Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Mysteriöse Prellungen und Isolationshaft

Unglaublich: Sechsjähriger wird für 72 Stunden in Psychiatrie eingeliefert

Ein sechsjähriger Junge wurde wegen eines Wutanfalls 72 Stunden lang in einer umstrittenen psychiatrischen Einrichtung untergebracht und festgehalten. Die Heilanstalt war schon mehrfach negativ in den Schlagzeilen.

Wutausbruch in der Schule

Nicholas*, ein sechsjähriges Kind aus Florida, wurde vor wenigen Tagen von einem Polizeibeamten in die Nervenheilanstalt Riverpoint in Jacksonville eingeliefert. Der Junge, der sich zuvor in psychiatrischer Behandlung befand und unter der sogenannten Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, kurz ADHS, leidet, hatte in der Schule einen Wutanfall. Ein Schulberater alarmierte daraufhin die Polizei, welche den Jungen direkt in die psychiatrische Einrichtung brachte. Die Mutter erfuhr von den Geschehnissen durch Sprachnachrichten auf ihrem Anrufbeantworter und nahm sofort Kontakt zum Riverpoint Klinikum auf.

Umstrittene Nervenheilanstalt
Diese ist berüchtigt dafür, Patienten mit Krankenversicherung so lange wie möglich stationär zu behandeln. Mehrere ehemalige Therapeuten der Heilanstalt bestätigen, dass von der Klinikleitung erwartet wurde, Patienten mit Hilfe eines gerichtlichen Beschlusses festzuhalten. Dieser Gerichtsbeschluss berechtigt die Klinik auf Basis des Baker-Act dazu, Patienten gegen ihren Willen festzuhalten und zu behandeln – Wenn diese eine ernsthafte Gefahr für sich selbst und/oder Mitmenschen  darstellen. Leider gilt für dieses Gesetz keine Altersbeschränkung und so wäre es möglich gewesen, dass auch Nicholas in diese Gesetzeslücke rutscht - in diesem Fall hätte der Sechsjährige sage und schreibe 90 Tage in der Nervenheilanstalt verbringen müssen. 
 

Zurückgehaltene Informationen

Am Telefon sagte man Nicholas Mutter, sie könne ihren Sohn abends zur Besuchszeit sehen. Aufgelöst und unter Schock stehend schickte sie den Vater des Jungen in die Klinik, um das Kind abzuholen. Dies war jedoch nicht möglich - stattdessen ließ man den Vater - womöglich - unter Vortäuschung falscher Tatsachen ein Dokument unterzeichnen, dass vermeintlich der Berechtigung zur Medikation seines Sohnes diente. Jedoch stellte sich heraus, dass dieses Formular die Erlaubnis zur stationären Behandlung des Kindes war.

Misshandlung und Isolation

Hinzu kommt, dass Nicholas augenscheinlich von einem anderen Patienten mit einem Buch geworfen wurde und daraufhin seine Nase anfing zu bluten - nach einer ärztlichen Behandlung in der Notaufnahme gab die Klinikleitung zu Protokoll, dass der Junge außer sich gewesen sei und zum Schutze aller in einen Isolations-Raum gesperrt werden musste. Seine Mutter beschreibt Nicholas Zustand bei einem Besuch wie folgt: "Er wirkte wie im Delirium, war nicht ansprechbar und hatte überall mysteriöse blaue Flecken". Erst 72 Stunden nach seiner Zwangseinweisung wurde das Kind mit Hilfe einer Pflichtverteidigerin aus der Klinik entlassen. 

Einmal mehr befeuert dieser Fall, die Diskussion um die Nervenheilanstalt Riverpoint in Jacksonville. Vermutlich hat dieser Aufenthalt Nicholas mehr geschadet als „geheilt“!

* Name zu Schutz des Kindes geändert