Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Selbstmordversuch scheiterte

Aus Angst vor Outing: Homosexueller Rugby-Schiedsrichter wollte sich kastrieren lassen

Nigel Owens, ein berühmter Rugby-Schiedsrichter, spricht im Interview mit Desert Island Discs über den enormen Druck, dem man als Homosexueller im Leistungssport ausgesetzt ist und darüber wie er lernte seine Sexualität zu akzeptieren.

Hoher Druck

Leistungssport kann hart sein - unabhängig davon ob man ihn ausübt oder etwa als Schiedsrichter fungiert. Setzt man sich zusätzlich unter Druck, droht man daran zu zerbrechen. So auch Nigel Owens, Rugby Weltcup Schiedsrichter aus Mynyddcerrig in Wales. Etwa 300 Kilometer westlich von London in einem kleinen Örtchen aufgewachsen, das gerade mal eine Bushaltestelle hat, arbeitete sich der Waliser an die Weltspitze der Rugby Schiedsrichter.
 

Kastration und Selbstmordversuch

Doch der Weg dorthin war schwierig. Nigel Owens wurde Anfang der 2000er Jahre bewusst, dass er homosexuell ist. Selbstzweifel kamen auf. Nigel stellte sich und seine Sexualität in Frage und legte sich selbst immer wieder Steine in den Weg. Im Interview mit Desert Island Disc sprach er erstmals über die Gefühle, die er zu dieser Zeit verspürte und ihn fast in den Tod trieben. Er verlor enorm an Gewicht und wurde Bulimiker. Nach dem extremen Gewichtsverlust, wollte er an Muskelmasse zunehmen und wurde Steroidabhängig. Nigel sah sich hohem Druck ausgesetzt, stand unter enormem Stress. Verzweifelt fragte Nigel Owens sogar einen Arzt ob dieser ihn chemisch kastrieren könne, weil er sich mit dem Gedanken schwul zu sein nicht abfinden konnte. Zahlreiche Impulse, die ihn letztendlich sogar in einen Selbstmordversuch trieben, den er nur knapp überlebte. Nach diesem einschneidenden Erlebnis, nahm der Schiedsrichter all seinen Mut zusammen und plante sein Coming-Out. Er hatte verstanden, dass ihn sein Geheimnis fast das Leben gekostet und wusste, dass er seine sexuelle Ausrichtung akzeptieren und öffentlich machen musste.
 

Coming-Out

Nachdem Nigel, der sich vorkam wie einer "Außerirdischer", jahrelang alles daran setzte, "normal" in den Augen seiner Mitmenschen zu wirken, entschloss er sich im Jahr 2007 seine Ängste endgültig über Bord zu werfen. Als erste erfuhr seine Mutter Mair von der Homosexualität ihres Sohnes, im Anschluss ging er an die Öffentlichkeit. Das Coming-Out des Rugby Schiedsrichters war rückblickend, so erklärte Nigel selbst, das Beste, das ihm passieren konnte: Er ist glücklich mit seinem Partner und muss sich nicht mehr verstecken. Seine Bulimie und Sucht bekam er in den Griff, weshalb er auch seine Karriere in letzter Sekunde retten konnte. So stand er 2015 als Schiedsrichter im Finale des Rugby Weltcups auf dem Feld und pfiff das Spiel zwischen Australien und Neuseeland vor 85.000 Menschen im Stadion und Millionen Zuschauern vor den TV-BIldschirmen.
 

Sein Outing liegt mittlerweile viele Jahre zurück. Doch erst jetzt hat Nigel Owens den Mut gehabt, über all die Hürden zu sprechen, die ihm auf dem Weg zum endgültigen Befreiungsschlag begegneten. Mit seinen Äußerungen macht Nigel all jenen Mut, die ähnliche Ängste plagen und setzt ein klares Zeichen: Für seine sexuelle Orientierung muss sich niemand von uns schämen - unabhängig von Berufsgruppe, Alter, Hautfarbe oder Herkunft!