Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Rezeptfrei zur Emotionslosigkeit

Studie: Schmerzlindernde Medikamente machen uns gefühlloser

Gängige Schmerzmittel helfen bei physischen Leiden - laut einer Studie der University of California sollen diese Medikamente allerdings auch die menschliche Psyche beeinflussen und Emotionen schwächen.

Schnelles Heilmittel

Nicht jeder geht mit seinen körperlichen Beschwerden direkt zum Arzt. Lange Wartezeiten und oftmals auch nicht zufriedenstellende Diagnosen schrecken oft vor einem Praxisbesuch ab. Bei geringeren Beschwerden wie Kopfschmerzen, ist es uns der große Aufwand manchmal auch einfach nicht wert. Viele Betroffene helfen sich deshalb lieber selbst und greifen zu rezeptfreien Schmerzmitteln, die es in jeder Apotheke frei zu kaufen gibt. Medikamente wie Ibuprofen und Paracetamol können hier schnell Abhilfe schaffen und die Schmerzen auf ein Minimum beschränken. Wie Forscher um den federführenden Autor der Studie Kyle G. Ratner von der University of California in Santa Barbara herausfanden, könnten sich die Mittel allerdings auch auf unser Verhalten auswirken. Die Wissenschaftler führten hierfür ein Experiment durch, dessen Ergebnisse sie in der Fachzeitschrift "Policy Insights from the Behavioral and Brain Sciences" veröffentlichten.

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt

Empathie nimmt ab

Für den Test wurden die gesunden Probanden in drei Gruppen aufgeteilt: Ein Teil erhielt ein leichtes Schmerzmittel in Form von Ibuprofen, ein anderer eine Dosis Paracetamol, während der Rest lediglich Placebo-Tabletten bekam. Sämtliche Medikamente wurden über einen längeren Zeitraum regelmäßig eingenommen. Währenddessen untersuchten die Forscher die Reaktionen der Teilnehmer auf verschiedene Ereignisse. Interessanterweise reagierten Frauen, die eine Ibuprofen-Tablette eingenommen hatten, weniger emotional auf unschöne Erfahrungen. Sie sollten hierfür zum Beispiel über eine kränkende Erinnerung schreiben oder wurden von einem Spiel ausgeschlossen. Die Placebo-Gruppe reagierte auf diese Situationen deutlich ausdrucksvoller. Überraschend war hingegen auch der direkte Vergleich zur Männerwelt: hier bewirkte eine Ibuprofen-Dosis eine erhöhte Emotionalität.

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt

Doch die Schmerzmittel sollen sich nicht nur auf unsere Emotionen auswirken, sondern auch auf unsere Empathie. So zeigten sich Probanden, die Paracetamol zu sich nahmen, weniger vom Schmerz anderer Menschen belastet. Hierfür wurden ihnen Bilder von leidenden Personen gezeigt - unter Medikamenten-Einfluss fielen die Reaktionen dabei deutlich gefühlloser aus. Zudem sollen uns die Tabletten im Bezug auf unser Eigentum gleichgültiger machen. In einer zusätzlichen Studie sollten die Teilnehmer einen Preis für ihren Besitz festlegen. Unter Einfluss von Paracetamol wurde hierbei die Summe spürbar niedriger angesetzt.

Weitere Studien nötig
Obwohl die Forscher auf die Bedeutsamkeit der Funde hinweisen, geben sie an, dass weitere Studien nötig seinen, um die vollständige psychologische Wirkung der Schmerzmittel zu erfassen. Zusätzliche Untersuchungen könnten demnach sogar dazu führen, dass spezielle Medikamente auch gegen psychologische Schmerzen Wirkung zeigen könnten. Noch sind die Wissenschaftler von einer derartigen Erkenntnis allerdings weit entfernt. Ibuprofen und Paracetamol sind demnach absolut kein geeignetes Mittel gegen Liebeskummer.