Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Unterschiede bei Produkten und Dienstleistungen

Preis-Diskriminierung? Frauen müssen oft tiefer in die Tasche greifen als Männer

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes untersuchte mit einer neuen Studie den deutschen Markt nach geschlechtsbezogenen Preisabweichungen und stellte fest, dass Frauen für ähnliche Angebote häufig deutlich mehr zahlen müssen als Männer.

Gender-Pricing

Laut einer Statistik der EU-Kommission verdienen Frauen in Deutschland im Durchschnitt etwa 22 Prozent weniger als Männer – allerdings sollen sie gleichzeitig für ähnliche Produkte und Dienstleistungen spürbar mehr bezahlen. Dies beweisen jetzt neue Zahlen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die teilweise signifikante Preisunterschiede bei teilweise sogar vollständig identischen Produkten feststellte. In der neuen Studie, für die Iris an der Heiden vom IF! Institut für sozioökonomische Forschung der 2HM & Associates GmbH und Prof. Dr. Maria Wersig von der Fachhochschule Dortmund beauftragt wurden, untersuchten die Experten über 2.000 verschiedene Angebote und fanden bei unglaublichen 30 Prozent der Fälle Preisdiskrepanzen, die auf das Geschlecht zurückzuführen waren.

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Die Frauenfrisur

Deutlich werden die Unterschiede laut der Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Christine Lüders vor allem in den Bereichen der Körperpflege, Kosmetik und im Friseursalon. Gerade in letzterem sollen Frauen für einen Kurzhaarschnitt im Durchschnitt fast 13 Euro mehr bezahlen als Männer. Diese Ungleichheit soll dabei bei 89 Prozent der analysierten Geschäfte vorkommen – zu stören scheint dies allerdings kaum jemanden, denn Beschwerden werden laut Lüders nur vereinzelt geäußert. Insgesamt sollen Frauen bei der Hälfte aller 381 untersuchten Dienstleistungen mehr bezahlen als Männer, die lediglich in neun Prozent der Fälle tiefer in die Tasche greifen müssen. Der durchschnittliche Aufschlag bei weiblichen Konsumenten liegt hier bei 13,80 Euro – bei Männern jedoch fast nur die Hälfte.

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Die "Rosa-Steuer"

Doch auch im Supermarkt konnten die Experten deutliche Preisunterschiede feststellen. Diese sollen allerdings deutlich rarer zu finden sein – bei über 91 Prozent der Produkte wären demnach keine Preisunterschiede in Bezug auf die Geschlechter festzustellen. Frauen würden bei 4,8 Prozent der Waren mehr bezahlen, während Männer bei 3,4 Prozent der Angebote mehr Geld hinlegen müssen. Die durchschnittlichen Aufschläge gleichen sich hierbei fast vollständig: Frauen zahlen im Schnitt genau fünf Euro mehr, während Männer 5,20 Euro draufzahlen. Interessanterweise kosten dabei fast identische Produkte in einer rosafarbenen Verpackung oft spürbar mehr als in einer neutralen oder blauen Version.

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L'Aufpreis – for women

Am größten seien die Unterschiede allerdings in der Parfümerie. Ganze 19 Euro Aufpreis müssen Frauen hier im Schnitt hinnehmen und dabei in 61 Prozent der Fälle draufzahlen. Der Aufschlag bei Männern liegt im Gegensatz dazu nur bei vergleichsweise schlappen 6,40 Euro – hierfür müssen sie auch nur bei acht Prozent der Produkte mehr bezahlen. Untersucht wurden dabei 246 verschiedene Parfümvarianten. Umgehen könnte man das sogenannte "Gender-Pricing" in Deutschland momentan also kaum. Das Verbraucherschutzministerium ruft indessen dazu auf, auffällige Unterschiede aktiv anzusprechen und Marken, Läden oder Dienstleister darauf hinzuweisen, wie der Staatssekretär Gerd Billen dem "Spiegel" erklärt. Ob sich allerdings wirklich etwas an der Preispolitik verändern wird, bleibt abzuwarten.