Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Über Quellwasser, Inzucht und Nazis

Mysterium: Warum kommen in diesem Dorf so viele Zwillinge zur Welt?

Im Südwesten Brasiliens liegt das kleine Dorf Cândido Godói. Merkwürdigerweise werden an diesem Ort ungewöhnlich viele Zwillinge geboren – fast zehn Mal so viele, wie im Durchschnitt! Doch wie kann das sein? Wir stellen uns dem Rätsel.

Cândido Godói

Nahe der südwestlichen Grenze zu Argentinien liegt das 7.000 Seelen-Dort Cândido Godói, das weltweit unter dem Beinamen "Land der Zwillinge" bekannt ist – und diesem Titel wird der Ort auch gerecht. In Deutschland liegt die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit einer Zwillingsgeburt bei 1,2 Prozent. In Cândido Godói liegt diese jedoch deutlich darüber - bei unglaublichen zehn Prozent. Doch woran kann das liegen? Für das Mysterium gibt es mehrere Theorien.

Die magische Zwillingsrate

Laut des "Stern", der eine Reportage vorort vollzog, sind viele Einwohner Cândido Godóis der Meinung, dass die hohe Anzahl der Zwillingsgeburten in ihrem Dorf mit einem bestimmten Mineral im Grundwasser zusammenhängen könnte. Renommierte Gen-Forscher halten von dieser wagen Erklärung allerdings nicht sehr viel. Ein einfacher Zusatz im Quellwasser könne demnach nicht für eine Verzehnfachung der Zwillingsgeburten verantwortlich sein. Weitere Untersuchungen des Falles kommen hingegen auf andere, verstörendere Begründung für die Zwillings-Quote.

Der Todesengel von Auschwitz

Demnach soll der ehemalige Nazi-Forscher Josef Mengele am Zuwachs der Zwillingen schuld sein. Während des zweiten Weltkriegs arbeitete er im Konzentrationslager Auschwitz und intensivierte in dieser Zeit seine Forschung an Zwillingen. Unzählige Menschen wurden im Rahmen seiner Experimente gequält und getötet. Mengele soll in Auschwitz gefangen gehaltenen Giftspritzen in deren Herzen injeziert haben, um sie nach ihrem Tod sezieren und untersuchen zu können. Insgesamt soll der "Todesengel von Auschwitz" zehntausende Leben auf dem Gewissen haben. Nach dem Fall des dritten Reiches zog sich Mengele nach Brasilien zurück und tauchte in São Paulo als Tierarzt unter. Das abgeschiedene Dorf Cândido Godói könnte laut Forschern eine Art Experiment seiner im Versteck weitergeführten Zwillingsforschungen gewesen sein. Der Großteil der 7.000 Einwohner weist deutsche oder polnische Vorfahren auf. Laut der britischen Zeitung "Daily Mail" habe der Nazi-Verbrecher das Dorf häufig besucht und die Anwohner dabei mit "mysteriösen Medikamenten" versorgt. Ob diese Theorie der Wahrheit entspricht, kann nie eindeutig geklärt werden. Mengele starb im Jahr 1979 als er in der brasilianischen Hafenstadt Bertioga beim Schwimmen einen Schlaganfall erlitt und ertrank.

Genvielfalt

Weitere Wissenschaftler halten eine weitere Erklärung für die Zwillingsrate des Dorfes am wahrscheinlichsten: Die Isolation des Ortes könnte demnach der Schlüssel zur Lösung des Rätsels sein. Da die abgeschiedenen Familien unter sich bleiben, kommt es in Cândido Godói häufiger zu Fällen von Inzucht. Doch auch hierbei haben die Forscher keine Gewissheit, ob dies wirklich der Grund für die vielen geborenen Zwillinge sein könnte. Die Anwohner scheinen das Mysterium auch nicht lüften zu wollen – falls sie die Antwort überhaupt kennen. Jährlich feiern sie den "Tag der Zwillinge" und locken einige Touristen in das abgeschiedene Dorf.