Texanische Gefängnisse verbannen Bücher von Shakespeare und Co., doch erlauben "Mein Kampf"
In texanischen Gefängnissen sind mehr als 10.000 Bücher strikt verboten - nur handelt es sich dabei nicht um die Werke, die man vielleicht erwarten würde.
In texanischen Gefängnissen sind mehr als 10.000 Bücher strikt verboten - nur handelt es sich dabei nicht um die Werke, die man vielleicht erwarten würde.
Um der Langeweile in der Gefängniszelle zu entgehen, greifen viele Insasssen auf zwei weiterbildende Aktivitäten zurück: Bücher zu schreiben und welche zu lesen. Das Recht auf letzteres ist in US-amerikanischen Einrichtungen in Texas allerdings stark eingeschränkt. Sämtliche Bücher müssen dort nämlich erst vom "Departement of Criminal Justice", kurz "TDCJ", genehmigt werden. Neben den fast 250.000 erlaubten Literaturwerken finden sich eben auch 10.000 verbotene. Die Nachrichtenseite "Dallas Morning News" veröffentlichte nun die beiden Listen und machte auf einige Ungereimheiten aufmerksam. Viele Bücher befinden sich nämlich nicht in der Kategorie, in die man sie eigentlich einordnen würde. So ist beispielsweise "Homer Simpsons Faulenzerbuch" strikt verboten, während Adolf Hitlers "Mein Kampf" gelesen werden darf.
Die Regelungen des "TDCJ" verbieten es Insassen, Bücher zu lesen, die für die Institution bedenkliche Themen behandeln. Werke, die sich um kriminelle Aktivitäten, Ausbrüche, Drogen oder Waffen handeln seien demnach nicht erlaubt. Darüber hinaus dürften die Bücher keine grafischen Darstellungen von sexuellen Praktiken beinhalten. Diese Regeln erscheinen einem wahrscheinlich noch als sinnvoll, allerdings kann nicht nur der Text eines Werks, sondern auch der Bucheinband entscheidend sein, ob es schlussendlich erlaubt wird oder nicht.
Die Auflagen sorgen dabei für einige suspekte Verbots-Entscheidungen: Kleine Taschenbücher wie "Hello Kitty" seien demnach nicht gestattet. Ebenfalls verbannt wurden eine Sonett-Sammlung von William Shakespeare, Disneys "Tinkerbell", "Wo ist Walter?" und Alice Walkers "Die Farbe Lila", das unter anderem den Pulitzer Preis gewann. Doch nicht nur die schwarze Liste sorgt für Aufregung - auch einige der fast 250.000 erlaubten Literaturwerke bieten reichlich Diskussionsstoff. So gestattet das "TDCJ" beispielsweise das Lesen von "Satan's Sorcery Volume I" von Rev. Caesar 999 und zwei Bücher des höchstrangigen Ku-Klux-Klan-Mitglieds David Duke. Ebenso erlaubt seien "Mein Kampf" und James Battersbys "The Holy Book of Adolf Hitler".
Wer legt eigentlich fest, welches Buch verboten wird und welches nicht? Die Regularien übertragen diese Aufgabe auf die Verantwortlichen der Poststelle eines Gefängnisses. Jedes Exemplar muss vor einer Genehmigung ausführlich geprüft werden - die Entscheidungsfindung kann hier allerdings sehr subjektiv ausfallen, weshalb das System vom Chef US-amerikanischen Bürgerrechtsunion Terri Burke auch als "ungerechte Zensur" bezeichnet wird, wie ihn "Dallas News" zitiert.