Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Macht Geld wirklich glücklicher?

1.200 Euro pro Monat: Die Pros und Contras des Bedingungslosen Grundeinkommens

Stell' Dir vor, Du erhältst ab sofort jeden Monat 1.200 Euro vom Staat - einfach so. Klingt erstmal verlockend, doch bei genauerem Hinsehen erweist sich das Bedingungslose Grundeinkommen auch als Fluch. Um herauszufinden, wie sich das Geld auf Menschen auswirkt, startet nun eine Langzeitstudie mit 120 Probanden.

Stell' Dir vor, Du erhältst ab sofort jeden Monat 1.200 Euro vom Staat - einfach so. Klingt erstmal verlockend, doch bei genauerem Hinsehen erweist sich das Bedingungslose Grundeinkommen auch als Fluch. Um herauszufinden, wie sich das Geld auf Menschen auswirkt, startet nun eine Langzeitstudie mit 120 Probanden. 

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt

 Langzeitstudie: 1.200 Euro Grundeinkommen pro Monat 

Bedingungsloses Grundeinkommen: Ein Wort, das sich auf den ersten Blick gut anhört und ein sorgenfreies Leben verspricht. 1.200 Euro mehr im Monat, ohne etwas dafür tun zu müssen - und zwar für jeden Deutschen. Das Pilotprojekt Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) ist nicht neu, startet nun aber in eine Feldstudie. Gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts sowie der Uni Köln untersucht der gemeinnützige Verein "Mein Grundeinkommen e.V." die Auswirkungen eines solchen Grundeinkommens. Die Langzeitstudie soll zeigen, ob Menschen durch die staatliche Hilfe ein glücklicheres, zufriedeneres Leben führen können, ob Existenzängste, Stress und Unzufriedenheit sinken oder ob das BGE keinerlei positiven Auswirkungen auf mentale und gesundheitliche Aspekte hat. Finanziert wird die Langzeitstudie durch Spenden von Menschen wie Dir und mir - der Zivilgesellschaft.

 Macht Geld wirklich glücklicher? 
Auf der Webseite des Vereins "Mein Grundeinkommen e.V." können sich Interessierte (ab 18 Jahren, mit Hauptwohnsitz in Deutschland) für die Studienteilnahme bewerben. Aktuell sind über 1.3 Millionen Bewerbungen eingegangen - die Zahl steigt sekündlich. Aus diesem Pool an Menschen wird die Studienleitung 120 Teilnehmer auswählen, die ab Frühjahr 2021 ein monatliches Grundeinkommen von 1.200 Euro bekommen - und zwar unabhängig davon, was sie sonst verdienen oder besitzen. Das Geld wird drei Jahre lang ausgezahlt. Gleichzeitig wird eine Kontrollgruppe mit 1.380 Menschen gebildet, die das Geld nicht erhalten, aber genauso untersucht wird wie die Grundeinkommensbezieher. So lässt sich feststellen, welche Änderungen wirklich auf das Grundeinkommen zurückzuführen sind.

 Grundeinkommen ist nicht steuerpflichtig, Sozialleistungen könnten wegfallen 
Bei den Grundeinkommen handelt es sich um Schenkungen von vielen einzelnen Schenkenden in jeweils geringer Höhe. Eine Schenkungssteuer fällt nicht an, da die geschenkten Beträge pro Schenkendem und TeilnehmerIn jeweils unter der Steuerfreigrenze liegen. Da es sich beim Grundeinkommen um Zahlungen ohne Gegenleistung handelt, ist es weiterhin nicht einkommenssteuerpflichtig. Genau wie bei vielen Konzepten von "echten" Bedingungslosen Grundeinkommen, könnte es passieren, dass durch die Auszahlung der Grundeinkommen andere Sozialleistungen gemindert oder ganz gestrichen werden, da sie von den zuständigen Behörden als Einkommen oder Vermögen gewertet werden. Dies kann folgende Sozialleistungen betreffen: Arbeitslosengeld 1 (ALG I), Arbeitslosengeld 2 (ALG II, umgangssprachlich Hartz IV), BAfög, Wohngeld, Kinderzuschlag, Elterngeld, Unterhaltsvorschuss, Leistungen gemäß des Asylbewerberleistungsgesetzes. In den meisten Fällen sollte das ausgezahlte Grundeinkommen höher als die wegfallenden Sozialleistungen sein. BewerberInnen sollten dies selbstständig und individuell prüfen.

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt

 Bedingungen für die Teilnahme 

Einzige Bedingung: Online-Fragebögen ausfüllen, deren Ausfüllzeit bei etwa 25 Minuten liegt! Sieben an der Zahl, verteilt über die drei Jahre der Auszahlung. Werden die Fragebögen nicht ausgefüllt, muss die Fortzahlung des Geldes eingestellt werden, da die Fragebögen für die wissenschaftliche Erkenntnis entscheidend sind. Ansonsten ist das Grundeinkommen absolut bedingungslos: Teilnehmer können so viel Geld hinzuverdienen, wie sie möchten - oder gar keins. Sie können das Geld ausgeben wofür sie möchten. Es gibt keine Vorgaben, keine Überprüfungen und keine Abzüge. Ob man zur Teilnahme an der Studie ausgewählt wurde, beziehungsweise in das engere Auswahlverfahren aufgenommen wurde, erfahren Interessenten am 17. November 2020 per E-Mail. 

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt

 Utopie oder Alternative 

Im Juni 2020 waren rund 44,51 Millionen Erwerbstätige mit Wohnort in Deutschland registriert. Bei einem Grundeinkommen von 1.200 Euro pro Arbeitnehmer ergibt das 53.412.000.000 Milliarden Euro, die aus der Staatskasse an Deutsche Angestellte fließen. Hinzu kommen 3.156.000.000 Milliarden Euro für die 2,63 Millionen Arbeitslosen in Deutschland (Stand 2020). Der Gesamthaushalt Deutschlands beträgt für das Jahr 2020 362 Milliarden Euro. Das bedeutet: Ein Großteil - nämlich 56.568.000.000 Milliarden, also etwa ⅐ - der Gelder, die die Bundesregierung für Arbeit und Soziales, Verteidigung, Bildung und Forschung sowie Verkehr und digitale Infrastruktur zur Verfügung hat, bricht weg. Handelt es sich beim Bedingungslosen Grundeinkommen also um Utopie oder um eine echte Alternative für die Gesellschaft? 

 Pros: 
- Existenzängste können minimiert werden.
- Zukunftsängste können minimiert werden (Investition des Geldes in Eigentum/Sparen für die Rente).
- Gesündere Lebensweise kann angestrebt werden. Es kann unter anderem in hochwertige Lebensmittel investiert werden.
- Auch die mentale Gesundheit könnte sich verbessern, wenn der Druck wegfällt, eine Tätigkeit ausüben zu müssen, die einem keine Freude bereitet.
- Menschen an der Armutsgrenze würde durch ein BGE Würde und Freiheit zugesichert.
- Familienplanung könnte angegangen werden.
 

 Contras:

- Steigende Lebenshaltungskosten, weil die Wirtschaft Preise anpasst, also anhebt (Lebensmittel, Mieten, etc.)?
- Wo spart die Bundesregierung die Mehrkosten ein (Rente, Sozialversicherung, Krankenversicherung, etc.)? Es droht die Abschaffung des bisherigen Sozialsystems Deutschlands. 
- Ländliche und wirtschaftsschwache Regionen stießen eventuell auf Arbeitskraftmangel - würde noch jemand arbeiten wollen? 
- Würden wir die Jugend ins "Nichtstun" erziehen? 

Quelle: Pilotprojekt Grundeinkommen