Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
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Iraner müssen sich vor Gericht verantworten

170 Instagram-User wegen zu "freizügiger" Bilder angeklagt

Es klingt wie ein schlechter Scherz, die iranische Regierung allerdings meint es todernst: 170 iranischen Instagram-Nutzern wird der Prozess gemacht.

Harte Strafen für Verstöße, die hierzulande keine sind!

Todesstrafe, öffentliche Hinrichtungen durch Enthauptung oder Erschießung - der Iran gerät regelmäßig ins Visier von Amnesty International, einer Organisation, die sich weltweit für Menschenrechte einsetzt. Mit seiner harten Gesetzeslage sorgt der Staat in Vorderasien seit geraumer Zeit, vor allem in der westlichen Welt, für Schlagzeilen. So wird die Todesstrafe im Iran nicht nur für Mord, sondern auch für Prostitution und Ehebruch verhängt. Das Strafmaß im Iran ist folglich außergewöhnlich hoch und stößt auf deutlichen Gegenwind.
 

Westliche Werte

Das harte Strafmaß bekommen nun auch 170 Instagram-Nutzer, darunter Models, Fotografen und Make-Up-Artists, zu spüren. Denn die iranische Regierung sagt Nutzern, die sich zu freizügig präsentieren nun den Kampf an! Wegen Popularisierung von Prostitution und westlicher Unzucht wurde nun unglaublicherweise ein Strafverfahren gegen ettliche Instagramer eingeleitet, die sich ohne oder nur teilweise mit Kopfbedeckung zeigten. Seit der islamischen Revolution 1979 sind Frauen in der Öffentlichkeit dazu verpflichtet ihre Haare zu bedecken. Weil die Angeklagten dies nicht befolgten, werden sie verdächtigt "westliche Werte zu bewerben".

Ein Staat im Kampf gegen soziale Medien

Die Beschuldigten wurden im Rahmen der Operation "Spider 2", identifiziert und verhaftet. Diese vor zwei Jahren von der iranischen Cyberpolizei gestartete Fahndung, hat ein klares Ziel: Social-Media-Beiträge, die von "westlich-imperialistischen" Kräften zeugen, sollen entfernt und die verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Nachdem alle gängigen Social-Media-Kanäle, wie Facebook, YouTube und Twitter durch das iranische Regime verboten wurden, ist Instagram die einzige Plattform, die aufgerufen werden kann und genießt damit überdurchschnittlich viel Aufmerksamkeit.

Peitschenhiebe für Tänzer

Im Mai 2014 wurde eine Gruppe von jungen Männern verhaftet, weil sie zum Song "Happy" von Pharrell Williams tanzten und das dazugehörige Video im World Wide Web teilten. Die Jungs wurden zu jeweils sechs Monaten Haft und 91 Peitschenhieben verurteilt - und das, weil sie sie sich einfach nur glücklich und tanzend zu einem Songs präsentierten. Die Haftstrafen für die nun vor Gericht stehenden Angeklagten dürften dementsprechend deutlich höher ausfallen.
 

Andere Länder andere Sitten? Ein Sprichwort, das in diesem Fall wohl nur wenig Akzeptanz findet - zu Recht, wie wir finden.