im Leben denken und sich mit schönen Dingen ablenken!"