Was während des Sterbens passiert und wie eine Nahtoderfahrung zu verstehen ist – darüber berichtet der australische Neurowissenschaftler Doktor Cameron Shaw. Ein Betroffener des todesnahen Bewusstseinszustands erzählt, wie er bei dem Erlebten Raum und Zeit wahrnahm.
Was während des Sterbens passiert und wie eine Nahtoderfahrung zu verstehen ist – darüber berichtet der australische Neurowissenschaftler Doktor Cameron Shaw. Ein Betroffener des todesnahen Bewusstseinszustands erzählt, wie er bei dem Erlebten Raum und Zeit wahrnahm.
Nahtoderfahrungen oder der Tod im Allgemeinen ziehen viele Menschen in ihren Bann. Kein Wunder: Was während des Sterbens mit einem passiert und ob es wirklich ein Leben danach gibt, ist das größte Rätsel der Menschheit und daher unglaublich spannend. Dr. Cameron Shaw, Neurologe im australischen Geelong, teilt nun seine Erkenntnisse mit der Öffentlichkeit. So sterbe laut Shwa das menschliche Gehirn von oben nach unten ab. "Unsere Selbstwahrnehmung, unser Sinn für Humor, unsere Fähigkeit vorauszudenken – all diese Dinge verschwinden in den ersten zehn bis zwanzig Sekunden. Dann, nachdem sich die Welle der bluthungernden Zellen ausbreiten, fallen unsere Gedächtnis- und Sprachzentren aus, bis wir nur noch ein Kerngehäuse sind", erklärt Shaw gegenüber "Vice Australia". Der Arzt erlebte, wie eine Nahtoderfahrung selbst mit, als er bei den Wiederbelebungsmaßnahmen eines Mannes anwesend war, der anschließend von seiner Erfahrung berichtete. "Sie versuchten ihn wiederzubeleben und er nahm dies wie losgelöst von der eigenen Person wahr. Er wurde zurückgeholt und beschrieb anderen diesen Zustand", berichtet Shaw.
Was passiert bei einer Nahtoderfahrung im Gehirn?
Viele Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten, berichteten anschließend von einem hellen Licht, das sie gesehen haben wollen. "Das Gehirn kann eine visuelle Welt um einen herum kreieren, die der Wirklichkeit ähnlich ist, aber nicht der Wirklichkeit entspricht, denn tatsächlich ist man blind", so der Wissenschaftler. Er sei sich nicht sicher, worum es sich dabei handelt. So könnte das Licht entweder eine göttliche Erscheinung sein oder aber neurologisch begründbar sein. "Wir wissen aus Erfahrungen, dass Tunnel-Visionen auftauchen, wenn die Blutversorgung des Gehirns plötzlich stoppt", erklärt Shaw das Phönomen. Er vergleicht dies mit einer Ohnmacht, wobei man zuerst die Sehkraft verliert, gefolgt von Dunkelheit. "Man könnte argumentieren, dass dies auch die Art ist, wie der Sterbensprozess abläuft, denn die gleichen Mechanismen liegen vor und es handelt sich um eine Unterbrechung des Blutlaufs zum Gehirn".
Wissenschaftler der Hadassah-Universität in Jerusalem untersuchten sieben Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten. Sie berichteten davon, hochintensive Momente ihres Lebens vor Augen gehabt zu haben. "Es findet kein linearer Ablauf statt; es gibt keine zeitlichen Begrenzungen", berichtet ein Mann von seinem Erlebnis. "Es war so, als wäre ich für Jahrhunderte dort gewesen. Ich war frei von Zeit und Ort. Ein Moment, tausende Jahre … beides und nichts. Es passierte alles auf einmal, oder manche Erfahrungen während meines Nahtods passierten zur gleichen Zeit wie andere, obwohl mein menschliches Gehirn sie verschiedenen Ereignissen zuordnete", so der Betroffene. Klingt ziemlich verrückt, oder?