Ü-Ei: Ferrero muss sich erneut Sexismus-Vorwürfen stellen
Mädchen tragen rosa, Jungs blau - dieses Klischee ist in der Gesellschaft allgegenwärtig und wird von Konzernen wie Ferrero angeheizt - zumindest nach der Meinung einiger Konsumenten.
Mädchen tragen rosa, Jungs blau - dieses Klischee ist in der Gesellschaft allgegenwärtig und wird von Konzernen wie Ferrero angeheizt - zumindest nach der Meinung einiger Konsumenten.
"Was zum Spielen und was zum Naschen": Seit 1974 begeistern sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen für das Schokoladen-Ei, in dessen Inneren ein Spielzeug versteckt ist. Das Überraschungsei ist ein Klassiker und aus den Süßigkeiten-Regalen nicht mehr wegzudenken. Dennoch gibt es immer wieder Kritiker, die dem Unternehmen hinter der eiförmigen Schoko-Überraschung vorwerfen, mit dem Inhalt und der Verpackung seiner Ware, Sexismus zu fördern. Ferrero, das seit einiger Zeit aus marketingtechnischen Gründen auf Ü-Eier für Mädchen und Ü-Eier für Jungen setzt, muss sich diesen Vorwurf nicht erst seit gestern gefallen lassen. So gab es bereits 2012 einen Shitstorm gegen den italienischen Süßwaren-Giganten. Streitgegenstand waren damals die "Winx"-Spielfiguren. Diese seien laut der Tageszeitung (taz) zu knapp bekleidet und spindeldürr dargestellt gewesen – das vermittle besonders weiblichen Konsumenten ein falsches Schönheitsideal.
Nur zwei Jahre später schockte Ferrero Frauenrechtler mit einer Verpackung, die für Empörung sorgte. Im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien brachte der Konzern Ü-Eier in zwei Versionen auf den Markt: Eine Verpackung wurde mit einem pinken "Spielerfrau"-Schriftzug versehen, während auf der anderen ein goldfarbener "Weltmeister"-Claim aufgedruckt war. Das suggerierte jungen Mädchen, sie könnten nur das schöne Anhängsel an der Seite eines erfolgreichen Mannes sein - so etliche Stimmen im Netz.
Und auch 2017 muss sich das Unternehmen, das bereits seit 1946 existiert und zum Weltmarktführer gehört, Sexismusvorwürfen stellen. Denn abermals sorgen typische Jungen- und Mädchenfarben, also blau und rosa, für wütende Eltern. Während sich in der blauen Zellophan-Folie, die das Kinder-Überraschungsei ziert, ein Spielzeug-Auto der Marke "Hot Wheels" befindet, bekommen Käufer, die sich für ein Ei in rosaner Umverpackung entscheiden, eine "Hello Kitty"-Katze.
Gegenüber der britischen Website "HuffPost UK" gab Ferrero bekannt, dass das Design der Überraschungseier Eltern die Kaufentscheidung erleichtern soll. Und irgendwie muss man den Süßigkeiten-Giganten in Schutz nehmen - zum einen, weil er wahrlich nicht der erste ist, der mit Geschlechterklischees spielt (ganz ehrlich: Irgendwo müssen sie ja herkommen) und zum anderen, weil diese eigentlich komplett hinfällig sind - denn immerhin bestehen genau diese Vorurteile nur in den Köpfen der Menschen. Oder hättet Ihr gedacht, dass Jungs noch Anfang des 20. Jahrhunderts rosa Kleider trugen? Ja, Ihr habt richtig gelesen - Rosa galt noch um 1930 als "das kleine Rot" und stand für Blut und Kampf - und somit eben für Männlichkeit. Mädchen hingegen zog man Kleidung in der Farbe Blau an - weil auch die Jungfrau Maria auf Darstellungen, die in Kirchen zu betrachten sind, blaue Kleider trägt. So und nun Ihr: ist das wirklich sexistisch oder völlig übertrieben?