Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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2002 musste die D-Mark weichen

18 Jahre Euro: War früher wirklich alles günstiger?

Mit Einführung des Euros vor nunmehr 18 Jahren kam auch die Frage auf: Ist heute alles teurer als damals? Anhand einer 20-Jahres-Analyse klären wir Euch auf.

Preissteigerungen seit Einführung des Euros 
Wer mit der D-Mark in der Tasche aufgewachsen ist, kennt das Problem: Auch knapp 20 Jahre nach dem Ende der Deutschen Mark, werden Euro-Preise immer noch umgerechnet und verglichen. Kindheitspreise von 0,50 Pfennig für eine Kugel Eis? Lange passé - heute zahlen Kunden meist das Vierfache. Zur Erinnerung: 1 Euro entspricht 1,95583 DM - ist also wirklich alles teurer geworden? Das Vergleichsportal Verivox verglich 2018 die Preise für Konsumgüter und Verträge wie Gas oder Strom mit den Preisen von 1998 und bezog dabei die Inflation sowie die Kaufkraft mit ein, um diese Frage beantworten zu können. Denn höhere Preise bedeuten nicht automatisch, eine Teuerung. Zudem stieg der durchschnittliche Stundenlohn seit 1998 um etwa 52 Prozent. 

  • Strompreise: Kostete die Kilowattstunde 1998 noch 17,11 Cent, so verlangen Anbieter 2018 27,80 Cent - das entspricht einer Preissteigerung von 60 Prozent. Im Januar 2020 lag der Preis für eine Kilowattstunde Strom schon bei 30,01 Cent. Strom wird also immer teurer. Grund für die kontinuierliche Preissteigerung: Steuern und Abgaben, aber auch Ökostromumlagen
  • Krankenversicherungen: Zahlten Krankenversicherte 1998 220 Euro, blechen sie laut der Verivox-Recherchen heute 370 Euro. Das entspricht einer Preisdifferenz von 67 Prozent. Ausgewertet wurden dafür monatliche Zahlungen von Angestellten, die den Höchstpreis entrichten. Wichtig ist jedoch: Der duchrschnittliche Stundenlohn, an dem sich die Beiträge bemessen, ist seit 1998 signifikant um 52 Prozent gestiegen - von umgerechnet 11,49 Euro auf 17,47 Euro (Nettoangaben) 
  • Ratenkredite: Bei den Kosten für Kredite machen sich die immer noch historisch niedrigen Zinsen bemerkbar: Die Kreditkosten sind in den letzten 20 Jahren um 45 Prozent gesunken. Für ein durchschnittliches Darlehen in Höhe von 11.961 Euro wurden 2018 Kosten von rund 1.450 Euro fällig, 1998 waren es noch 2.650 Euro
  • Benzinpreise: Hier schlugen die Preise pro Liter um über 70 Prozent auf. 1998 zahlten Verbraucher für einen Liter 0,81 Cent, heute sind es im Jahresdurchschnitt rund 1, 40 Euro. Nach einem kurzen Preistief im Jahr 2016 stiegen die Preise zuletzt wieder deutlich an – Unsicherheiten und Schwankungen am Rohölmarkt sind der wichtigste Grund dafür. Benzin der Sorte E10 kostete im April 2020 aufgrund der Corona-Krise zuletzt durchschnittlich 1,181 Euro pro Liter 
  • Mietpreise: Die Preise für Mietwohnungen in Deutschland steigen rasant – und machen vor allem bei Verbrauchern in Großstädten einen Großteil der monatlichen Fixkosten aus. Dabei wird viele überraschen: Im Schnitt bleibt der Preisanstieg bei Mieten unterhalb der Inflation. Denn während die allgemeine Erhöhung des Preisniveaus für den Zeitraum der letzten 20 Jahre bei 31,5 Prozent liegt, stiegen die Mietpreise um 26 Prozent. Die angegebene Mietpreisentwicklung geht aus vom Indexwert des Statistischen Bundesamts hervor
  • Fußballtickets: Ein Querschnitt durch die deutschen Bundesliga-Stadien zeigt: Ein Stehplatz kostet heute im Schnitt 13,50 Euro. Vor 20 Jahren ergaben Stichproben einen Kostenschnitt von 8,95 Euro pro Fußballspiel. Doch nachtrauern müssen Fußballfans den alten Zeiten nicht: Die Preissteigerung liegt bei 51 Prozent, damit geht die Entwicklung Hand in Hand mit der höheren Kaufkraft von heute (52 Prozent).
  • Bierpreise: Obwohl die Bierpreise um fast 30 Prozent angestiegen sind, mussten Arbeitnehmer durchschnittlich zwei Minuten weniger für einen halben Liter Gerstensaft arbeiten – gestiegenen Löhnen sei Dank. Wer 1998 noch rund 14 Minuten für ein großes Bier arbeiten musste, kam 2017 mit knapp zwölf Minuten hin.
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War früher alles günstiger? 
Nein - auch wenn es den Anschein macht. In Relation zur Entwicklung der Inflation und Kaufkraft, sind nur drei Produkte wirklich wesentlich teurer geworden: Strom, die Krankenversicherung und Benzin! Mit der Einführung des Euros als einheitliches, europäisches Zahlungsmittel hat dies allerdings wenig zu tun, sondern viel mehr mit dem jahrelangen Anstieg der Aktienkurse an den internationalen Rohstoffbörsen, mit neuen Abgaben etwa für die Ökostromförderung oder dem Immobilienboom. Dafür fielen die Preise für Elektronikgeräte wie Fernseher, Smartphones oder PCs. Grund hierfür: Günstigere Importpreise durch Aufwertung des US-Dollars durch den Euro. 

*Quelle: Verivox GmbH