Sollte der Acht-Stunden-Arbeitstag abgeschafft werden?
Der Acht-Stunden-Arbeitstag ist seit 1918 fest im deutschen Gesetz verankert. Wirtschaftsexperten erachten ihn allerdings als veraltet und fordern eine weitläufige Flexibilisierung.
Der Acht-Stunden-Arbeitstag ist seit 1918 fest im deutschen Gesetz verankert. Wirtschaftsexperten erachten ihn allerdings als veraltet und fordern eine weitläufige Flexibilisierung.
Der, im deutschen Arbeitsgesetz definierte, achtstündige Arbeitstag ist für viele Menschen eine fast schon lebenslange Routine. Einige erfreuen sich dabei an den festen Zeiten, die den Job klar von der Freizeit abgrenzen. Viele Arbeitnehmer empfinden diesen ewigen Kreislauf allerdings als ermüdend und stressig. Infolgedessen leidet auch oft die Produktivität unter den drückenden Arbeitszeiten.
Das 1918 erschienene Gesetz soll laut Wirtschaftsexperten aufgrund der Digitalisierung allerdings nicht mehr zur heutigen Gesellschaft passen. So gab es natürlich vor 100 Jahren noch keine Laptops, Smartphones oder Tablets, die den modernen Arbeitsalltag vieler Menschen prägen. Der Vorsitzende des "Wirtschaftsweisen"-Gremiums Christoph M. Schmidt ist sich deshalb sicher, dass Deutschland ohne weitläufige Anpassungen im Arbeitszeitgesetz nicht mehr im internationalen Wettbewerb mithalten könne, wie er der "Welt am Sonntag" erzählt.
Doch wie könnte so ein Arbeitsalltag außerhalb der üblichen Nine-to-five-Routine denn aussehen? Oliver Stettes vom Institut der Deutschen Wirtschaft könnte sich beispielsweise vorstellen, dass Angestellten bis zum Vormittag im Büro verweilen und danach mehrere Stunden Freizeit bekämen. Erst am Abend müssten sie dann von zu Hause aus den Rest erarbeiten. So hätte man tagsüber mehr Zeit für die Familie und Freunde, was besonders Eltern zu Gute kommen könnte. Beim Arbeiten im Homeoffice ist man seinen Geliebten auch deutlich näher als im grauen Büro - klingt eigentlich nur nach Vorteilen.
Den Forderungen der Wirtschaftsexperten stehen allerdings die deutschen Gewerkschaften gegenüber. Sie befürchten hinter der Flexibilisierung der Arbeitszeiten geringere Gehälter für die Angestellten. Das Arbeiten von zu Hause aus würde außerdem für einige unbezahlte Überstunden sorgen, was für die Fraktionsvorsitzende der Linken Sahra Wangenknecht der Ausbeutung gleich käme, wie sie der "Huffington Post" verrät.
Die Reformierung des Arbeitszeitgesetzes soll allerdings eigentlich vor allem die Zufriedenheit der Angestelllten stärken. Doch wären derart flexibele Arbeitszeiten wirklich die beste Lösung? Eine im Februar veröffentlichte Studie der Internationalen Arbeitsorganisation "ILO" warnt, dass die Arbeit von zu Hause aus sogar noch anstrengender sein könnte als die Beschäftigung an einem festen Arbeitsplatz. Nachdem die Experten Daten aus 15 verschiedenen Ländern auswerteten, kamen sie zu dem Ergebnis, dass Homeoffice-Arbeiter zwar produktiver seien, allerdings auch oft intensive Überstunden ableisten würden – dies könne bei vielen zu einem erhöhten Stresslevel führen. Natürlich ist auch nicht jeder davon begeistert, seine Arbeit noch abends mit nach Hause nehmen zu müssen. Würdet Ihr eine derartige Veränderung begrüßen oder trennt Ihr Job und Freizeit gerne mit einer klaren Linie?