Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Psychologischer Hintergrund

Deshalb gefällst Du Dir auf Selfies nicht so gut wie im Spiegel

Hattest Du bei Deinen Selfies schon einmal das Gefühl, dass Du auf ihnen irgendwie seltsam aussiehst? Wir zeigen Dir, warum dies völlig normal ist und weshalb das so ist.

Spiegel vs. Foto

Unzählige Menschen behaupten von sich, absolut unfotogen zu sein, obwohl ihr Umfeld dies überhaupt nicht so wahrnimmt. Hierbei handelt es sich aber nicht einmal um einen Schönheitswahn, sondern um ein ganz normales psychologisches Phänomen. Schuld daran seien unsere geliebten Spiegel - in ihnen fühlen wir uns selbst immer schöner, als auf Bildern. Unsere Mitmenschen sind hierbei allerdings meistens genau gegenteiliger Meinung. Verantwortlich ist dafür der sogenannte Mere-Exposure-Effekt, der 1968 vom US-amerikanischen Psychologen Robert Zajonc definiert wurde.

Der Mensch, ein Gewohnheitstier

Je öfter wir eine anfangs neutrale Sache wahrnehmen, desto mehr tendieren wir dazu, sie positiver zu sehen - dies besagt der Mere-Exposure-Effekt, der in der Psychologie als Tatsache gilt. Zusätzlich sollen wir Dinge, die wir von Beginn an als negativ empfinden bei wiederholter Betrachtung als noch schlechter wahrnehmen. Dieses Phänomen lässt sich auch in unsere Selfie-Frage perfekt einfügen. Unser eigenes Gesicht sehen wir vorrangig im Spiegel. Für uns ist diese Version von uns selbst demnach unser normales Aussehen. Auf Selfies sehen wir uns allerdings, wie unser Umfeld uns wahrnimmt - nicht spiegelverkehrt, wie wir uns selbst erscheinen. Laut dem Mere-Exposure-Effekt gefällt uns deshalb durch die Gewohnheit unser Spiegelbild besser als unsere wahre Gestalt. Alle anderen sehen Dein Spiegelbild allerdings nicht so häufig wie Dein echtes Ich, weshalb Deine normale Gestalt auf sie schöner wirkt. Zusätzlich spielt auch die Asymmetrie des Gesichts eine große Rolle. Im gewohnten Spiegelbild fallen spezifische Merkmale und Formen weniger auf, weil man sie immer wieder sieht. Auf einem Foto sind diese Punkte allerdings an anderen Stellen, weshalb sie hier sofort ins Auge stechen.

Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Technologie in der Mitschuld

Unsere Missgunst gegenüber unserem fotografischen Ebenbild kann auch mit der Kamera selbst zu tun haben. Verschiedene Linsen und Objektive verändern nämlich das Aussehen der Welt enorm. Je nach Austattung kann unser Gesicht dabei schmaler oder breiter wirken. Sind wir zudem näher an der Linse dran, können bestimmte Merkmale, wie zum Beispiel die Nase, besonders hervorstechen - dies ist vor allem bei Selfies der Fall. Jeder der sich selbst im Spiegel betrachtet, richtet sich laut dem New Yorker Fotografen Michael Levy außerdem unterbewusst so aus, dass die eigene Schokoladenseite im Vordergrund steht, wie er der "HuffPost" verrät. Der Grund für Deine Selfie-Scheue könnte also einfach nur die mangelnde Gewohnheit sein.