2006 ist das Jahr des Sommermärchens und der WM in Deutschland, George W. Bush war amtierender US-Präsident und die Grundsteine des neu geplanten Flughafens Berlin-Brandenburg wurden gelegt. Dieses Mamut-Projekt, dass sich als reine Fehlspekulation herausstellte, sollte bereits 2011 eröffnet werden und damit den Flughafen Tegel in Rente schicken. Sollte - denn es kam anders als erwartet und das über neun Jahre hinweg. Am 31. Oktober 2020, 14 Jahre nach Beginn der Bauarbeiten, soll es jedoch endlich soweit sein. Fehlerhafte Bauplanungen, mangelnde Bauaufsicht und umfangreiche, technische Mängel seien beseitigt, der Flugverkehr seitens des TÜV Rheinlands und der Kreisverwaltung endlich genehmigt. Womit schon kaum einer mehr rechnete, soll also schon in wenigen Wochen Realität werden. Grund genug, sich den legendären BER einmal genauer anzuschauen.
Die "Kotzkurve"
Der Inbetriebnahme des Flughafens, der bis 2035 jährlich 58 Millionen Passagiere willkommen heißen will, steht also nichts mehr im Weg. Die Freude darüber hält sich jedoch bei einer Personengruppe in Grenzen - ausgerechnet den Piloten. Denn die müssen bei Ostwind drei Sekunden nach dem Start in 150 Metern Höhe eine steile 145-Grad-Rechtskurve fliegen: die sogenannte Hoffmannkurve, die von Insidern liebevoll die "Kotzkurve" genannt wird. Laut aeroTELEGRAPH, einem Informationsportal über Flugverkehr, "wird die Hoffmannkurve von der Südbahn bei Ostwind genutzt, um Ortsteilen und Gemeinden im Süden Berlins Lärm zu ersparen". Gegenüber dem Informationsportal sagt Felix Gottwald, Experte für Flugsicherungsfragen bei der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit: "Diese Kurve ist legal und sie ist machbar. Aber sie ist nicht optimal. Denn man geht schon bei einer relativ niedrigen Höhe von 500 Fuß in die Kurve, steigt dann in der Kurve mit relativ starkem Gradienten und fährt dabei die Klappen ein. Sicherer wäre es, ein Stück weiter geradeaus zu fliegen und zu steigen, bevor man in die Kurve geht."