Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Der Schäden beläuft sich bereits auf 50 Millionen Euro

Dreiste Betrugsmasche: Wie britische Urlauber in Spanien Kasse machen

Dubiose "Krankenwägen" mit der Aufschrift "Claims Clinic" drehen in beliebten, spanischen Reisezielen ihre Runden. Der Grund: Britische Urlauber sollen mit Hilfe dieser Ambulanz-Wägen zu einer betrügerischen Schadensersatzklage für eine angebliche Lebensmittelvergiftungen verleiten werden.

Dubiose "Krankenwägen" mit der Aufschrift "Claims Clinic" drehen in beliebten, spanischen Reisezielen ihre Runden. Der Grund: Britische Urlauber sollen mit Hilfe dieser Ambulanz-Wägen zu einer betrügerischen Schadensersatzklage für eine angebliche Lebensmittelvergiftungen verleiten werden. ​

Kostenloser Traumurlaub?

Ein sonniger, entspannender Mallorca-Urlaub hat noch niemandem geschadet – oder doch? Spanische Hotelbesitzer mussten in den letzten Jahren nämlich insgesamt über 50 Millionen Euro Schadensersatz an britische Urlauber auszahlen. Denn binnen zwei Jahren stiegen von Briten eingereichte Klagen aufgrund einer angeblichen Lebensmittelvergiftung um unglaubliche 430 Prozent an. Das zeigen Statistiken der "Association of British Travel Agents". Der Grund für den rapiden Anstieg an Beschwerden sei aber definitiv nicht ein allgemein schwacher Magen bei britischen Urlaubern, sondern eine fiese, betrügerische Masche, die ein Schlupfloch im Verbraucherschutzgesetz Englands ausnutzt. Ein weiteres Indiz dafür ist, dass die Beschwerdezahlen erst seit 2012 in die Höhe schossen – genau als diese Gesetze einer großen Reform unterzogen worden – was für ein Zufall. Demnach können britische Staatsbürger sogar noch drei Jahre nach ihrer Urlaubsreise gewisse Mängel beklagen. Reporter der britischen Zeitung "Daily Mail" fanden heraus, dass den Touristen Entschädigungen von umgerechnet 6.000 Euro winken könnten. Alles was sie dafür tun müssten, wäre Ansprüche gegen eine angebliche Lebensmittelvergiftung zu erheben. Als Beweis dafür würde laut der Online-Zeitung "Welt" eine einfache Quittung von Magentabletten ausreichen. Die Reiseagenturen leiten diese Beschwerden dann lediglich an die entsprechenden Hotels weiter, die dann wiederum für die fälschlichen Lebensmittelvergiftungen tief in die Tasche greifen müssen.

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Claims Clinic

Doch wie kommen die Briten überhaupt auf diese strittige Gesetzeslücke? Verantwortlich dafür sind sogenannte "Claims Management Companies", dubiose Rechtskanzleien, die für Verbraucher Schadensersatzansprüche einklagen – und das völlig legal. Eine besonders dreiste Gruppe davon, fährt mit grün-gelb-karierten, Krankenwagen-ähnlichen Rettungsfahrzeugen mit der Aufschrift "Claims Clinic" durch spanische Urlaubsorte. In ihnen findet man allerdings keine medizinischen Pfleger, sondern gewiefte Anwaltsgehilfen, die Touristen zu Schadensersatzklagen für fälschliche Lebensmittelvergiftungen ermutigen und Formschreiben für jene aushändigen.
 

Britische Touristen auf der roten Liste

Außer den britischen Klägern und den fragwürdigen Anwälten, leiden allerdings alle unter dieser Betrugsmasche. Vor allem die Hotelpreise seien aufgrund der großen Umsatzeinbußen spürbar gestiegen. Spanische Hotelbesitzer kündigten nun laut der Zeitung "Ultima Hora" an, die Zahl der britischen Besucher ab 2018 deutlich zu reduzieren. Da die Klagen am einfachsten für Bucher eines All-Inclusive-Pakets seien, werden Urlauber aus England auch immer häfiger von diesen Angeboten ausgeschlossen. Sogar die britische Regierung warnt bereits in ihren Urlaubsempfehlungen vor fälschlichen Beschwerden und spricht laut der "Welt" außerdem von erheblichen Konsequenzen für betrügerische Entschädigungsansprüche.