Ekel-Kunst? Studentin malt mit Menstruationsblut
Kunststudentin Jess Cummings kreiert Höhlenbilder, wie sie von Frauen vor langer Zeit gemalt wurden, nach "Originalrezept" mit echtem Menstruationsblut.
Kunststudentin Jess Cummings kreiert Höhlenbilder, wie sie von Frauen vor langer Zeit gemalt wurden, nach "Originalrezept" mit echtem Menstruationsblut.
Jess Cummings, Kunststudentin an der Glasgow School Of Art And Design, kreiert Bilder von Frauen in Meditationsposen. Soweit nichts außergewöhnliches, wäre da nicht ihr Traditionsbewusstsein. Genau so, wie es damals Frauen in ihren Höhlen machten, greift die Studentin bei ihrer Malerei zum natürlichsten, kostenlosen Hilfsmittel: Cummings malt mit ihrem eigenen Periodenblut.
"Ich male mit benutzten Tampons oder nehme das Blut mit einem Pinsel auf, den ich in der Nähe meines Genitalbereiches platziere", erklärte sie. Zwischen 5 und 25 Minuten benötigt die Malerin für eines dieser Bilder.
"Wenn ich eine stärkere Periode habe, geht es schneller, das Blut zu sammeln."
Über Nacht, wenn die Bilder trocknen, verändert sich der Farbton von einem hellen rot zu einem dunkleren braun. Auf die Idee, ihr Menstruationsblut als Farbe zu benutzen, kam die Kunststudentin ganz spontan, als sie während ihrer Regel malte: "Eines Tages hatte ich meine Periode und dachte mir, ich könnte mit Blut malen", erzählte sie, "Ich bin eine ziemlich aufgeschlossene Person."
Trotz aller Naturverbundenheit hatte die junge Frau Angst, Menschen mit ihrer Kunst zu verschrecken. "Periodenblut wird als ekelhaft angesehen", so die Studentin, "Ich hatte Angst zu hören, was sie sagen, falls sie von mir geschockt gewesen wären."
Nicht jedermanns Sache
Sechs Bilder hat Jess auf diese Weise bisher erschaffen und möchte ihre Sammlung noch vergrößern. Während momentan eines ihrer Gemälde in ihrer eigenen Wohnung hängt, hofft sie, ihre blutigen Werke künftig verkaufen zu können. Dass die Bilder auch auf sehr negative Resonanz stoßen könnten, ist der Studentin bewusst: "Ich wäre überrascht, wenn irgendjemand eines kaufen würde, aber geschmeichelt."
Und mit ihren Befürchtungen lag Jess Cummings, wie zu vermuten war, zumindest teilweise richtig: In den sozialen Medien erntete sie harsche Kritik für die Werke, die sie veröffentlicht hatte. "Sie sagten, sie fühlten sich unwohl und empfanden es als verstörend", berichtete die Studentin.
Selbst unter ihren männlichen Freunden fanden sich Kritiker, die von den Kunstwerken "abgestoßen und angewidert" waren und dies online kund taten. "Manche meiner Mitbewohner sagten, sie könnten mir in den sozialen Medien nicht mehr folgen, weil sie meine Kunst nicht anschauen könnten. Aber andere haben sich daran gewöhnt und mich verteidigt, wenn sie hörten, dass andere Leute negativ darüber reden hörten."
Natur ist nicht eklig
Die Künstlerin selbst sieht ihre Schöpfungen aber nicht als Provokation: "Ich glaube, die Leute denken, es ist ekelhaft, aber das ist es nicht."
Jess sagt, es sei für sie kein Unterschied, ob sie nun mit ihrem Blut, mit Ölfarbe oder Kohlestiften zeichne. Neben ihrer Malerei stellt Jess auch Tonmodelle von Vaginas her.
Ihre Kunst sieht sie als etwas absolut Natürliches, was sie wie folgt begründete: "Vor tausenden von Jahren nutzten Frauen für die ursprünglichen Höhlenmalereien ihr Menstruationsblut. Sie sind voll von Energie. Ich habe das Gefühl, das Malen mit Blut bringt eine Art wilde Frau in einem zum Vorschein und bringt einen mehr mit sich selbst in Verbindung. Meine Bilder sind nicht eklig und auch das Malen mit Blut ist es nicht, wenn man hygienisch ist und sich die Hände wäscht. Ich finde jede Frau sollte es ausprobieren."
Dass Kunst im Auge des Betrachters liegt, hat Jess Cummings hiermit einmal mehr bewiesen. Was meinst du, Kunst oder Ekel ... oder sogar beides?