Über die letzten vier Jahre wurden in China 14,35 Millionen Menschen registriert, die vorher weder einen Personalausweis noch Zugang zu staatlichen Leistungen wie Gesundheitspflege oder Schuldbildung hatten. Im Prinzip haben sie alle gar nicht existiert. In Asien wird dieses Phänomen "Chinas verlorene Kinder" oder auch "Chinas verlorene Mädchen" genannt. Der Hauptgrund für die zahlreichen nicht gemeldeten Menschen ist die berühmt-berüchtigte Ein-Kind-Politik, die in China jahrzehntelang galt.
Einschränkung der Geburtenrate
Nach 1979 geborene Chinesen haben aufgrund dieser Einschränkung im Normalfall keine Geschwister. Sie selbst dürfen auch nur ein Kind bekommen - das galt jedoch bis 2007 "nur" für Städter. Menschen, die auf dem Land leben, hielten den sogenannten "Farmerstatus" inne, der es ihnen erlaubte aufgrund der zu verrichtenen Arbeiten und der dazugewonnen Hilfe durch eigene Kinder, zwei Nachfahren zu zeugen. Allerdings schob die chinesische Regierung auch hier ein Mitsprachrecht ein. Das zwei-Kinder-Go gab es nur, wenn es sich bei dem Erstgeborenen um ein Mädchen handelte oder ein Elternteil als Einzelkind aufwuchs. Guangzhou führte als einer der ersten Städten vor zehn Jahren ebenfalls diese Farmerstatus-Regelung für in Städte lebende Paare ein. Seit dem 29. Oktober 2015 gilt die Ein-Kind-Regel offiziell als abgeschafft. Mit ihrer fragwürdigen Politik will die chinesische Regierung die Geburtenrate regulieren und kontrollieren - schließlich zählte China im Jahr 2016 1,37 Milliarden Einwohner und gilt damit als bevölkerungsreichstes Land der Erde. 145 Menschen leben hier auf einer Fläche von einem Quadratkilometer.
Wer während der Ära der Ein-Kind-Regelung ein zweites Baby bekam, musste mit heftigen Geldstrafen rechnen. Deshalb sahen sich viele Familien gezwungen, nicht alle ihre Kinder offiziell zu melden – und vor allem Mädchen geheim zu halten, da diese traditionell einen geringeren Stellenwert in der Gesellschaft haben, als männliche Neugeborene.