Was steckt hinter dem Skandal? IKEA baut syrische Wohnung nach
Einer norwegischen Filiale des schwedischen Einrichtungshauses schockte seine Kunden nun mit dem Nachbau einer syrischen Wohnung. Doch was makaber wirkt, hat einen tieferen Sinn.
Einer norwegischen Filiale des schwedischen Einrichtungshauses schockte seine Kunden nun mit dem Nachbau einer syrischen Wohnung. Doch was makaber wirkt, hat einen tieferen Sinn.
Wer zu IKEA geht, betritt eine andere Welt. Wunderschöne Wohnwelten präsentieren sich Etage für Etage. Doch der schwedische Wohnspezialist kann nicht nur mit günstigen Möbeln punkten. Aufgrund der großen Flüchtlingskrise in Europa möchte IKEA seine Kunden darauf hinweisen, dass nicht alle Menschen im überschwänglichen Luxus leben und jeden Tag etwas zu essen und zu trinken haben. Um das bildlich zu verdeutlichen, hat sich das Unternehmen dazu entschieden, neben seinen europäischen Wohnbeispielen auch eine syrische Wohnungseinrichtung nachzubauen. In einer norwegischen Filiale gibt es daher seit neuestem 25 Quadratmeter Syrien zu sehen.
Die IKEA-Filiale in Slependen, Norwegen eröffnet das große Projekt zusammen mit dem norwegischen Roten Kreuz und der Werbeagentur POL. Inmitten der normalen Möbeleinrichtungen befindet sich nun der Nachbau der Unterkunft einer zehnköpfigen syrischen Flüchtlingsfamilie aus Damaskus. Anstelle von Sofas liegen Teppiche auf dem Boden. Die Betten bestehen aus dünnen Schwammmatten und alten Decken. Der ganze Rohbau ist mit den typischen IKEA-Produktbeschreibungsschildern ausgestattet. Aber anstelle von detaillierten Erklärungen zum Produkt, können sich die Besucher auf den Schildern über den syrischen Alltag informieren. Es geht dabei um die fehlenden Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und medizinische Versorgung. Einige Syrier erzählen auf den Etiketten von ihren Erfahrungen mit dem Krieg und den daraus resultierenden Lebensbedingungen. Die syrische Wohnung soll IKEA-Kunden nahelegen, wie grausam das Leben in Kriegsgebieten wirklich ist und zur Hilfe aufrufen. Genau aus diesem Grund ist jedes Schild mit einem Spendenaufruf versehen. Besucher können per Link direkt einen beliebigen Betrag zur Kampagne beisteuern.
"Als wir in ein anderes Gebiet flüchten mussten, um Sicherheit zu finden, hatten wir nicht genug Geld, um ein besseres Heim zu mieten. Wir hatten auch kein Geld für Matratzen und Decken, oder Kleidung für die Kinder“, erzählt Rana - eine Mutter von vier Kindern, dem Roten Kreuz. "Das norwegische Rote Kreuz hatte Rana in Syrien besucht und ihr Zuhause gefilmt. Man sah genau, unter welchen Bedingungen sie lebten. Die ganze Familie teilte sich alte Decken und Rana hatte nur Plastikteile, um die Fenster vor Wind und Wetter abzudecken“, sagt ein Sprecher der norwegischen Werbeagentur POL, die bei dem Nachbau der Wohnung in der IKEA-Filiale mitwirkten. Das Komplizierteste an diesem Wohnungsbau stellten die Backsteinmauern dar: "Es wäre wesentlich einfacher gewesen, eine Tapete von einer Backsteinmauer auf eine normale Wand aufzukleben, doch das hätte nicht das echte Gefühl verbreitet. Wir wollten die Behausung so realistisch wie möglich darstellen“.
Mittlerweile wurden dank der Kampagne umgerechnet etwa zwei Millionen Euro gespendet. Das gesammelte Geld geht an Bedürftige, die hauptsächlich in Kriegsländern wie Syrien, Afghanistan und Myanmar zu Hause sind. Es ist nicht das erste Mal, dass sich IKEA für die aktuelle Flüchtlingskrise einsetzt. Bereits 2013 spendete der Möbelgigant einfache, aber sichere Häuser an Obdachlose in Kriegsgebieten.