Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Besser als Medizin

Musik hilft Kindern dabei, Schmerzen zu bewältigen

Wie ein Team von Anästhesisten herausgefunden hat, kann Musik zur Schmerztherapie bei Kindern eingesetzt werden. Sowohl während, als auch nach Operationen!

Was sind Schmerzmittel?

Alleine bei uns in Deutschland soll in diesem Jahr der Umsatz von rezeptfreie Schmerztabletten 562 Millionen Euro stark sein und dafür sorgen, dass jeder einzelne Bundesbürger rund 6,80 Euro in der Apotheke lässt. Ob bei Kopf- oder Muskelschmerzen, viele greifen zu den Pillen und hoffen, dass die Einnahme ihre Beschwerden lindert. Die meisten Schmerzmittel stimulieren dabei Teile des “Vergnügungszentrums” im Gehirns und blockieren bestimmte Regionen. Viele Menschen schlucken jedoch viel zu häufig solche Medikamente, obwohl diese große Risiken mit sich bringen. Bluthochdruck, tagelange Müdigkeit, Leberschäden oder ein erhöhtes Herzinfarktrisiko können nur einige der Folgen von einer falschen Dosierung sein, vor welchen alle Ärzte warnen. Doch auch im Krankenhaus setzen Ärzte gegen postoperative Schmerzen meist Opioide - Arzneimittel mit schmerzlindernden, dämpfenden, beruhigenden und psychotropen Eigenschaften - ein, welche das Leiden von Schmerzpatienten lindern und meist Atemprobleme bei Kindern verursachen können.

Die Studie

Ein Team von Anästhesisten am Ann & Robert Kinderkrankenhaus in Chicago hat sich aus diesem Grund mit neuen Methoden beschäftigt und herausgefunden, dass Musik ebenfalls Qualen lindern kann und keine Nebenwirkungen hat. Für ihre Studie testeten sie die Wirkung von Liedern an Kindern, die nach einer größeren orthopädischen, urologischen oder neurologischen Operation litten.  “Die Audiotherapie ist eine aufregende Gelegenheit und sollte von Krankenhäusern als eine wichtige Strategie zur Minimierung von Schmerzen bei Kindern, die sich einer größeren Operation unterziehen, benutzt werden”, erklärte der leitende Arzt der Studie, Dr. Santhanam Suresh, gegenüber “luriechildrens”: “Es ist preiswert und hat keine Nebenwirkungen.”

Die Auswertung
Und tatsächlich: Alle neun bis 14-jährigen Kinder wurden vor dem eigentlichen Versuch darum gebeten, ihre Schmerzen auf einer Skala von null bis zehn einzustufen. Im Anschluss wurden sie in drei Gruppen aufgeteilt. 20 Patienten mussten für 30 Minuten Kopfhörer aufsetzen, durften jedoch keine Musik hören. Gruppe zwei lauschte eine halbe Stunde lang einem Hörbuch und alle Kinder der letzten Gruppe durften sich selbst aussuchen, welche Musik sie in der halben Stunde hören wollten. Am Ende wurde jedem Kind noch einmal dieselbe Frage der eigenen Stärke der Schmerzen gestellt. Während der Placebo-Effekt der ersten Gruppe keine Besserung brachte, stuften alle musikhörenden Patienten ihre Schmerzen auf der Skala im Durchschnitt eine Stufe niedriger ein.

“Unsere Idee war, dass du den Schmerz, wenn du nicht darüber nachdenkst, vielleicht nicht so erleben wirst. Wir versuchten das Gehirn ein wenig zu betrügen. Wir versuchten, mentale Kanäle auf etwas anderes zu fokussieren. […] Jeder Mensch verbindet andere Erinnerungen mit verschiedenen Liedern und kann sich so mental in eine andere Zeit zurückversetzen und die Schmerzen ein wenig vernachlässigen. Einige Eltern erklärten uns sogar, dass ihre Kinder Hörbücher hören, um sich zu beruhigen und um besser einschlafen zu können. Die ablenkende Stimme ließ den Schmerz ein wenig in Vergessenheit geraten”, erklärte Dr. Santhanam Suresh abschließend.

Falls Du das nächste Mal bei Schmerzen demnach direkt zu einer Tablette greifst, solltest Du Dir ruhig ein wenig Zeit nehmen und Deiner Lieblingsband lauschen. Denn exakt diese Aktion soll genauso effektiv sein, wie das Einnehmen einer rezeptfreien Schmerztablette. Bei tatsächlichem Leiden solltest Du dennoch einen Arzt aufsuchen und Dich checken lassen.