Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Die Psychologie des Toilettenpapier-Hamsterns

Wegen Hamsterkäufen: "Hakle" stellt ersten Toilettenpapier-Automaten auf

"Ein hohes Maß an Emotionalität und Gewissenhaftigkeit deutet auf eine ausgeprägte Vorratshaltung hin", so die nette Formulierung der Max-Planck-Gesellschaft zum Thema Hamsterkäufe. Als eines der ersten Unternehmen hat nun "Hakle" auf den steigenden Absatz reagiert und einen ersten Automaten aufgestellt.

"Ein hohes Maß an Emotionalität und Gewissenhaftigkeit deutet auf eine ausgeprägte Vorratshaltung hin", so die nette Formulierung der Max-Planck-Gesellschaft zum Thema Hamsterkäufe. Als eines der ersten Unternehmen hat nun "Hakle" auf den steigenden Absatz reagiert und einen ersten Automaten aufgestellt. 

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 Hamsterkäufe 2.0 

Mit den steigenden Infektionszahlen steigt bei Teilen der Bevölkerung auch wieder die Sorge vor Versorgungsengpässen. Anfang 2020, zum Beginn der Pandemie in Deutschland, waren Güter wie Nudeln, Mehl, Hefe und Toilettenpapier deshalb Mangelware. Leergefegte Regale prägten das Bild des Supermarkt-Einkaufs. Nun scheint sich Deutschland abermals auf das Toilettenpapier-Gate zuzubewegen. Doch warum steigt bei manchen Menschen nun wieder die Panik davor, leer ausgehen zu können? Laut einer Studie*1 von Theo Toppe vom Max-Planck-Institut seien besonders "Menschen, die sich durch COVID-19 stärker bedroht fühlen und deren Persönlichkeit durch ein besonders hohes Maß an Emotionalität und Gewissenhaftigkeit geprägt ist, eher mit Toilettenpapier bevorratet als Menschen, die diese Merkmale nicht haben. Einige Unternehmen berichteten von einem Anstieg der Toilettenpapierverkäufe um bis zu 700 Prozent, obwohl die Regierung dazu aufgefordert hatte, von 'Panikkäufen' abzusehen." 

Die Folge: Lieferengpässe, leere Regale, überlastete Supermarkt-Angestellte, für die Nachtschichten plötzlich zum Alltag gehörten. Man sollte meinen, die Menschheit habe aus ihren Fehlern gelernt. Eines vorweg: Dem ist nicht so. Das beweist der Anstieg an Toilettenpapierverkäufen der vergangenen Tage. Seit Bekanntgabe der steigenden Zahlen und der Möglichkeit eines zweiten Lockdowns, die im Raum steht, geht das hamstern wieder los. 

 Erster Toilettenpapier-Automat Deutschlands 
Das schwäbische Traditionsunternehmen "Hakle", das 1928 die erste Toilettenpapierrolle auf den deutschen Markt brachte, reagiert und will ein weiteres Toilettenpapier-Gate verhindern: Mithilfe von Automaten an denen besorgte Bürger Tag und Nacht Rollen ziehen können. "Hakle", das seinen Sitz mittlerweile in Nordrhein-Westfalen hat, stellte auf seinem Firmengelände in Düsseldorf-Reisholz jetzt den ersten Klopapier-Automaten Deutschlands auf. Zwei Rollen vierlagigen Papiers soll es laut "Bild"-Informationen für zwei Euro zu erwerben geben - ebenso wie Feucht- und Desinfektionstücher. Üblicherweise kostet eine Packung des vierlagigen Klopapiers mit acht Rollen auf der Unternehmenseigenen Webseite 3,89 Euro. Eine deutliche Gewinnsteigerung, also. 

 Warum horten Menschen Toilettenpapier? 

Laut Theo Toppes Untersuchungen, sei "der zuverlässigste Indikator für eine Toilettenpapierbevorratung, wie stark sich jemand durch die Pandemie bedroht fühlte; Menschen, die sich stärker bedroht fühlten, neigten dazu, mehr Toilettenpapier zu horten. Etwa 20 Prozent dieses Effekts waren auf das Persönlichkeitsmerkmal Emotionalität zurückzuführen: Menschen, die im Allgemeinen besonders besorgt und ängstlich sind, fühlen sich auch durch COVID-19 bedrohter und bevorraten sich eher mit Toilettenpapier. Auch die Persönlichkeitsdomäne der Gewissenhaftigkeit, zu der Merkmale wie Organisation, Fleiß, Perfektionismus und Vorsicht gehören, hatte Einfluss auf das Bevorratungsverhalten."

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 Nur Amerikaner horten mehr 

Andere Beobachtungen waren, laut Toppe, "dass ältere Menschen mehr Toilettenpapier horten als jüngere Menschen und dass Amerikaner mehr Toilettenpapier horten als Europäer." Die Forschenden weisen darauf hin, dass die untersuchten Variablen nur etwa zwölf Prozent der Unterschiede hinsichtlich der Toilettenpapierbevorratung erklären, was darauf hindeutet, dass einige psychologische Erklärungen und situative Faktoren wahrscheinlich nicht berücksichtigt wurden. "Die subjektive Bedrohung durch COVID-19 scheint ein wichtiger Auslöser für die Bevorratung mit Toilettenpapier zu sein. Von einem umfassenden Verständnis dieses Phänomens sind wir jedoch noch weit entfernt", so Theo Toppe, Mitautor der Studie.

 

*Für die Studie befragten die Forschenden 1.029 Erwachsene aus 35 Ländern, die sie über die sozialen Medien rekrutiert hatten. Zwischen dem 23. und dem 29. März 2020 füllten die Teilnehmenden einen Persönlickeitstest (Brief HEXACO Inventory; BHI) aus, der sechs große Persönlichkeitsbereiche umfasst. Darüber hinaus machten sie Angaben über ihren demografischen Hintergrund, wie stark sie sich durch COVID-19 bedroht fühlten, ihr Quarantäneverhalten und ihren Toilettenpapierverbrauch der letzten Wochen.