Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Deutsches Recht erklärt

Diesel-Skandal geht weiter: Sind Abgas-Versuche an Menschen überhaupt legal?

Nur wenige Tage, nachdem ethisch fragwürdige Tierversuche einer deutschen Automobil-Lobby aufgedeckt wurden, winkt bereits der nächste Eklat: So sollen im Auftrag der verantwortlichen "Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor" (EUGT) sogar ähnliche Experimente an Menschen durchgeführt worden sein.

Nur wenige Tage, nachdem ethisch fragwürdige Tierversuche einer deutschen Automobil-Lobby aufgedeckt wurden, winkt bereits der nächste Eklat: So sollen im Auftrag der verantwortlichen "Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor" (EUGT) sogar ähnliche Experimente an Menschen durchgeführt worden sein.

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Kein Ende in Sicht

Die Abgas-Affäre der deutschen Autoindustrie scheint noch immer nicht abzuklingen - ganz im Gegenteil: Volkswagens Softwaremanipulation ist nach aktuellem Stand der Dinge wohl nur die Spitze des Diesel-Skandals. So gründete der Konzern im Jahr 2007 zusammen mit Daimler, BMW und Bosch den Lobbyverein "Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor", kurz EUGT. Die Initiative wurde am 30. Juni 2017 wieder aufgelöst. Der Umfang ihrer Arbeit wurde allerdings erst jetzt bekannt.

So deckte die "New York Times" am 27. Januar 2018 auf, dass im Auftrag der Lobby-Gruppierung am Lovelace Respiratory Research Institute in der US-Stadt Albuquerque Abgas-Versuche an Affen durchgeführt wurden. Die Tiere wurden dabei in einen luftdichten Raum gesperrt, in dem sie die Auspuffgase eines softwaremanipulierten, dieselbetriebenen VW Beetle einatmen mussten. Der Versuch sollte die Auswirkungen der Abgase auf den Körper näher erforschen. Der Volkswagen-Konzern wurde bei der Studie von den verantwortlichen Wissenschaftlern als federführend angegeben.

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Wie die "Stuttgarter Zeitung" berichtet, soll der Verein zusätzlich wohl auch ähnliche Experimente mit Menschen durchgeführt haben. An einem Institut des Uniklinikums Aachen wurden 25 junge, gesunde Probanden gezielt über mehrere Stunden dem Reizgas Stickstoffdioxid ausgesetzt. Daimler distanzierte sich zuletzt deutlich von beiden Versuchen und sprach sich lautstark dagegen aus. "[Das] widerspricht unseren Werten und ethischen Prinzipien", erklärte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber der "Stuttgarter Zeitung". Weitere Konzerne und Verbände zeigen sich von den Experimente erschüttert. Doch sind derartige Versuche überhaupt legal?

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Im Rahmen des Erlaubten?

Rein rechtlich gesehen, sind Menschenversuche in Deutschland nicht verboten. Wichtig ist, dass die Experimente an freiwilligen Probanden und nicht gegen den Willen einer Person durch geführt werden. Vor allem in der Medizin werden neue Medikamente zuerst an Tieren und in einem kleinen Kreis freiwilliger, gesunder Menschen getestet, bevor sie in einen öffentlichen Test übergehen.

Deutschland richtet sich dabei nach der "Deklaration von Helsinki", welche vom Weltärzteverbund erstellt wurde. Diese öffentliche Erklärung hat ethische Prinzipien für Menschenexperimente niedergeschrieben. Die Risiken für die Einzelpersonen dürfen dabei den öffentlichen Nutzen des Tests nicht übersteigen. Zudem müssen sämtliche Versuche von qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt werden und es dürfen weder die Rechte, noch die Gesundheit der Personen beeinträchtigt werden. Die Experimente der EUGT sind gesetzlich also vollkommen legal. Ob sie aber auch ethisch vertretbar sind, ist eine ganz andere Sache.