Der mächtigste Pass der Welt: Deutscher Reisepass am beliebtesten
Der deutsche Reisepass gilt laut des "Passport Index" als der mächtigste der Welt. Doch warum haben Ausweisdokumente anderer Länder eigentlich weniger "Wert" und eine andere Farbe?
Der deutsche Reisepass gilt laut des "Passport Index" als der mächtigste der Welt. Doch warum haben Ausweisdokumente anderer Länder eigentlich weniger "Wert" und eine andere Farbe?
Wer im Besitz eines deutschen Reisepasses ist, kennt kaum Grenzen. Mit einer Visafreiheit für 159 der 194 Staaten der Welt, zu denen Deutschland diplomatische Beziehungen pflegt, können deutsche Staatsbürger fast ohne Einschränkungen den Globus erkunden. Auf dem zweiten Platz des Internationalen Passport Index' befindet sich Singapur - dessen Bürger ebenfalls 159 Länder ohne Visa bereisen können - dicht gefolgt von Schweden mit 158 Visafreien Einreisen. Fun Fact: Ein südkoreanischer Pass öffnet übrigens mehr Türen als ein dänischer, finnischer, italienischer oder französischer.
Norwegen ist Spitzenreiter in Sachen Design
Skandinavische Länder verleihen ihrem Ruf, Designliebhaber sein und ein Auge für Ästhetik zu haben auch in Sachen Ausweispapiere wieder alle Ehre. In Norwegen scheut sich die Regierung nicht, mit Typografie, Ausrichtung und Farbe zu spielen. So kommt der Reisepass Norwegens in drei auffallend stylischen Farben daher: Korallrot, Türkisblau und Weiß. Das Innere des Passes, das beinahe schon einen Accessoire-Charakter pflegt, besticht durch grafische Elemente, wie Fjorde oder Berge. Im Gegensatz zu dem deutschen Reisepass, der - sollte er vor dem 1. März 2017 ausgestellt worden sein - eher eingestaubt und altbacken wirkt, stellen sich die Norweger die Frage, warum neue, fälschungssichere Reisepässe nicht auch gut aussehen können? Mit Hilfe eines Design-Wettbewerbs suchte die staatliche Polizeibehörde Norwegens 2014 deshalb nach einem Kreativschaffenden, der ein "funktionales und angemessenes" Design für Reisepässe und Personalausweise entwerfen kann.
Für deutsche Bundesbürger und alle anderen europäischen Mitgliedstaaten gelten bei der Beantragung eines Reisepasses hingegen die Vorgaben der EU. Diese legte 1981 unter anderem fest, dass deutsche Reisepässe den Farbton Bordeauxviolett tragen sollten. Da Deutschland bei der Umsetzung dieser Auflage allerdings ein wenig trödelte, waren deutsche Reisepässe auch nach der neuen Regelung noch grün. Erst 1988 wurde Bordeauxviolett zur Standartfarbe. Begründet wird die einheitliche Auswahl europäischer Pässe mit dem Gefühl einer Gemeinschafts-Zugehörigkeit. Doch auch Länder wie Russland und China, die nicht zur EU gehören, veranlassten rote Passdecken. Der Grund liegt in der kommunistischen Vergangenheit dieser. Wie wichtig die Farbe ist, merkten vor einigen Jahren auch Mazedonien und die Türkei, die ihren Reisepässen ebenfalls einen Rotton verpassten, um in die EU zu passen und einen möglichen Beitritt zu beschleunigen. Und dann gibt es Länder wie Bolivien, Kolumbien, Cuba und Peru, die die rote Farbe optisch einfach schön finden und sie deshalb ebenfalls für die Ausweispapiere wählten.
Übrigens trugen bis vor ein paar Jahren alle Passhüllen europäischer Länder einen Rotton. Kroatien, das als Ausnahme im Farbranking galt, darf sich nun allerdings über Zuwachs freuen und den Außenseiter-Status ablegen. Denn neben dem dunkelblauen Pass kroatischer Staatsbürger gibt es auch einen blauen Pass für Liechtensteiner, einen blauen Pass für Isländer und einen Violetten Pass für Tschechen. Deutschland hat übrigens mittlerweile auch gemerkt, dass ein bisschen Abwechslung dem tristen Papier nicht schaden würde. Seit dem 1. März 2017 gibt es neue Passpapiere, die nicht nur haptisch anders daherkommen, sondern auch Farbtechnisch. So gibt es den deutschen Reisepass nun in fünf verschiedenen Farben und in einer flexiblen Passdecke - die bisherige Hardcover-Passdecke wurde durch einen flexibleren Umschlag ersetzt. Im Inneren des Passes befinden sich zudem fälschungssichere Hologramme, die nur unter UV-Licht einsehbar sind.
Nicht-EU-Länder haben meist die Möglichkeit, ihre Farbe selbst zu bestimmen. Häufig wird diese so gewählt, dass die Kultur oder auch Religion des Landes widergespiegelt wird. So haben islamisch geprägte Länder beispielsweise häufig die Passfarbe Grün zum Standard erkoren: Weil Grün als die Lieblingsfarbe des Propheten Mohammed gilt und in der Natur zu finden ist. Die USA wechselten die Farbe ihres Passes am häufigsten: Über beige, zu grün, weiter zu verschiedenen Rottönen bis hin zu grün. Seit 1976 ist der amerikanische Reisepass dunkelblau - mache behaupten, weil dies die Zugehörigkeit zu der sogenannten "Neuen Welt" darstellt, andere, weil blau in der Flagge der Amerikaner vorkommt. Schwarz ist im Übrigen die seltenste Farbe für Pässe. Lediglich einige afrikanische Staaten wie Botswana, Angola, Burundi, Tschad, Malawi und Kongo tragen diese Hüllenfarbe mit sich. Aber nicht immer spielen Richtlinien eine Rolle bei der Farbvergabe - auch simple praktische Gründe stecken dahinter: Da man Schmutz auf einem dunkleren Untergrund schlechter erkennen kann, sind diese Farben ebenfalls sehr beliebt. Zudem wirken sie förmlicher und seriöser. Wieder was gelernt!