Das bewegt Menschen dazu, sich in Trash-TV-Formaten vorführen zu lassen
Psychologe Ralf Schmiel erläutert, warum man als Zuschauer kein Mitleid mit Teilnehmern von sogenannten Trash-TV-Shows haben sollte.
Psychologe Ralf Schmiel erläutert, warum man als Zuschauer kein Mitleid mit Teilnehmern von sogenannten Trash-TV-Shows haben sollte.
Formate wie "Bauer sucht Frau" oder "Schwiegertochter gesucht" sind aus deutschen Wohnzimmern nicht mehr wegzudenken. Auf den ersten Blick erwecken Reality-TV-Formate durch die teilweise lächerliche Darstellung der Protagonisten den Eindruck, dass die Anstalten auf Kosten dieser Personen hohe Quoten erzielen möchten. Fremdscham macht sich peu a peu breit - jeder, der schon einmal solch eine Sendung gesehen hat, weiß genau wovon die Rede ist. Doch das ist überhaupt nicht notwendig - Mitleid muss niemand mit den Personen haben, die sich freiwillig für Trash-TV-Sendungen melden - so der Psychologe Ralf Schmiel im Interview mit der "Huffington-Post". Der Grund ist ein einfacher: Niemand wir gezwungen sich für diese Formate zu melden. Im Gegenteil. Die Teilnahme ist ein geben und nehmen. Aufmerksamkeit für die einen, gute Quoten für die anderen. Und der Zuschauer wiederum wird damit belohnt, dass er sich besser fühlen kann - immerhin zeigen einem Teilnehmer solcher Sendungen gerne auf, dass das eigenen Leben doch gar nicht so schlimm ist.
"Viele Menschen haben das Bedürfnis, wahrgenommen zu werden, sodass sie bereit sind, jeden Preis dafür zu bezahlen", zitiert die "Huffington-Post" Ralf Schmiel. Tun manche Menschen also wirklich alles, für ein wenig Wahrnehmung? Ist die Liebe der TV-Zuschauer gleichgestellt mit der einer Mutter oder des besten Freundes? "Im Zeitalter der Digitalisierung verschwinden mehr und mehr vertraute Sozialstrukturen, wie Vereine und Kirchen. In diesen Gruppenstrukturen haben Menschen bisher Zuwendung und Anerkennung erfahren. Dies hat sich nun verändert", ergänzt Schmiel. Der Drang nach Aufmerksamkeit ist jedoch kein Neuer - jeder Mensch benötigt Beachtung, um Selbstschätzung genießen zu können. Der eine holt sich diese durch selbstdarstellerische Fotos auf Instagram, der andere, weil er sich in einem Verein engagiert und der dritte zieht eben nackt ins Paradies, um dort vor aller Augen den angeblichen Traumpartner zu finden.