Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Der Fall Michelle Carter

Urteil gesprochen: Gefängnisstrafe für Mädchen, das ihren Freund per SMS in den Suizid trieb

Im Sommer letzten Jahres sorgte der Suizid eines Teenagers für Entsetzen. Conrad Roy nahm sich in seinem Auto das Leben, nachdem seine Freundin Michelle Carter ihn per SMS dazu ermutigte.

Der Tod des Conrad Roy

Der 18-jährige Conrad Roy aus dem US-Bundesstaat Massachusetts galt lange vor seinem Suizid am 13. Juli 2014 als Selbstmordgefährdet. Zum Zeitpunkt seines Freitods befand sich Conrad in einer Beziehung mit Michelle Carter, die laut Angaben des Gerichts unter psychischen Störungen litt und zum Zeitpunkt des Kennenlernens der beiden Teenager ebenfalls Suizidgefährdet war. Obwohl Michelle und Conrad offen über ihre dunklen Gedanken sprachen und sich über SMS an ihren Problemen teilhaben liesen, eskalierte die Situation, als Michelle anfing, ihren Freund dazu zu ermutigen, sich umzubringen. 

"Tu es einfach", zitiert die britische Zeitung "Mirror" eine der Nachrichten, die die 20-Jährige Roy vor drei Jahren schickte. Demnach soll Conrad Michelle irgendwann signalisiert haben, dass er "bereit" sei, zu gehen. In der Absicht sich das Leben zu nehmen, fuhr Roy auf das Parkhaus eines K-Mart-Supermarkts in der Kleinstadt Fairhaven. Er führte einen Schlauch, den er zuvor an dem Auspuff seines Trucks befestigt hatte, in das Innere des Wagens. Nachdem Conrad Roy den Wagen startete, trieben die gifitgen Abgase ins Innere - noch bevor er erstickte oder das Bewusstsein verlor, sprang er jedoch aus dem Wagen. Seine Freundin Michelle, die während der ganzen Zeit am Telefon war, ermutigte Roy wieder in den Wagen zu steigen und "die Sache durchzuziehen". Wie das Gericht festhielt, soll Michelle Carter daraufhin 20 Minuten lang am Hörer gelauscht haben, wie Conrad, vor Schmerz weinend, in seinem Wagen saß, bis seine Stimme auf einmal verstummte und er seinen letzten Atemzug machte. Zwei Jahre nach dem sogenannten "Texting Suicide Case" wurde Carter wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht angeklagt. Nun wurde auch das finale das Urteil des tragischen Prozesses gefällt.

Schuldig

Richter Lawrence Moniz nannte den Fall eine "Tragödie für beide Familien". Während die trauernde Familie von Conrad Roy eine Haftstrafe von sieben bis zwölf Jahren für Carter verlangte, wollte die Verteidigung der 20-Jährigen darauf hinweisen, dass sie selbst psychisch erkrankt sei und zum Zeitpunkt ihrer Tat nicht schuldfähig gewesen sei. Richter Moniz suchte nach einem angemessenen Strafmaß, ohne dabei eine Wiedereingliederung der 20-Jährigen in die Gesellschaft zu gefährden. Die Entscheidung: 15 Monate Gefängnis und fünf Jahre auf Bewährung. Die Tante Conrad Roys soll sich über das Urteil echauffiert und die Höchststrafe von 20 Jahren gefordert haben.

Die Mutter des verstorbenen 18-Jährigen will nun ein neues Gesetz ins Leben rufen: Jemanden in den Suizid zu treiben oder zu überreden sollte ihrer Meinung nach eine spezifische Straftat mit härteren Konsequenzen sein. "Mein Sohn bedeutete etwas – und wird es immer tun. Er hatte eine Familie und eine Zukunft, eine Mutter und einen Vater. Wir werden nie darüber hinwegkommen". In den USA gilt Michelle Cater als "die meistgehasste Freundin der Welt". 
 

Falls Du selbst unter Depressionen leidest oder Suizid-Gedanken hegst, kontaktiere bitte umgehend die deutsche Telefonseelsorge. Sie bietet rund um die Uhr sofortige, kostenlose Hilfe entweder persönlich, per E-Mail, im Chat oder unter der Hotline 0800-111-0-111 oder 0800-111-0-222 an.