Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Springender Mann mit Cap im orangenen T-Shirt
Karla Jacintos wurde vier Jahre lang zur Prostitution gezwungen

Schrecklich: Mexikanische Zwangsprosituierte spricht über 43.200 Vergewaltigungen

Es ist unvorstellbar und einfach unmenschlich was die heute 24-jährige Karla durchmachen musste. Nach acht Jahren des Schweigens, erhebt die gepeinigte Frau nun ihre Stimme und wird endlich erhört.

Vorgeschichte

Karla Jacintos Geschichte beginnt mit zwölf Jahren. Geboren in Mexico City, wurde sie lange Zeit von einem Familienmitglied misshandelt. Am Tiefpunkt angekommen, lernt die 12-Jährige einen jungen Mann kennen. Er ist 22, freundlich, kauft ihr Süßigkeiten, beschenkt sie mit Kleidung und sagt dem Mädchen, dass er es liebt. Die junge Mexikanerin verliebt sich in ihren vermeintlichen Retter und zieht mit ihm in das nahegelegene Tanancingo. Der Ort ist den Behörden bekannt, denn trotz der geringen Bevölkerungsdichte von 13.000 Einwohnern, floriert dort der Menschenhandel. „Es ist eine Industrie“, sagt eine ehemalig mexikanische Senatorin gegenüber CNN.
 

Verschleppt und versklavt

Bereits nach drei Monaten verändert sich Karlas Freund und zeigt sein wahres Gesicht. Er zwingt die 12-Jährige zur Prostitution. Karla Jacinto wird geschlagen, vergewaltigt und misshandelt. Ständig in anderen Motels untergebracht, zwingt ihr Freund und sein Menschenhändlerring sie dazu, bis zu 30 Freier täglich zu bedienen. „Jeden vorstellbaren Fetisch von über 40.000 Kunden“ musste die jetzige Menschenrechtsaktivistin, nach eigenen Angaben erfüllen. Vier Jahre dauerte Karlas Alptraum an - und das inmitten einer Großstadt, in der ihr jede Hilfe verwehrt blieb. Zur Polizei konnte sie nicht gehen, gesteht Karla. Denn auch diese waren in den Kinderprostitutionsring verstrickt. Nach einer Razzia einigte sich der "Zuhälter" des Mädchens mit den Staatsdienern und ließ diese für vier Stunden mit Karla und anderen Gefangenen alleine. Die heute 24-Jährige und die anderen Mädchen wussten, dass sie keine Chance hatten. Zu wem hätten sie gehen sollen, wenn Richter, Priester und Geschäftsmänner zu denjenigen zählten, die sich an ihnen vergingen. „Sie lachten, weil ich weinte. Ich schloss meine Augen, um nicht mit ansehen zu müssen, was sie mit mir machten“, berichtet die Mexikanerin bei einer Anhörung.
 

Durch die Hölle und zurück!

Nachdem sie vier Jahre lang fast täglich bis zu 30 Kunden "beglücken" musste geschah das unfassbare: Karla wurde schwanger - von einem ihrer "Kunden". Einen Monat nach der Geburt wurde ihr das Kind entrissen. Mit gerade einmal 16 Jahren nimmt sie all ihren Mut zusammen und versucht 2008 mit Hilfe eines Feiers zu fliehen. Der Versuch glückt - Karla ist endlich frei. 

Aktivismus
Jetzt acht Jahre nach ihren schrecklichen Erfahrungen will und kann Karla Jacintos nicht mehr schweigen. Sie wurde vier Jahre lang unterdrückt, geschlagen, missbraucht und vergewaltigt - jetzt hört ihr endlich jemand zu. Sie hat eine Stimme! Zusammen mit anderen Aktivisten besuchte die Mexikanerin vor Kurzem die „Modern Slavery and Climate Change“-Konferenz im Vatikan, wo Karla das kritische Thema mit Papst Franziskus höchstpersönlich diskutierte. Während eines Interviews Vorort bringt sie mit ihren Worten und Erlebnissen einen Moderator des Nachrichtensenders CNN zum Weinen. Die 24-Jährige Frau strahlt Stärke aus! Eine solche Stärke, dass sie vielen Mut macht, gegen die Missstände und ihre Peiniger vorzugehen. Doch vor ihr liegt noch ein weiter Weg.
 

Millionen Menschen

Denn laut „End Slavery Now“ liegt die Zahl der versklavten Menschen weltweit bei über 20 Millionen. Knapp ein Viertel dieser sind Menschen, die zur Zwangsprostitution gezwungen werden. Das erschreckende: Experten vermuten, dass die Dunkelzahlen noch höher liegen und Karlas Schicksal kein Einzelfall ist. Mit ihrem Mut will Karla endlich ihre Peiniger verurteilt sehen und allen Kindern der Welt das Leid ersparen, das sie ertragen musste. Was für eine mutige Frau!